503 pfuschen, damit man an den Hochschulen davon frei und erlöst wäre?! - Was dann die Combination betrifft, die hier vorgeschlagen wird, so hat Springer geglaubt, der Historiker sei der geeignete Mann, diese Dinge zu tractiren. Allein ich bin der festen Ueberzeugung, dass er der nicht ist. Die Herren verhalten sich indifferent, ja ablehnend gegen die Kunstwissenschaft. Sie haben sich eher Mühe gegeben, die Kunstgeschichte als ein obligatorisches Fach an den Hochschulen nicht aufkommen zu lassen. -- Die Ansicht dagegen, die wir eben im Namen des Professor Egger gehört haben, hat allerdings etwas für sich. Allein es ist dies eine so individuelle Frage, es ist so unsicher, ob der Lehrer der deutschen Sprache hierfür der rechte Mann ist, dass man un- möglich den Wunsch äussern kann, es möge immer der Professor des Deutschen mit dem kunstgeschichtlichen Unterrichte beauftragt werden. Es ist wohl vor- zuziehen, das Minimum, das überhaupt gegeben werden darf, durch den be- treffenden Hauptlehrer oder den Lehrer der Philologie vermitteln zu lassen, der dergleichen mit dem Vortrage über Sophokles verbinden kann. Es ist immer einfacher, bei der betreHenden classischen Literatur auch das Nöthige über classische Kunst einfiiessen zu lassen. Man soll aber nur so viel auf das Gymnasium bringen, wie zum Verständniss des Anderen nöthig ist; man würde sonst die Erfahrung machen, dass die Dinge nur Vergnügen der Zu- hörer sein würden. - Springer hat ein ausführliches Recept in Bezug auf den Gang des Unterrichts gegeben. Die Anschauung Springers über orientalische Kunst kann ich aber durchaus nicht theilen. Es würde meines Erachtens durch ein eingehendes Vorlegen von Anschauungsgegenständen nur höchstens ein stoffliches Interesse erweckt werden; man würde es aber zu einer künstlerischen Anschauung, zu einem stylistischen Verständniss nicht bringen können. Es würde ganz unnütz sein, den Styl aus Rafaelischen Tapeten zu dociren. - Mein Antrag geht dahin: den Kunst- und ästhetischen Unterricht an den Mittelschulen möglichst auf das zum literarischen Verständniss Nothwendige zu beschränken, in der Hauptsache aber diese Dinge den Hochschulen so viel wie möglich intact vorzubehalten. Custos Bucher (Wien): Um ein wenig zu zeigen, wie es in diesen Dingen factisch auf Schulen bestellt ist, erlauben Sie mir, Ihnen einige Proben aus einem Versuche, die Kunstgeschichte als Anhängsel an die Geschichte in die Schulen einzuführen, mitzutheilen. lch bin auf dieses Buch, das einen Wiener Gymnasial-Professor zum Verfasser hat und vom Ministerium den Schulen zur Annahme empfohlen worden ist, aufmerksam geworden durch die Frage einer Person, was ein Keilbogen wäre. lch habe die von der Kunst handelnden Abschnitte dieses Buches in Folge dessen durchgesehen. Es fängt hier also z. B. in der Geschichte des Mittelalters der Abschnitt von der Kunst folgendermassen an: wDie wichtigsten Werke der Kunst sind die Kirchenu u.s.w (Redner giebt eine an's Unglaubliche streifende und vom Congresse mit starrem Staunen, zum Theil auch mit hellem Lachen aufgenommene Blüthenlese aus den Belehrungen dieses Buches über das Wesen und die Werke der Kunst. Dann fahrt er fort:) Es genügt das, um ahnen zu lassen, was ein Buch dieser Art, in die Hände eines gänzlich unvorbereiteten Schülers gegeben, fiir Schaden anrichten kann, welche Erfolge ein Kunstunterricht in dieser Form haben kann. Dr. Dobbert: Ich glaube, dass wir bezüglich des kunstgeschichtlichen Unterrichtegan Mittelschulen einen Unterschied machen müssen zwischen den gegenwärtigen Zuständen und denen der Zukunft. Es ist ganz gewiss, dass heutzutage nur an wenigen Schulen sich Kräfte finden werden, um den kunst- geschichtlichen Unterricht zuverlässig zu ertheilen. Wir dürfen nicht vergessen, dass unsere Wissenschaft eine der allerjüngsten ist, deshalb ist sie auch noch