Mitlhailunußn lBS k. ÜßSlßPfßißll. MIISBIIIIIS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.
Am i. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. Abonnementspreis per Jahr d. 4..-
Redacteur Bruno Bücher. Expedition von C. Gerohfs Salm.
Man abonnirt im Museum, bei Gerold Comp., durch die Postanstalten, sowie durch
alle Buch- und Kunsthandlungen.
Nr, 108, WIEN, l. Snvraxaen 1874. Jahr-g
Inhalt Vorlagenwerke für den Zeichenunterricht an Volks-, gewerblichen hlittel- und Fortbildungs-
lchulen. Erwerbun en des k. k. Ocsterr. Museums. Zur Geschichte der Spirzemndusrne.
IForte. Die weiblic en Arbeiten in der Volksschule. Kleinere Mittheilungen. Fortsetzung
de Kataloges der Ornnmcntslich-Sxmmiung. Inserat.
Vorlagenwerke für den Zeichenunterricht an Volks-, gewerblichen
Mittal- und Forthildungsachulen.
Die Lehrmittel für den Zeichenunterricht an Mitrelschulen, Gewerbe-
schulen und gewerblichen Fortbildungsschulen sind in Oesterreich bis
jetzt meist aus dem Auslande bezogen worden. So vorzüglich diese auch
in einzelnen Fällen sind im Ganzen und Grossen können sie nicht ge-
nügen, schon weil sie weder auf die Zwecke unserer Schulen, noch auf
die österreichischen Bauvorschriften Rücksicht nehmen; in vielen Fällen
bewegen sie sich auch nicht auf der Höhe, welche die Gewerbe, insbe-
sondere die Kunst- und Baugewerbe in Oesterreich speciell in Wien
erreicht haben.
Es war daher unerlässlich nöthig; diese Lücke im Unterrichte aus-
zufüllen, und die Commission, welche im Oesterr. Museum tagte, um
die Reform des Zeichenunterrichtes zu berathen, hat nicht gezögert, die
Herausgabe einer Reihe von Vorlagenwerken bei dem Unterrichtsministe-
rium und dem Handelsministerium zu beantragen, damit den Zwecken
des öifentlichen Unterrichtes Genüge geleistet werden kann. Beide Mini-
sterien haben diesen Vorschlägen die Genehmigung mit nicht genug an-
zuerkennender Bereitwilligkeit ertheilt, und so werden schon im Laufe
dieses Herbstes eine Reihe von Werken erscheinen, die, wie zu erwarten
steht, sich um so leichter in unseren Schulen einbürgern werden, als sie
sämmtlich von hervorragenden und erprobten Fachlehrern entworfen und
gezeichnet, zugleich schön ausgestattet und billig sind.
Wir glauben im Interesse unserer Leser zu handeln, wenn wir vor
Beginn des Schuljahres denselben eine genaue Uebersicht der im Drucke
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begriffenen Vorlagenwerke geben, deren Herausgabe bereits im Oc-
tober d. J. beginnen soll. Es sind folgende
x. Elementar-Zeichenschule. Vorlagen zum Vorzeichnen auf
der Schultafel, entworfen von Prof. Jos. Grandauer. Dieses Werk er-
scheint in 12 Lieferungen 10 Tafeln in kl. Folio im k. k. Schulbücher-
verlage in Wien für das Ausland bei R. v. Waldheim; es schliesst sich
ganz genau an die jüngst veröffentlichten Lehrpläne und lnstructionen
für den Zeicbenunterricht in den Volks- und Bürgerschulen an und ist,
wie der Titel ergibt, in erster Linie für Volksschullehrer bei dem Tafel-
zeichnen an Volksschulen bestimmt.
z. Vorlegeblätter für den bautechnischen Unterricht an
Gewerbeschulen, herausgegeben von den HH. Riewel und Schmidt,
Professoren an der k. k. Bau- und Maschinengewerbescbule. Das Werk,
das im Laufe des October ausgegeben werden wird, und dessen Preis
sich auf 15 l-l. stellen dürfte, erscheint in 46 Blättern gr. Fol. in Farben-
druck im Verlage des k. k. Oesterr. Museums, gedruckt bei O. Weigel.
Die Entwürfe zu diesem Vorlagenwerke haben in der österreichischen
Schulausstellung auf der Weltausstellung allgemeine Anerkennung ge-
funden; es ist das erste Werk der Art, in welchem die Fortschritte der
Wiener Bautechnik zur Verwertbung für Schulen gelangen. Bisher wurden
in unseren Baugewerbeschulen meist ausländische Werke benützt, die
weder mit unseren Baugesetzen noch mit unserer Bautechnik im Ein-
klange standen.
3. Einfache Möbel. Vorlagen für Möbeltischler, herausgegeben
von Prof. J. Storck. Dieses Werk ist für Fach- und gewerbliche Furt-
bildungsschulen bestimmt denen es in dem so wichtigen Fache der
Möbeltischlerei an Vorlagen einfacher, für das tägliche Leben passender
Möbel mangelt. Die erforderlichen Werkzeichnungen werden in grossen
autographirten Blättern beigegeben.
4. Vorlegeblätter für das Maschinenzeichnen an gewerb-
lichen Fortbildungsschulen, herausgegeben von H. Weiner, Professor an
der k. k. Bau- und Maschinengewerbeschule in Wien. Das Werk er-
scheint in 45-50 Folioblättern in Farbendruck, für Oesterreich im k. k.
Schulbücherverlag, für das Ausland bei R. v. Waldheim. Im Laufe dieses
Jahres wird die erste Lieferung erscheinen und in dem Schuljahre i874j75
das Ganze abgeschlossen sein. Da es an unseren gewerblichen Fortbil-
dungs- und Sonntagsschulen vollständig an einem Vorlagenwerke für das
Mnschinenzeichnen für Schlosser, Maschinenarbeiter u. s. f. fehlt, so wird
dieses Werk eine klaffende Lücke ausfüllen.
5. Kunstgewerbliche Vorlegeblätter für Gewerbe-, Fach-
und Mittelschulen, herausgegeben von Prof. J. Storck. Dieses Werk
erscheint im Druck und Verlage bei R. v. Waldheim in rzo chroma-
lithographirten Folioblättern; die Ausgabe desselben wird im Laufe dieses
Jahres beginnen und in 2-3 Jahren abgeschlossen sein. Es ist bestimmt,
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dem immer stärker hervortretenden Bedürfnisse nach Darstellungen kunst-
gewerblicher Obiecte zu genügen, die, auf mustergiltigen Grundlagen be-
ruhend, die verschiedenen Kunstgewerbe umfassen und als Vorlegeblätter
zum Zeichnen mit Feder, Pinsel etc. dienen. Die Vorlagen sind in
grossem Maßstabe gezeichnet und vermeiden daher den Fehler, den die
trelflichen Werke von Oweu Jones und Racinet haben, dass sie zwar
Lehrer und Künstler orientiren, als directe Zeichenvorlagen für Gewerbe-
schulen hingegen fast gar nicht benützt werden können. Die meisten der
benützten Originale sind den Sammlungen des Oesterr. Museums entlehnt.
