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Griindgüge einer Instruclion für den Linterricht- im Freilmndqeichrien an Oberrealschulen.
a) Lehrmethode ünd Unterrichtsapparat.
Erste Unterrichtsstufe.
l. Classe wöchentlich 6, ll. Classe 4 Stunden.
Art und Grösse der Vorzeichnungen auf der Schultafel mit sorgfältigster Schonung
der Sehkraft der Schüler; Reihenfolge der Zeichnungen und Systematik des Unterrichtes
auf Grundlage der geometrischen Anschauungslehre.
Anleitung zum Aulfassen der ebenen geometrischen Gebilde nach ihren verschie-
denen Ausdehnungen und in Vergleichung mit einander. Rechnungsoperationen bezüglich
der Strecken.
Maßstäbe und deren Anwendung.
Combinationen der erlernten gerad- und krummlinigen Figuren. Anleitung zur
Selhstthätigkeit des Schülers zur Zusammenstellung der bekannten Grundformen und Er-
findung neuer Bilder als bestes Mittel zur Stärkung der Vorstellungskraft und Weckung
der Phantasie. Das geometrische Ornament (Sternliguren, lGeisverziertingen, Mäander etc.);
das symmetrische Flachornament und Zeichnungen desselben nach Axen mit Benutzung
anderweitiger gerader Hilfslinien.
Erklärungen über die Entstehung perspectivischer Bilder, wozu ein Glasfenster oder
besser ein Modell mit durchsichtiger Bildfläche und markirten Sehstrahlen sich eignet;
weitere Unterweisungen über Horizontalebene, Grundebene, Verticalebene, Horizontallinie,
Grundlinie, Verticallinie.
Der perspectivische Lehrapparat.
Ausführliche, wo möglich mit Illustrationen versehene Beschreibung des Stativs,
der Draht- und Holzmodelle, sowie des Gebrauches derselben vor der Schultafel.
Anzahl der Stative; Vorsichten" beim Unterrichte nach dem Drahtmodell mit Rück-
sicht auf die Sitzordnung und die Schülerzahl, wobei als Grundsatz gelten möge, dass
ein Assistent bestellt werde, wenn die Schülerzahl über 30 steigt.
Wichtigkeit der geraden mit Marken in gleichen Entfernungen versehenen Draht-
linie bezüglich der perspectivischen Grundsätze über Verschwindungspunkte der Geraden
in verschiedenen Lagen derselben gegen die Bildüichen.
Reihenfolge der Draht- und Holzmodelle beim Unterrichte. Wichtigkeit des Würfels
und perspectivische Zeichnung desselben in zahlreichen Stellungen. Die prismatischen und
die Körper mit krummen Oherliächen.
Elementare Schattengebung. Gründliche Erklärun über Entstehung und Darstellung
heschatteter Theile des darzustellenden Obiectes. Li tquellen; Selbstschatten. Schlag-
schatten; directes und refiectirtes Licht.
Verwerthung der gewonnenen perspectivischenGrundlehren und jener über Schatten-
gebung beim Darstellen geeigneter einfacher .technischer Objecte, z. B. Tisch, Kasten,
Balkenwürfel, Postan-ient rnit Gesiinsen etc.
Zweite Unterrichtsstufe.
lll. und lV. Classe, je 4 Stunden.
Art und Grösse der Contourzeichnungen auf der Schultafel im Anschluss an die
Elemente des Flachornaments, die auf der ersten Unterrichtsstufe Lehrobject waren.
Wichtigkeit des tiefschwarzen Tafelanstriches und der rnit weisser Farbe oder
Kreide gemachten Vorzeichnungen, rücksichtlich deren Deutlichkeit und Sichtbarkeit.
Passende Erklärungen des Lehrers über die Styliirt der gezeichneten Ornamente
und Reihenfolge derselben. .
Art und Umfang der Gedachtniss-Zeichnungsnbungen.
Farblose und polychrome ornamentale Musterblätter. Deren richtige Auswahl aus
den Hauptstylarten, systematische Ordnung und behördliche Afprobation. Form dieser
Musterblatter und Inhalt der beigefügten erklärenden Notizen.
Plastische Ornamente, entnommen wirklichen Vorbildnern aus den Hauptstylen
und mit erklärenden Notizen versehen. Gebrauchsanweisung derselben.
Schnttengebung mit Erklärungen namentlich über Form und Farbe des Schattens,
respective der beschatteten Körperflachen als Vervollständigung des auf der ersten Unter-
richtsstufe Vorgenommenen.
_ Perspectivische Zeichnungsübungen nach entsprechenden technischen Objecten als
Weiterbildung ähnlicher Studien der ersten Stufe. Hierzu als Objecte: Einfache architek-
tonische Gesimsgliederungen und solche mit ornamentalern Schmuck; Capitale, Pfeiler
und Saulenbasen, einfache Maschinen etc. '
_ Beschäftigung mehrerer Schüler um ein derlei Object behufs Erlangung und Ver-
gleichung mehrerer Bilder desselben Gegenstandes.