dienen noch besondere Erwähnung. Das moderne Antiquariat verwechselt sie oft und benützt für Spiegel, was einst Bilderrahmen war. Dies gilt z. B. von dem interessanten Stück Nr. 164, Eigenthum der Frau v. Lit- trow, nicht aber von dem reizenden Spiegel des Grafen Edmund Zichy Nr. 148, bei welchem zwei Figuren, ein Herr und eine Dame in der ele- ganten Tracht von etwa 1635, mit coquet graciöser Bewegung so ange- bracht sind, dass sie ihre liebenswürdige Erscheinung im Spiegel betrachten. Auch das Rococo hat von Spiegeln eine Anzahl zur Ausstellung ge- liefert, meist kleinere Stücke mit capriciösem, keck und willkürlich her- ausspringendem Ornament, sämmtlich Eigenthum desl-lerrn v. Falbe. Welchen Gegensatz bildet dazu der prächtige Rahmen des sechzehnten Jahrhunderts aus der schönsten Venezianer Zeit, vollkommen angemessen, ein Tizian'sches Portrait oder einen ernsten, dunklen Tintoretto in sich zu fassen! Wir meinen Nr. x52, Eigenthum des Grafen Hoyos. Zwischen diesem Ernste und der Ueberleichtigkeit des Rococo stehen in der Mitte mit ihrem Charakter zwei mit Laub und zum Theile mit Figuren reich geschnitzte Spiegelrahmen, Nr. 59 und 60, wohl niederländischen Ur- sprungs. Beide sind Eigenthum des Fürsten Johann von Liechtenstein. Ein geschnitztes Weihbrunngefäss (Nr. x40, Eigenthum des Grafen Hoyos) schliesst sich an Zierlichkeit und Schönheit ihnen an, obwohl es etwas älter und italienischen Ursprungs ist. Alle diese Gegenstände - es gibt gewiss viel schönere und reichere noch, als wir sie hier auf der Ausstellung sehen - haben einen Vorzug: sie sind lehrreich. Und das ist's, worauf es ankam. Die Rahmen z. B. bilden sämmtlich einen Gegensatz zu den modernen. Die heutigen treten hoch und massig mit ihren Profilen von der Wand heraus und schliessen das Bild tief in einen Kasten ein; die alten schmiegen sich flach an die Wand und bilden daher zugleich eine Decoration für diese. Die unseren zerstören ästhetisch die Wand, die alten schmücken sie. Und so wird man auch den übrigen Arbeiten, den Kästen, Schränken, Buffets, dem Sitzgestühle, wenn man ihre Eigenthümlichkeit studiren will, gesunde und brauchbare Motive entnehmen; wird man an ihnen lernen, auf den Grund der Dinge zu schauen und sich nicht blenden zu lassen von dem glän- zenden Beiwerk, womit unsere modernen Arbeiten so häufig die mangel- hafte Anlage verdecken. Wie unscheinbar treten uns auf den ersten Blick alle diese alten Gegenstände entgegen, denen alle Politur, wEuropaUs über- tünchte Hötlichkeitu zu mangeln scheint, an denen die Zeit zum Theil schon arge Zerstörung angerichtet hat, - und dennoch, je mehr wir uns mit ihnen abgeben, auf ihr Wesen uns einlassen, desto lieber gewinnen wir sie, desto mehr lernen wir sie schätzen in ihrer gesunden, tüchtigen Kemhaftigkeit. Vl. ln jüngster Zeit ist diese Ausstellung, wie die neue Ausgabe des Kataloges nachweiset, wiederum um eine Anzahl interessanter Möbelstücke