Die Werke unter 1., n. und 4. erscheinen mit Unterstützung des
k. k. Unterrichtsministeriums, 3. mit Unterstützung des k. k. Handels-
ministeriums, die Herausgabe von 5. wurde durch Unterstützung beider
Nlinisterien ermöglicht.
6. Endlich erscheinen mit Unterstützung des k. k. Handelsministe-
riums im Verlage von Lehmann 81 Wentzel die vThlir- und Fenster-
verschlüssen, gesammelt von Prof. v. Siccardsburg, herausgegeben
von J. Storck, G. Gugitz und Fr. Paulick, ein Werk, welches die
in den verschiedenen Ländern üblichen Arten des Thür- und Fenster-
verschlusses historisch-technisch bis auf die neueste Zeit darstellt, und
das demnach sowohl Bautischler und Architekten, als Baugewerbeschulen
und technische Institute interessiren dürfte.
Von allen den hier genannten Werken werden im Beginne des Mo-
nates October Prospecte ausgegeben werden. R. v. E.
Erwerbungen des k. k. Oasterr. Museums.
ln der letztverllossenen Periode, also seit dem Schlusse der Wiener
Weltausstellung 1873, haben die Sammlungen des Museums durch Ankauf
und Geschenke ansehnliche Bereicherung erfahren, worunter sich mehrere
hervorragende Acquisitionen befinden. Von den bedeutendsten verzeichnen
wir, der Eintheilung der Säle folgend, von Gold sch miedearbeiten
und Verwandtem ein schönes Vortragekreuz des italienischen Quattrocento,
bezeichnet vlohannes de Civitella Spoletanus 1485-1; zwei Kirchenleuchter
der seltenen Technik und Decoration des venetianischen Emails auf
Kupfer aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts; Nachbildungen von
Metallgefässen nach Kupferstichen Holbeins; antik-römischer und grie-
chischer Schmuck in Gold und besonders schöner Filigrantechnik, nach
den Originalien imitirt von A. Castellani in Rom.
lrn Fache der Poterien nimmt die Erwerbung mehrerer antik-
griechischer Thongefässe den ersten Rang ein; es sind dies angeblich aus
Korinth stammende Arbeiten, ausgezeichnet durch die in Goldfarbe aus-
geführte Decoration; ausserdem gelangte durch Geschenk des Herrn
Reichmann in Mailand eine Serie von antiken, auf Sardinien gefun-
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denen Thonfiglirchen und Gefässen in den Besitz des Museums. Von
Herrn Fischer in Herend die Imitation einer kolossalen japnnesischen
Porcellanvase; endlich mehrere deutsche Oefen aus dem 17. und 18. Jahr-
hundert; Alt-Wiener Porcellan, Bauernkrüge etc.
Die Sammlung der Glasarbeiten wurde durch Erwerbung einiger
werthvollen antiken Proben vermehrt. Zu bemerken darunter mehrere
etruskische Schalen von gefärbtem und durchsichtigermGlase; sehr schöne
irisirende Phiolen; zwei grössere Aschengefässe aus Sardinien, Geschenk
des Herrn Reichmann; zwei durch ihre seltene Höhe sich auszeichnende
venetianische Champsgnergläser, Geschenk der Frau Baronin Karg-
Bebenburg; geschliffene und mit Schmelzfarbe bemalte böhmische Gläser,
verschiedene moderne Glasarbeiten, Geschenk des Herrn Lobmeyr;
16 Fragmente von Glasgemälden des 14. Jahrhunderts von St. Stephan,
Geschenk des erzbischöflichen Consistoriums in Wien.
Bei Gelegenheit der Mö belausstellung wurden für die Abtheilung
dieses Faches ein portugiesischer Tisch und sechs portugiesische Stühle
von geschnittenem Leder 16. Jahrh. sowie eine eingelegte Hochzeits-
truhe vom Jahre 1639 erworben. Ferner angekauft ein grosser Wand-
schrank mit Säulen und Schnitzwerk, 17. Jahrh., ein kleinerer mit figu-
ralen Darstellungen, holsteinische Bauernarbeit. Frau Augusle v. Littrow
machte ein geschnitztes Hausaltärchen, tirolische Arbeit des 17. Jahrhs.,
zum Geschenke. Von kleineren Holz- und Elfenbeinschnitzereien kamen
hinzu eine Figur Christi "an der Säulen, 17. Jahrh.; ein Besteck, ein
Fächer, Geschenk des Fräuleins Hruby.
Durch die Erwerbung der grossen Sammlung von Spitzen und
Kanten vom 15. bis 19. Jahrhundert aus dem Besitze des Herrn Ca-
nonicus Dr. Bock in Aachen ist dieses Fach in glänzender Weise com-
pletirt worden. Durch die Geschenke mehrerer Damen kamen ferner
interessante Blonden des 18. Jabrhs. hinzu. Arbeiteii der Hausindustrie
aus der Gegend um Fünfkirchen wurden in einer ganzen Suite erworben.
In die Abtheilung für Metallindustrie gelangten neuestens von
Antiken eine prachtvolle, in der Walachei gefundene Bronzemaske rnit
Künstlerinschriftf; w-Minervau, kleine Bronzestatuette.
Für die Sammlung der Gypsabglisse wurden mehrere Repro-
ductionen atheniensischer Bildwerke erworben das Fragment einer archai-
schen Figur, ein Votivrelief mit Aeskulap und die noch fehlenden Bestand-
theile von der Nike-Balustrade auf der Akropolis. Herr Bildhauer Hutterer
schenkte den Abguss eines vom Oberbaurnth v. Hausen entworfenen
korinthischen Pfeilercapitäls und fertigte die Modelle der antiken Säulen-
ordnungen sammt Gebälk.
Die Ornamentstichsammlung wurde besonders in der Gruppe
nCostümeu bereichert durch Blätter von Israel van Meckenen, Aldegrever,
H. S. Beham, Lucas Cranach d. Aelt., V. Solis, A. Bosse, Jos. Henriet,
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Picart, Berteaux, H. Goltzius, Ad. van Oort, A. van Dyck, J. Eillsrts,
Dirk Hals, M. J. Mierevelt, P. P. Rubens etc. etc.
Ferner sind hervorzuheben einige Ornamente von Joan Andrea,
H. Aldegrever u. A., Moresken von V. Solis, ein Himmelbett von
P. Flötner, Gefässe von A. Hirschvogel, V. Solis und H. Cock, Gold-
schmled- und Juwelierarbeiten von V. Solis, Pierre Woeiriot, J. Vau-
quer u. A., ausserdem iigurale Darstellungen, Randeinfassungen, Wappen,
architektonische Details von verschiedenen, theils bekannten, theils unbe-
kannten Künstlern.
