Grundfüge einer Insrrucrion ßriden Unterricht im Freilmndpichnen an Bürgerschulen. I. Die- Aufgabe des Zeichenunterrichtes ist: a) Bildung des Formensinnes; b) Befähigung des Auges für das richtige Auffassen der Formen; c) Fertigkeit der Hand im leichten und sicheren Darstellen des Gesehenen oder Vorgestellten. a. Diese Ziele sollen auf jeder Stufe, bei jeder einzelnen Uebung irn Auge behalten und ernstlich angestrebt werden. 3. Der Zeichenunterricht muss auf der ersten Stufe Classenunterricht sein, d. h. alle Schüler einer Classe müssen zu gleicher Zeit dasselbe zeichnen. Die zu zeichnenden Formen müssen demnach vom Lehrer angesichts der Classe und unter entsprechenden Erläuterungen correct und moglichst gross an die Schultafel und zwar derart gezeichnet werden, dass die Schüler bei ihren Arbeiten der des Lehrers zu folgen vermögen. 4. Auf der zweiten Unterrichtsstufe sind auch Uebungen im Zeichnen aus dem Gedlchtnisse vorzunehmen, bei welchen folgender Vorgang beobachtet werden soll: Eine vom Lehrer auf die Schultafel gezeichnete einfache Form wird in allen ihren Theilen gründlich besprochen, wobei zumeist in dialogischer Lehrweise insbesondere das Charakteristische der Figur hervorgehoben wird; dann wird die Zeichnung des Lehrers dem Anblicke des Schülers durch Bedecken etc. entzogen und derselbe erhält die Auf- gabe, die Figur aus dem Gedachtnisse zu reproduciren. 5. Die Correcturen der fehlerhaften Schülerzeichnungen sind nie in den Arbeiten der Schüler vorzunehmen; man verunlasse die Schüler durch mündliche Bemerkungen zur Ausbesserung. - Classencorrectur verdient den Vorzug vor der Einzclncorrectur. 6. Das Freihandzeichnen schließt selbstverständlich den Gebrauch "da Lineals, Zirkels und der Reisefeier aus, und es hatte somit das Zirkelzeichnen in der Vl. Classe zu entfallen. 7. Der Anleitung zur Aufassuug der ebenen und räumlichen Gebilde sollen An- schauungsbehelfe zur Seite stehen; z. B. eignet sich für die Erklärung über die Ent- stehung perspectivischer Bilder ein Glasfenster oder besser ein Modell mit durchsichtiger Bildfläche und merkirten Sehstrahlen. Weitere Unterweisungen über Horizontalebene, Cvrundebene, Horizontallinie, Grundlinie, Verticallinie, sind nothwendig; ferner der per- spectivische Lehrapparat. Ausführliche, wo möglich mit Illustrationen versehene Beschrei- bung des Starivs, der Draht- und der Holzmodelle, sowie des Gebrauches derselben auf der Schultnfel; Anzahl der Stative; Vor-sichten bei dem Unterrichte nach dem Drahtmcdell mit Rücksicht auf die Sitzordnung und die Schülerzahl. Besonders wichtig ist die gerade mit Marken in gleichen Entfernungen versehene Drahtlinie bezüglich der perspectivischen Grundsätze der Verschwindungspunkte von den Geraden in verschiedenen Lagen derselben gegen die Bildülchen; ferner der Würfel, per- spectivisch gezeichnet, in zahlreichen Stellungen. Das Wichtigste aus der Schattengebung ist bei dem Beginne des Zeichnens nach Korpermodellen vorzunehmen, und die verschiedenen Erscheinungen an den Oberflächen der beleuchteten Körper sind zu erklären. Die gewonnenen perspectivischen Grundlehren und zwar über Schattengebung sind beim Darstellen geeigneter einfacher technischer Objecte, z. B. Tisch. Kasten, Balkenwürfel, Postarnent mit Gesimsen etc. zu verwerthcn. 8. Betrefend- die Einrichtung des Zeichensanles sind Lichteinlasse, Blenden, Sitz- vorrichtungen für die nach Gypsmodellen zeichnenden Schüler, Modellstlnder, Zeichen- tische mit Sesseln, Originalrahmen, Tafel mit Podium, Versorgung der Lehrmittel, zur Erreichung der Lehrziele unbedingt nothwendig. Hinsichtlich der Zeichemnaterinlien sind Bleistift, Feder, Kreide, Kohle etc. zu empfehlen. Die Schüler sind mit dem Gebrauche derselben bekannt zu machen; ferner belehre man sie uber deren Güte und Zwecltdienlichlteit und hebe die Schädlichkeit des dladirgummi- hervor. C Lehrplan für des Freihandzelohnen den Bildungsanstalten für Lehrer und Lehrerinnen. Lehrziel: Fertigkeit im freien Anfassen und Darstellen ebener und "räumlicher elementarer Formen und Combinatlonen derselben mit besonderer Rücksicht auf die Erwerbun der grosstmoglichen Fßhigkeit, diese Gegenstände in correcter Cuntcur an die Schult: el zu zeichnen.