wenig dazu angethan, den Gymnasien _und verwandten Schulen einen geeigneten Lehrstoff zu bieten. .Das aber wird anders werden. Gehen doch die Univer- sitäten, eine nach der anderen, damit vor, dass sie Professuren für Kunstwissenschaft schaffen. Und hat sich erst an den Universitäten die Kunstgeschichte eingebürgert, dann, glaube ich, wird es allerdings wünschenswerth sein, dass mit dem Ge- schichtsunterrichte in Mittelschulen in gewissem Grade auch kunstwissenschaft- licher Unterricht verbunden werde; denn dann werden diejenigen, welche Ge- schichte studiren, die künftigen Geschichtslehrer, auch kunstgeschichtliche Studien machen; denn das Gefühl ist doch schon ietzt vorhanden, dass es für- wahr nicht genügt, wenn sie sich auf die politische Geschichte beschränken. Es ist ja doch nur eine Einbildung, wenn man meint, der Geschichtsunter- richt, auch wie er heute ertheilt wird, handle blos von politischer Geschichte. Es gieht ja Perioden der Geschichte, die man durchaus nicht klar machen kann, ohne auch die übrigen Seiten des menschlichen Denkens und Treibens zu berühren. Wer kann z. B. die Geschichte des sechszehnten Jahrhunderts lehren, ohne auf die religiöse Bewegung jener Zeit einzugehen? Ebenso kann der Geschichtslehrer an vielen Stellen seines Vortrages auch der Kunsgeschichte gar nicht entbehren. Wie will er ein einigermaßen zureichendes Bild von dem Zeitalter des Perikles, wie es wirklich gewesen, entwerfen, ohne auf Phidias einzugehen, ohne die Parthenon-Sculpturen den Schülern zu zeigen? Die Schüler der obern Classen eines Gymnasiums sind aber gewiss reif genug, um Sinn zu haben für die Schönheit solcher Werke. Wer dem Schüler einen Begriff von jenem Zeitalter geben will, wird sich doch nicht etwa auf die Schil- derung des peloponnesischen Krieges beschränken können? Ebenso wenig lässt sich ein Bild vom Renaissance-Zeitalter entwerfen, ohne auf Rafael einzugehen; der Geschichtsunterricht kann sich an dieser Stelle doch nicht etwa rnit der Darstellung der Kriege zwischen Karl V. und Franz l. begnügen? - So bildet denn ein gewisses Maß von kunstgeschichtlichem Unterricht einen wichtigen und integrirenden Bestandtheil des Geschichtsunterrichtes überhaupt, eine Ueberzeugung, die desto tiefere Wurzeln schlagen muss, je mehr man unter Geschichte: Cultur- oder Civilisationsgeschichte versteht. Einstweilen wird man sich freilich an Mittelschulen einrichten müssen und demjenigen Lehrer di_e kunstgeschichtlichen Kenntnisse zu übertragen auf- geben, den das Institut gerade besitzt: sei es nun der Geschichtslehrer oder der Lehrer der Muttersprache oder der Zeichenlehrer. Warum sollte letzterer nicht, bei Gelegenheit der verschiedenen Säulencapitäle, die er zeichnen lässt, die Schüler mit dem Wesen der verschiedenen Säulenordnungen bekannt machen? Nur, scheint mir, darf man in keinem Falle etwas streng Systematisches und Abgeschlossenes verlangen. (Schluss folgt.) KLEINERE MITTHEILUNGEN. (Correspondenten des Museums.) Se. kais. Hoheit der durch- lauchtigste Herr Erzherzog Rainer hat als Protector des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie zu Correspondenten dieses Instituts ernannt: 1. Jonkherr Heinrich v. Siebold, Dolmetsch-Eleve der k. k. Legation in Japan, derzeit der k. japanesischen Ausstellungs-Commission attachirt; 2. Herrn Professor Dr. Heinrich Brugsch, derzeit General- Cornmissär zur Weltäusstellung für Aegypten.