Die Bibliothek erhielt seit dem 1. Jänner 1874 einen Zuwachs
von 192 Werken, zählt somit gegenwärtig bereits 4370 Nummern. Na-
mentlich möchten wir auf einige höchst bedeutende und seltene Stick-
und Spitzenmusterbücher des 16. und 17. Jahrhunderts, Costüm-, Reit-
und Fechtbücher, Schreibbücher, anatomische Werke u. dgl. aufmerksam
machen, welche durch ihren künstlerischen Inhalt besonders geeignet sind,
den Künstlern, Kunsthandwerkern und Kunslfreunden gediegene Muster
zu bringen und neue Ideen anzuregen. W. Z.
Zur Geschichte der Spitzenlnduatrle.
Fortsetzung statt Schluss.
Als durch die Glaubensspaltungen im westlichen Europa an vielen
Stellen das Interesse für die Ausstattung der Kirchen und Altäre nach und
nach zu erkalten begann, da kündigte nämlich mit dem Beginne der Re-
naissance die Goldschmiedekunst, die im Mittelalter zur Ausstattung der
Altäre Grosses geleistet hatte, ihrer seitherigen Erzieherin den Dienst und
trat über in den Sold der Höfe und kunstsinniger Mäcenate, wie das die
grosse Zahl der zierlichsten Schau- und Prachtstücke im grünen Gewölbe
zu Dresden anschaulicher beweist. Auch die figurale und ornamentale
Seidenstickerei, die im Mittelalter Bedeutendes und bis jetzt Unerreichtes
zur Verherrlichung des Cultus geleistet hatte, versagte ihrer alten Lehr-
meisterin und Führerin den Gehorsam und fing an, da auch, bei dem
Umschwung der Verhältnisse, der Kirche nicht selten die Mittel für grössere
Aufträge fehlten, dem Wechsel der Mode und dem profanen Luxus dienstbar
zu werden. Gerade in diese Zeit nun fällt die Einführung der venetia-
nischen durchbrochenen Spitzen- und Kantenarbeiten, die es besonders
darauf abgesehen hatte, das Leinenzeug für den profanen Gebrauch zu ent-
wickeln und künstlerisch auszubilden. Mehr und mehr schwindet nun
sowohl in Klöstern, als auch in den Kemenaten der Burgen und Schlösser
die figurale und ornamentale Stickerei in Seide und es macht sich jetzt
überall eine besondere Vorliebe für ausgeschnittene, durchbrochene und
tilochirte Arbeit in Leinen geltend. Es ist nicht in Abrede zu stellen, dass
bei diesem Aufschwung der jour durchbrochenen XVeisszeugarbeiten das
Aufblühen des Holzschnittes und mit ihm die Anfertigung der vielen
Muster- und Modelbücher mit ihren Vorbildern und Patronen grossen
Vorschub leistete. Ebenso ist es nicht zu verkennen, dass die Garnirung
und reichere Ausstattung der Hemdsärmel und Kragen, ferner die Aus-
stattung des Weisszeugs für den häuslichen Gebrauch in seiner Anwen-
dung zur Verzierung von Kissen, Bettdecken, Tischspreiten, Handtüchern,
Bett- und Fenstervorhängen der jetzt zur Mode gewordenen Vorliebe für
Spitzen und Kanten grossen Vorschub leistete. Gleichwie also mit dem
Eintritt der Renaissance die im Mittelalter so hoch geschätzte figurale und
ornamentale Stickerei auf Sammt, Seide und Wolle zusehends mehr und
mehr in den Hintergrund trat, desto grösseren Aufschwung nahm dagegen
die Nadelarbeit für profane Zwecke auf durchbrochenen Leinenstolfen und
auf netzftirrnig gearbeiteten Unterlagen. Nicht lange iedoch sollte es an-
dauern, dass diese allgemein gewordene Vorliebe für Anfertigung künst-
licher Nadelarbeiten in durchbrochenem Weisszeugsachen auch dem Kir-
chenleinen in ausgedehntem Maasse zu Gute kommen sollte. Zuerst war
es das Corporale, an welchem die neue uwelsche Kunst-w jedoch erst
gegen Schluss des XVI. Jahrhs. eine bis dahin ungekannte Fülle von
jour durchbrochenen Nadelarbeiten anzubringen begann. An den Cor-
poraltüchern des XVl.Jahrhs.tritt in ihrer Gediegenheit besonders die durch-
schnittene Arbeit point Coupe auf, in durchaus verwandten Musterungen,
wie sie in venetianischen Musterbüchern und in Sibmachefs Modelbdch
zu ersehen sind. Auch die Schutztücher in Leinen zur Garnirung der
Stolen fanden seit dieser Zeit eine reiche Entwickelung in ausgeschnittener
Arbeit. Ferner werden die Ränder der Altartücher und besonders der mit
VSElSSBHI Leinen umkleidete Rand der Antependien und der Altarpredellen
mit den kostbarsten durchbrochenen Kanten und Spitzen sowohl diesseits
als jenseits der Berge verziert. An den Röckeln und Alben des XVI.
Jahrhunderts tritt die durchbrochene und durchschnittene Arbeit noch
seltener auf, da im XVI. Jahrhundert das Rochette als weites faltenreiches
Gewand noch seinen alten kirchlichen Charakter sich bewahrt hatte.
Wenn auch irn XVI. Jahrhundert die Rochettes und die Alben noch nicht
mit den breiten Spitzensäumen in ausgeschnittener Arbeit und im Relief-
stich poinl de Vänise garnirt zu werden pflegten, wie das im XVll. und
XVllI. Jahrhundert der Fall war, so wurde auch schon im XVI. Jahrhun-
dert von der ausgeschnittenen Arbeit zur Verzierung der Hemdkragen
und Aermel ein sehr ausgedehnter Gebrauch gemacht. Insbesondere fanden
die ausgeschnittenen Arbeiten mit geometrisch angelegten Musterungen bei
reicher Ausstattung der Taufdecken, mit quadratischen Leinenstolfen zusam-
mengesetzt, bei der Aristokratie allgemeine Anwendung. Auch bot die Ein-
richtung des bräutlichen Anzuges und die Anfertigung des trousseuu in
vornehmen Häusern in Hülle und Fülle Gelegenheit, gegen Schluss des
XVI. Juhrhs. die venetianische Technik der Weisszeugarbeit zur Geltung zu
bringen. Als seit den Tagen Ferdinantfs I. und Philipps ll. das spanische
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Costüm und die Anwendung des schwarzen Sammt für Obergewänder zur
Mode geworden war, fanden es auch die Diplomaten und Krieger für an-
gezeigt, dern Gebrauche der Mode folgend, die spanischen Kragen, die
über das schwarzsammtne Koller sich ausbreiteten, mit den kostbarsten
Spitzen geometrischer Musterung zu garniren. Ja selbst an dem odten-
hemde auf dem Paradebette wurde eine Fülle von fürstlichen Spitzen-
werken aufgeboten, um die Leiche hochstehender Personen auszustatten.
