nassen Wege erzeugten, also die Federzcichnungen, die lavirten oder getuschten Blätter, namentlich alle, die einen ins Warme, ins Gelbe gehenden Ton haben: ' Bister, Sepia u. s. w. Solche sind im Lichte sehr gefährdet. Weniger jene, welche mehr in einen kalten Ton oder ins Graue übergehen und wahrschein- lich meist aus MineralstoEen bestehen. Um von den gegenwärtig bestehenden Sammlungen zu sprechen, erlaube ich mir nur die zwei wichtigsten als Beispiele ins Auge zu fassen, den Louvre und die Uffizien. Der Vergleich ist sehr lehrreich; und wir mlissen wieder, so sehr es uns auch demiithigen mag, bei den Franzosen in die Schule gehen. In den Sälen des Louvre sind blos alle jene Zeichnungen unter Glas und Rahmen aufgestellt, die so gut wie gar nicht im Lichte leiden, dagegen liegen alle jene, welche den Lichtstrahl nicht vertragen, in Mappen; und wer aus Erfahrung weiss, wie schwer es ist, zu den Mappen der Louvre-Sammlungen Zutritt zu bekommen, der weiss auch, dass den Zeichnungen da wenig Gefahr vom Lichte droht. Einige Hauptblätter aber der italienischen Meister, sowie auch mehrerer französischer und deutscher, hat man doch auch dem grösseren Publikum zugänglich machen wollen und dieselben zu dem Zwecke in der so- genannten iwsalle des boitessf ausgestellt. Es ist wirklich Freude erweckend zu sehen, mit welcher Rücksicht man da zu Werke gegangen ist. Das Oberlicht des Saales ist mit Milchglas eingedeckt, zur Milderung der einfallenden Licht- strahlen. Ausserdem aber befindet sich jedes Blatt in einem besonderen, ver- schliessbaren hölzernen Kästchen (daher der Name des Saales) an der Wand aufgehängt; diese Gehäuse werden blos an einem Tage der Woche während zweier Stunden geöffnet und keine Protection vermag daran etwas zu ändern. Anders ist man in Florenz vorgegangen. Man hat den grossen langen Corridor, durch welchen Vasari Uffizien und Pitti verband, zum grossen Theile dazu verwendet, die Zeichnungen da aufzustellen, ohne jede Rücksicht auf ihre Herstellung. Sie sind auch sonst nicht genügend geschützt, vielmehr imhöch- sten Grade gefährdet. Was nun die Art der Einrichtung betrifft, so folgen leider die meisten Kabinete der Sammlung der Uffizien nach, statt sich von ihr ein abschrecken- des Beispiel zu nehmen. Die Verglasung muss stets so eingerichtet werden, dass der Staub möglichst schwer eindringen kann. Auch darf das Glas weder unmittelbar auf der Zeichnuiig liegen, noch soll es zu weit von derselben ent- fernt sein. Dieselbe Sorgfalt erstrecke sich auf einzurahmende Kupferstiche. Aber auch diese leiden im Lichte. Die beste Aufbewahrung für dieselben bleibt daher nach wie vor die in den Mappen, und zwar namentlich für Privatlieb- haber. Fiir öffentliche Sammlungen empfiehlt sich immer noch die in Bänden. Die Stiche sollen freilich in der Weise aufgezogen werden, dass mindestens eine Ecke frei bleibt, sie müssen auf gutes geschöpftes Handpapiert, nicht auf chemisch hergestelltes Papier aufgezogen und die Vorderseiten durch Seiden- papier geschiitzt werden. Ich warne aber davor, dass die Anbringung dieses Seidenpapiers auf der Rückseite des vorhergehenden Blattes geschehe. Das Seidenpapier muss lose eingelegt sein, damit die unvermeidliche Reibung auf die dem Stiche abgekehne Seite desselben verpflanzt werde. Freilich da stehen wir vor der Papierfrage: Nichts ist heute schwerer, als das für Conservirung von Kunstblättem geeignete Papier zu finden. Das Maschinenpapier, dessen Auslaugung eine ganz unvollkommen: ist, bleibt fiir dieselben stets gefährlich. Das ist allerdings eine Calamität. Wir bekommen kein gutes Seidenpapier und keine guten Canons mehr; es wiirden sich aber wohl die Fabriken wieder dafür einrichten, wenn alle Sammler und Sammlungsvorstände in der- Nach- frage einig wären.