Mit einem Wort Garnirungen von Spitzen war der unentbehrliche Schmuck
für den jungen Weltbürger, wenn er zum Taufbrunnen geführt wurde,
für die Braut und den Bräutigam, wenn sie an den Traualtar traten, für
den Diplomaten, wenn er bei Hofe erschien, für den Krieger, wenn er
im vollenWalfenschmuck öffentlich auftrat, für den Geistlichen, wenn er
mit dem Superpelliceum bekleidet dem Chordienste beiwohnte, oder wenn
er mit der Albe und den Messgewändern angethan das heilige Opfer
verrichtete.
Wenn also dem eben Gesagten zufolge seit dern Schluss des XVI. Jahr-
hunderts der Gebrauch und das Tragen von mehr oder weniger kunst-
reich gearbeiteten Spitzen bei allen Berufsclassen, bei Jung und Alt, Hoch
und Niedrig so allgemein war, dass mit dem Beginne des XVII. Jahrhun-
derts sogar besondere Gesetze die Einführung von ausländischen kostspie-
ligen Spitzen und Kanten zu verbieten begannen, so kann es nicht auf-
fallend erscheinen, dass zu einer Zeit, wo Kunst und Handarbeit so eng
verbunden waren, sogar Königinnen und Fürstinnen mit den Patrizier-
und Bürgerstöchtern in Anführung von kunstvoll mit der Nadel angefer-
tigten Weisszeugarbeiten wetteiferten. So berichten ältere Schriftsteller,
dass Ferdinand, König von Spanien, nur jene Hemden anzulegen pflegte,
die von seiner Gemalin, der Königin Isabella, eigenhändig angefertigt und
die durch die Kunst der Nadel rnit reich durchbrochenen Borden und
Kanten verziert waren. Die Tochter Isabella's der Katholischen, Catharina
von-Arragonien, verstand sich eben so gut, wie ihre Mutter auf Anferti-
gung von feinen durchbrochenen Nadelarbeiten, die für Zwecke des Cultus
und zur Verzierung verschiedener Gebrauchsgegenstände verwandt wurden-
Auch wird erzählt, dass diese Fürstin nach ihrer Vermählung mit dem
englischen Prinzen Arthur den Frauen und Jungfrauen von Beffordshire
den ersten Unterricht in Anfertigung von Spitzen und durchbrochenen
Nadelarbeiten ertheilt haben soll. Ferner wird berichtet, dass die unglück-
liche Königin Maria Stuart die langen Jahre ihrer Gefangenschaft hindurch
sich mit Anfertigung von kunstreich mit der Nadel gearbeiteten Spitzen
und Kanten in jener Technik und in jenen Dessins beschäftigt habe, wie
sie dieselben am französischen Hofe unter Leitung der Königin Catharina
von Medicis erlernt hatte, welche mit ihren Töchtern in Anfertigung
kunstreicher Nadelarbeiten äusserst geübt war. Auch die Schwester Franz I.,
Königs von Frankreich, bekannt unter dem Namen Königin Margot, ver-
stand es, mit äusserst geschickter Nadel vortreffliche Handarbeiten sowohl
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in Weisszeug, wie in Seide anzufertigen. Diese Vorliebe für Anfertigung
von kunstreich mit der Nadel durchbrochenen Arbeiten zur Garnirung
kirchlicher Gebrauchsgegenstände und zur Ausstattung der Gemächer,
welche an fürstlichen Höfen und auf den Schlössern des hohen Adels
namentlich im XVI. und XVII. Jahrhundert eine sehr grosse Ausdehnung
gefunden hatte, erhielt sich noch bis zum Schlusse des XVII. Jahrhunderts.
Was in dieser Beziehung Spanien betrifft, so schreibt noch gegen 1679
eine Dame, dass es fortwährend in den hohen Familien Madrids Gebrauch
sei, die öchter der Aristokratie vornehmen Matronen zur Ausbildung zu
übergeben, wo sie angehalten würden, die Borden und Säume der Hemden
in verschiedener Weise mit der Nadel zu verzieren. Was Frankreich be-
trifft, so artete seit der Regierung des prachtliebenden vierzehnten Ludwigs
die Vorliebe und die Anwendung von kostbaren Spitzen fast zur Manie
aus. Die theuersten, meist ausländischen Spitzen garnirten nicht nur die
Bekleidungsgegenstände des hohen und niedern Adels, sondern man wandte
sie auch in Hülle und Fülle an zur Ausstattung der Bettdecken, des Bett-
leinens, ja selbst zur Ausstattung der Wagen und der Pferde. Dazu kam
noch, dass die Spitzen selbst, theils mit der Nadel auf Pergarnent la
car-tisane gewirkt, theils auf dem Kissen au fuseau, au coussin geklöp-
pelt, sich äusserst verfeinert und vervollkommnet hatten. Bereits um die
Mitte des XVII. Jahrhunderts werden in den vielen, heute noch erhaltenen
französischen inuentaires und comptes verschiedene Sticharten namhaft
gemacht. In denselben kommen vor der point de Venise, point de Gänes,
paint de Raguse, point de Bruxelles, point de Malines, point de Valen-
ciennes, ferner der point double, auch point de Paris genannt, point d'Au-
rillac etc. Um diese Zeit erschienen auch schon verschiedene feststehende
Benennungen für einzelne Arten und Gattungen von Spitzen; die eine
Abart nannte man gurjmre" die sowohl in Leinen, als auch in Seiden-
und Goldfäden auf der cartisane von Pergament in frühester Zeit mit der
Nadel angefertigt wurde. Später wurden die landrischen guipures, zu
welchen auch die Litzenspitzen theilweise zu rechnen sind, auf dem Kissen
au fuseau, pillow geklöppelt. Eine andere Sorte für gewöhnlichen Ge-
brauch nannte man Ia biseire; dieselbe wurde von Landleuten zumeist in
den Dörfern um Paris auf dem Kissen geklöppelr. Eine fernere Abart von
Spitzen führte den Namen la gueuse. Dieselbe gehörte ebenfalls wie die
vorher benannte zu den einfacheren Mittelsorten. Der Fond derselben au
räseau geklöppelt in groben Leinfäden war zugleich mit dem Blumenwerk
hergestellt. Wiederum eine andere Gattung, la campane, welche au fuseau
Eine heute generelle Bezeichnung für die verschiedensten Sorten von Spitzen.
Es dürfte nichstens an der Zeit sein, dass von Sachkennern im Hinblick auf grdssere
Spitzen-Sammlungen die Arten und Abarten der verschiedenen dentelles, je nach ihrer
Technik und ihren Musterungen mit den älteren traditionellen Bezeichnungen und Benen-
nungen wieder charakterisirt wurden, um der jetzt herrschenden Willkür in der Benennung
ein Ziel zu setzen.
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geklöppelt war, diente dazu, an andere Spitzen einer feineren Gattung
angenäht zu werden. Die campane wurde auch in Gold- und Silberfäden,
desgleichen auch in farbiger Seide gewirkt, um Mäntel, Schürzen und sogar
Knöpfe damit zu garniren und zu überziehen. Eine besonders feine Gat-
tung von Spitzen nannte man Ia mignonnerte, welche auch blonde de
oder auch poin! de tulle hiess. Diese delicaten durchsichtigen Spitzen der
mignonnette wurden von dem feineren Leinengespinnst von Lille angefer-
tigt, welches auftAntwerpener Bleichen präparirt wurde. Diese letzte im
Handel sehr gesuchte Spitzengattung wurde besonders in den Thälern der
Auvergne, der Lorraine, der Schweiz und xiamentlich zu Arras und Bayeux
angefertigt. Die Anfertigung der sogenannten guipures an jil d'or d'ar-
gent, welche die Mitte halten zwischen dem eigentlichen Spitzenwerk und
den Posamentirarbeiten, wurde fast als Monopol in den grossen Industrie-
städten Paris und Lyon in den Tagen Louis XIV. schwunghaft betrie-
ben. Diese eben gedachten, im XVlI. Jahrhundert zumeist bekannten
Spitzengattungen, sowohl in Frankreich, als auch in den Nachbarländern
angefertigt, werden der Reihe nach aufgezählt in einem geistreich geschrie-
benen Gedicht, das die Ueberschrift trägt La räuolte des passements".
Diese mit Satyre gewürzte Poesie, die den Luxus geisselt, der damals mit
theuern fremden Spitzen getrieben wurde, erschien in Folge eines Edictes
Ludwig's XIV., der unter dem 17. November des Jahres 1660 den Ge-
brauch der ausländischen kostspieligen Spitzen und Kanten vollständig
untersagte. Darüber nun ein grosses Jammern in der aristokratischen
Frauenwelt, obschon sich die Männer heimlich freuten, dass endlich ihren
Frauen beim Ankauf der äusserst kostspieligen Spitzen von Seiten des
Gesetzes eine heilsame Schranke gestellt wurde. Denn ungeheuere Summen
wanderten jährlich auf Nimmerwiederkehr aus Frankreich, um kolossale
Quantitäten der von der hohen Daruenwelt so sehr gesuchten und etfect-
vollen points de Bruxelles, points de Venise, de Genes, de Raguse etc.
anzukaufen. Was aber vermögen auf die Dauer noch so strenge Luxus-
gesetze gegen die Uebermacht der Mode? Heute erlassen, werden sie morgen
schon bei Seite geschoben und eröEnen dagegen den Einschwärzern und
Schmugglern einen äusserst ergiebigen Wirkungskreis.
Von der Richtigkeit des Gesagten überzeugte sich bald nach dem
Erlass des Edicts von 1660 der grosse Colbert, indem er als kluger Mini-
ster von der übcrgrossen Vorliebe für ausländisches Spitzenwerk im Inter-
esse der Staats-Revenuen Vortheile zu gewinnen suchte, anstatt wie früher
dem Uebel durch Luxusgesetze machtlos entgegen zu treten. Sein Augen-
merk richtete sich deswegen auf die erprobte Kunstfertigkeit einer Mm.
Gilbert aus Alencon gebürtig, die schon seit längerer Zeit mit gelungenen
Dasselbe ist der Mlle. de 1a Trousse, der Nichte der Mrne. de Sävignä gewidmet
und findet sich dasselbe in dem wRecueil das pieces Ies plus ngreables de temps-r.
Paris, chcz Ch. de Sercy. 1661.
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Imitationen von Venetianischen Spitzen sich beschäftigt hatte. Colbert ging
bei seinem Interesse, die ausländischen theuern Spitzen auf französischem
Boden angefertigt zu sehen, noch weiter, indem er sein Schloss Lonray
Orne bei Alencon der obengedachten Künstlerin als Atelier zur Herstel-
lung von imitirten Spitzen einräumte. Mm. Gilbert begann wirklich im
Jahre 1665 im Schloss Lonray, umgeben von 30 geübten Spitzenmache-
rinnen, die man mit grossen Kosten aus Italien hatte kommen lassen, den
points de Venise auf französischem Boden Concurrenz zu machen. Der
gewagte Versuch gelang vollständig und nach Ablauf einiger Zeit hatte
Colhert die Genugthuung, dass er seinem Souverain die ersten grossartigen
Leistungen der Mm. Gilbert im Schlosse zu Versailles in einer Ausstellung
vorlegen konnte. Ludwig XIV. war mit diesen unerwarteten Erfolgen, die
verführerischen ausländischen Spitzen im eigenen Lande anzufertigen,
äusserst zufrieden und befahl, dass man diese gelungenen Imitationen von
Venetianischen, Genueser und Spanischen dentelles fernerhin points de
Fmnce nennen sollte und dass fortan am Hofe nur allein diese neuen
Spitzen der Mm. Gilbert getragen werden durften Im Jahre 1666 erschien
daraufhin eine königliche Ordonnanz, welche gesetzlich bestimmt, dass in
den Städten Quesnoy, Arras, Reims, Sedan, Chäteau-Thierry, Loudun,
Alencon, Aurillac und in anderen des Königreiches Spitzen-Manufacturen
für Herstellung von dentelles, sowohl angefertigt mit der Nadel, als auf
dem Kissen geklöppelt, eingerichtet werden sollten, die sich zur Aufgabe
zu stellen hätten, Spitzen in der Weise von Venedig, Genua, Ragusa und
den benachbarten Ländern herzustellen, und dass man diese imitirten
Spitzen in Zukunft points de France zu nennen hätte.
Hiermit wäre in kurzen Ztigen der Ursprung der Spitzenfabrication
auf französischem Boden angedeutet. Dem klugen Colbert war es also
vollständig gelungen, für die stets wechselnde Mode den Schwerpunkt der
Spitzenfahrication nach Frankreich hin zu verlegen und eine gewinnreiche
Industrie seinem Vaterlande tributpilichtig zu machen, wodurch Jahrhun-
derte lang tausend und abermals tausend fleissige Hände in den indu-
striellen Städten und den gebirgreichen Gegenden des Landes lohnende
und anregende Beschäftigung fanden. Mit Recht konnte daher gesagt wer-
den, dass die Spitzenfabrication für Frankreich das geworden sei, was
ehemals die Goldminen von Peru für Spanien waren.
Was nun zunächst den merkantilen Vertrieb von kunstreich gewirkten
Spitzen auf französischem Boden betrifft, so ist hier noch hinzuzufügen,
dass seit der letzten Hälfte des XVII. Jahrhunderts der Absatz und der
Verkauf derselben ausschliesslich einer Corporation von Kaulieuten zu
Paris gehörte, welche sowohl durch wandernde Kleinhändler, als auch in
einzelnen Städten die I-Iauptmärkte für ihre werthvolle Kunstindustrie inne
hatten. So galten gegen Schluss des XVlI. Jahrhunderts in Frankreich
Mämoires histor. sur la ville d'Alenqon, par M. Odolant-Desnos. Mengen 1787.
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als I-Iauptmärkte für mehr oder weniger reich angefertigte Spitzen Arras,
Lille, Valenciennes, Bailleul, Caen, Bayeux, Dieppe, le I-Iävre, Paris,
Aurillac, le Puy, Mirecourt, Dijon, Charlesville, Muret, Sedan, Lyon,
Loudun. Nach diesen Städten wurden zumeist auch die Arten der dort
fabricirten und in den Handel gebrachten Spitzen zubenannt. Um dieselbe
Zeit blühten in Belgien, hervorgerufen durch die industrielle Thätigkeit
der Klöppelschulen der verschiedenen rauenklöster, und besonders in den
Beguinagen der grösseren Städte, Spitzenmanufacturen zu Brüssel, Mecheln,
Gent, Brügge, Courtray, Ypern, Binche im Hennegau. Als Stapelplätze
für Anfertigung und für den Handel von werthvollen Spitzen, die trotz
der französischen billigeren Concurrenz diesseits der Berge noch viele
Bewunderer und Käufer fanden, galten für Italien seit alter Zeit noch
immer Venedig, Genua, Mailand, Ragusa, Murano etc. Der Haupthandel
wurde besonders lebhaft in Novi um diese Zeit betrieben. Auch in Spanien
hielt sich im XVII. Jahrhundert die Spitzenfabrication noch immer auf der
Höhe, und waren die Leistungen der kunstgeübten Spitzenmacherinnen,
namentlich die aus Arragonien und Catalonien, auf dem Weltrnarkte unter
dem Titel dentelles d'Espagne sehr gesucht und beliebt.
Zur selben Zeit hatte auch in England, namentlich in den Graf-
schaften von Bukingham, Bevor, Devon und Dorsey, eine heimatliche
Industrie festen Fuss gefasst, und, aufgemuntert durch den grossen Absatz
und die theuern Preise, die für ausländisches Spitzenwerk fortwährend von
der englischen Aristokratie gezahlt wurden, gelang es den englischen Indu-
striellen, theils neu erfundene, theils kunstreich imitirte Spitzen unter dem
Namen denteIIes anglaises als gesuchte Modeartikel mit Erfolg auf den
grossen Weltmarkt zu bringen".
Im Vorhergehenden ist in kurz gedrängten Zügen der allgemeine
Entwickelungsgang angedeutet worden, den die Spitzenfabrication von
Italien aus über Spanien, Frankreich und Belgien genommen hat. Schliess-
lich erübrigt noch die Frage Wann, wie und wo siedelte die Spitzen-
industrie nach Deutschland und in die nordischen Gegenden über und
welche Leistungen sind auf dem Gebiete der Spitzenfabrication für Deutsch-
land zu verzeichnen.
Bei den engen Bezügen, die zwischen den flandrischen Provinzen
und den übrigen Ländern des deutschen Reiches in jenen Zeiten bestanden,
als nach Ablauf der spanischen Herrschaft ebengedachte Provinzen von
einem Mitgliede des Erzhauses Habsburg regiert wurden, darf es nicht
auffallend erscheinen, dass schon im XVI., aber mehr noch im XVII. Jahr-
hundert Handrische Spitzenmacher ihre Industrie auch in den benachbarten
Vergl. hinsichtlich des Ursprungs und deriEntwicl-telung der englischen Spitzen-
fabrication das vortreffliche Werk der Miss Bury Palliser, History of lace, London 1865,
das auch von der Gräfin Gedeon Clermont-Tonnerre im Französischen erschien unter dem
Titel Histoire de la Dentelle, Firmin Didot freres et ils, 5G, ruc Jacob. Paris 1868.
188
Provinzen des deutschen Reiches einzubürgern suchten. So scheint es
ferner keinem Zweifel zu unterliegen, dass schon irn XVI. Jahrhundert,
namentlich im sächsischen und böhmischen Erzgebirge durch flandrische
Spitzenklöpplerinnen die ersten Anfänge einer Industrie begründet worden
sind, die im folgenden Jahrhundert für die ebengedachten armen Gebirgs-
gegenden eine Quelle von andauerndern Wohlstand geworden ist. Gleich-
wie jedoch der Thatkraft Colberfs, dem Vorhergesagten zufolge, die Be-
gründung und der Flor der Spitzenindustrie in Alengon und in den übrigen
lndustriestädten Frankreichs zu verdanken ist, so gebührt der reichen
unternehmenden Bürgersfrau Barbara Utmann das unbestrittene Verdienst,
dass sie in der letzten Hälfte des XVI. Jahrhunderts die Spitzenindustrie
im sächsischen Erzgebirge, wenn auch nicht begründet, doch zu hoher
Blüthe gebracht hat. Barbara Utmann stammte aus einer bürgerlichen
Familie aus Nürnberg, mit Namen Etterlein und heiratete einen reichen
Grubenbesitzer des Erzgebirges. Die Localtradition berichtet, dass Frau
Barbara von einer protestantischen Flamänderin, welche in den religiösen
Streitigkeiten unter Herzog Alba ihr Vaterland verliess; die Kunst der
Spitzenmacherei auf dem Kissen erlernt habe. Im Jahre K56! liess die-
selbe aus Flandern eine Anzahl Spitzenklöpplerinnen nach Annaberg kom-
men und gründete unter Beihilfe derselben daselbst, vorerst irn kleineren
Umfange, eine Spitzenschule, welche es sich zur Aufgabe stellte, die ver-
schiedenen Spitzen anzufertigen, wie sie damals in Flandern von der Mode
gesucht wurden.
Nicht lange Jahre dauerte es und die unternehrnende Frau, die be-
reits um das Jahr r575 starb, hatte die Freude, wahrzunehmen, dass im
ganzen Erzgebirge und der bairischen Grenze entlang die von ihr ge-
gründete lndustrie allenthalben festen Fuss gefasst hatte. Bereits im
XVll. Jahrhundert sollen im sächsischen Erzgebirge 30.000 Personen sich
mit Anfertigung von Spitzen befasst haben, wodurch mehr als Million
Thaler jährlich diesen von der Natur wenig begünstigten Gebirgsgegenden
zufioss. Heute noch ehrt das Städtchen Annaberg im sächsischen Erz-
gebirge dankbar das Andenken der hochherzigen Begründerin der säch-
sischen Spitzenindustrie. Ueber ihrem Grabe auf dem dortigen Kirchhof
erhebt sich ein Monument im griechischen Style, das folgende Inschrift
trägt! "Hier ruht Barbara Utmann, gestorben den 15. Januar 1575. Die-
selbe gründete die Spitzenindustrie im Erzgebirge und wurde auf diese
Weise die Wohlthäterin der Gebirgsbewohner." Gegen Schluss des XVI.
Jahrhunderts scheint auch eine einträgliche Spitzenindustrie in und um
Dresden grössere Fortschritte gemacht zu haben. Es werden nämlich um
diese Zeit in französischen lnventaires und Comptes solche sächsische
Spitzen unter dem Namen treilli noir d'Allemagne namhaft gemacht.
Unter den Schriftstellern, die von der blühenden sächsischen Spitzen-
industrie sprechen, sind besonders Anderson und Savary hervorzuheben.
Die besseren Sorten von sächsischen Spitzen, besonders jene, die mit der
.1 82
Nadel hergestellt wurden, hatten im XVII. und XVIII. Jahrhundert einen
solchen Ruf, dass sogar die Spitzenmacherinnen von England, Schottland
und Irland sich durch diese Erfolge angeeifert sahen, die sächsischen
Spitzen in ihren Dessins und in ihrer Technik nachzuahmen und so für
billigem Preis auf den Weltmarkt zu bringen. In den beiden letzten
Jahrhunderten hatte fast in den meisten kleineren Städten und Dörfern
des sächsischen Erzgebirges die Spitzenklöppelei festen Fuss gefasst und
wurde, was heute auffallend erscheinen möchte, dieselbe meistens von
Knaben und jungen Leuten, namentlich zur Winterszeit, wenn der wenig
ergiebige Feldbau ruhte, Heissig betrieben. Die Schriftsteller der dama-
ligen Zeit machen als eine Eigenthümlichkeit bei den sächsischen Spitzen
darauf aufmerksam, dass man genau habe unterscheiden können, ob die
Spitzenklöppelei von männlichen oder weiblichen Händen angefertigt wor-
den sei. Im ersteren Falle wohne diesen dentelles de Saxe eine grössere
Solidität bei, wohingegen im zweiten Falle eine delicatere und feinere
technische Ausführung zu ersehen sei. Aber nicht nur im sächsischen
und böhmischen Erzgebirge und an der bairischen Grenze entlang wurde
die Spitzenfabrication, wie eben angedeutet, mit Schwung betrieben, son-
dern auch im nördlichen Deutschland liessen, nachdem in Folge des
Edicts von Nantes zahlreiche französische Industrielle aus Alencon und
aus anderen Districten der Spitzenfabrication sich genöthigt sahen, den
heimathlichen Boden zu verlassen, namentlich in Hamburg, Berlin, Han-
nover, Leipzig, Anspach, Elberfeld sich diese in grosser Zahl nieder,
denen es durch Fleiss und Umsicht in wenigen Jahren bei dem massen-
haften Verbrauch von Spitzen in damaliger Zeit gelang, auf deutschem
Boden die Spitzenindustrie ergiebig zu machen und zur hohen Blüthe zu
bringen. Diese französischen Flüchtlinge, welche namentlich von dem
wgrossen Churfürstena als Künstler geehrt und mit besonderen Freiheiten
ausgestattet, in den alten preussischen Provinzen Aufnahme fanden,
brachten in kurzer Zeit ansehnliche Reichthümer zusammen und gelang
es denselben, den Export von Spitzen nach Russland, Polen und den
Skandinavischen Reichen von Norddeutschland aus auszudehnen. Diese
Spitzenmanufacturen im nördlichen Deutschland, gegründet von französi-
schen Auswanderern, ahmten mit besonderer Vorliebe jene mit der Nadel
gearbeiteten und auf dem Kissen geklöppelten Spitzen nach, wie sie in
Frankreich hinsichtlich der Dessins Mode waren und wie sie besonders
von den Industriellen in Brüssel und Mecheln angefertigt zu werden
pflegten. Wie gross die Vorliebe für Spitzen war und wie eine krank-
hafte Sucht bis zur Mitte des XVIII. Jahrhunderts in den höheren Ständen
Deutschlands vorherrschte, die Profankleider mit allem möglichen Spitzen-
werk zu garniren, lässt sich nicht nur entnehmen aus den vielen in der
ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts gemalten Portraits, deren Oberge-
wänder mit einer Fluth von allen möglichen Spitzentouren überdeckt sind,
sondern auch aus den interessanten Briefen des anglikanischen Bischofs
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Douglas von Salisbury, der zum Jahre 1748 unter anderem berichtet, dass
um diese Zeit die Leipziger Studenten in den Strassen der ebengedachten
sächsischen Universitätsstadt die Vorübergehenden um ein Almosen an-
gegangen hätten, bekleidet mit Degen, mit Manschetten und Halskrausen,
die mit Spitzenwerk garnirt gewesen seien. Besonders hatte in der da-
maligen Rococozeit in deutschen Bädern die Sucht überhand genommen.
auf Promenaden und Bällen einen Ueberfluss von kostbaren Spitzen zur
Schau zu tragen, wodurch nicht selten das Vermögen hoher vornehmer
Familien arg geschädigt wurde. Hinsichtlich des übertriebenen Luxus,
den die aristokratische Welt in Baden-Baden mit Aufwendung von meist
ausländischen Spitzen trieb, liest man in den vMerveilleux amusements
des bains de Bade, Londres 1739-, dass man sogar die Badewagen mit
theuren Spitzen ausstattete, und dass man nach dem Bade in den Woh-
nungen des hohen Adels und zwar an den Fenstern die Spitzen zur
Schau ausbreitete. Nach Tisch amusirte sich das vornehme Bade-Publi-
cum damit, diese kostspieligen Ausstellungen auf der Promenade zu durch-
mustern und dieses moderne Spitzenwerk je nach seiner Beschaffenheit
einer Kritik zu unterziehen.
Schluss folgt.
Die weiblichen Arbeiten In der Volksschule.
Dem trelTliehen Berichte, welchen Frau Aglaja von Enderes an Se. Excellenz
den Unterrichtsminister über wdie österreichische Spezial-Ausstellung der Frauenarbeiten
auf der Wiener Weltausstellung- erstattet hat, und der im Verlage des Oesterr. Museums
erschienen ist, entnehmen wir die nachfolgenden beherzigenswerthen Auseinandersetzungen.
Die Arbeiten der Volksschule, der ersten Arbeitsschule, welche das kleine Mädchen
besucht, in welcher es Neuigkeit, Fleiss, Ordnung, die drei wichtigsten Bedingungen zur
Anfertigung guter Frauenarbeit, erwerben soll, wurde seitens der Commission ganz bea
sonderer eingehender Prüfung unterzogen. Der nationale Geist, die Befahigung der Leh-
rerin, die localen Verhältnisse haben auf eine solche Schule bedeutenden EinHuss, der
beim Prüfen der eingesandten Arbeiten ganz deutlich zu erkennen war. Das Grundprincip,
welches beim Unterricht in der Volksschule eingehalten werden muss, ist die Kinder
mit jenen Arbeiten vertraut zu machen, welche das tägliche Leben von Frauenhand for-
dert, alle Nutzarbeiten, das Stricken, Nähen, Flicken und Stopfen auf das sorglältigste,
soweit es die gegebene Zeit erlaubt, zu lehren und jede Luxusarbeit aus dem Lehrpro-
ramme zu verbannen, da dieselbe in der kurzen Unterrichtszeil, die den meisten Volks-
schulen für Frauenarbeiten eingeräumt ist, nur auf Kosten der Nutzarbeiten gelehrt werden
kann, und somit durch sie unvermeidlich Flüchtigkeit und Planlosigkeit in die Schule
kommt.
lnsoferne dieses erste Princip eines guten, zweckmässigen Unterrichtes in den Ar-
beiten der Volksschulen vertreten, je nachdem Ordnung und Nettigkeit daran ersichtlich
war, konnte sich die Commission das Urtheil über Bescheidenheit und Leitung der ein-
sendenden Schule bilden und eine Kritik üben, welche diesem Berichte zu Grunde liegt.
Von den allgemeinen Wahrnehmungen, welche hier zuerst Platz finden mögen,
War eine der hervorragendsten die, dass die tadellosesten Arbeiten aus Schlesien, dem
ileissigen Ländchen, aus Mehren und aus Böhmen eingesandt wurden. Nutzarbeiten, na-
mentlich vortrelfliche Flick- und Stopfarbeiten, wurden aus Tirol gebracht. Einzelne der
Schulen, insbesondere in Böhmen, Tirol und Oberösterreich, traten ausserst armselig auf,
manche lieferten durch ihre Einsendung den klaren Beweis, dass die Lehrerin keine
Ahnung habe, dass die Arbeitsschule auch Ziel und Zweck, wie jede Unterrichtsanstalt,
verfolgen soll. Neuigkeit bei oft erbärmlich grobem und schlechtem Arbeitsmateriale
war häufiger in den Einsendungen der Dorfschule, als in den Arbeiten, welche der Aus-
stellung nus den Städten zukamen, zu finden.
Trübselig sah es aus mit den gelieferten Arbeiten vieler Volksschulen unserer
Residenz; gerade an diese Institute stellte die Commission die einfachen und gerechten
Ansprüche, die an iede gute Schule zu stellen sind, da Wien allem Bildungsstreben,
allem gesitteten Verkehre, aller industriellen Entwickelung naher steht als die einsamen
Dörfer tief drinnen im Gebirge, zu deren Schulen die Kinder oft stundenlang wandern
müssen, und daher weder regelmsssigen Schulbesuch einhalten, noch das Gelernte üben
können. Aus den letzteren Schulen wurde durchschnittlich so eingesandt, dass es deut-
lich zu erkennen war, dass mit bestem Willen und Wissen das Beste geschickt wurde,
was die Schule derzeit anzustreben vermag; aus Wien, aus der Residenz, welche durch
28 Volksschulen vertreten ist, kamen einzelne Sendungen, die ein Sammelsurium von
schmutziger Wasche und hässlichen Luxusarbeiten waren und einen Mangel an ästhe-
tischem Gefühl bekundeten, dem wir in keiner der armseligsten Provinzschulen be-
gegnet waren.
Von den 60 exponirenden Schulen haben 15 sehr gute, 18 mittelrnassige und t7
schlechte Arbeiten gebracht. ln Wien selbst und Wahring sind Schulen sehr gut qua-
liftcirt, tt mittelmässig, 15 schlecht; aus Salzburg brachten Schulen gute und Schule
mittelmassige Arbeiten; Oberüsterreich ist durch Steiermark durch gute Schulen
vertreten; aus Mahren kamen gute und mittelmässige, aus Böhmen gute und
mittelmässige, aus Schlesien gute und eine unbedeutende Schule, aus Tirol gute und
eine Schule, die sich aller Beurtheilung entzieht.
Es wäre unbillig, wenn wir aus dem obigen Resume auf die Volksschulen Oester-
reichs schliessen wollten, wenn wir aus der Einsendung von 60 Volksschulen irgend eine
Folgerung auf den Unterricht gleicher Anstalten eines Landes ziehen wollten, das in ein-
zelnen Bezirken, wie in Tione, in Cles, bis zu 80 solcher Schulen und darüber besitzt.
Wir können eben nur die Mangel besprechen, wie sie hier zu Tage treten, die Arbeiten,
die nicht in das Programm der Volksschule taugen und die Gründe, warum die mannig-
fachen Fehler auftraten und wie dieselben zu vermeiden wären.
Die Aufgabe des Arbeitsunterrichtes an der Volksschule ist, die kleine Schülerin
zur Arbeiterin im besten Sinne des Wortes, zur Fachkundigen und nicht zur Stumperin
zu erziehen; das Mädchen soll dort Achtung für die Arbeit seiner Hände gewinnen, sich
über dieselbe freuen und sie als ein Lebensbedürfniss erkennen lernen. Diese Aufgabe
kann die Schule nur erfüllen, wenn sie den localen Verhältnissen, den Ansprüchen des
täglichen Lebens Rechnung tragt, und wenn sie die kleine Schülerin alles zu Lernende
so tüchtig lehrt, dass sie es wirklich und selbständig üben kann. Das Lehrprogramm der
Schule muss daher ein einfaches sein, so einfach wie wir es Eingangs hingestellt haben.
Stricken, Nahen. Stopfen, Flicken und Merken sind die Kunstfertigkeiten, welche die Volks-
schule begreifen soll und die sie mit gleichem Nutzen in der Residenz und in dem letzten,
einsamsten Gebirgsdorf lehren wird. Wie nothwendig die Einfachheit des Programmes
ist, haben die Einsendungen der exponirten Schulen bewiesen; wo der nichtssagende
Kram der Luxusarbeiten zur Geltung kam, da waren die Nutzarbeiten schlecht, lose ge-
arbeitet und gering an Zahl vertreten. Um jedoch einen bestimmten, wahrhaft nutzbrin-
genden Unterricht einzuführen, um dem Unverstande der Lehrerinnen zu Hilfe zu kommen,
muss vor Allem ein Lehrprogramm festgesetzt sein, ein Plan, an dem unabweislich
festgehalten werden muss und der alle die Arbeiten begreift, welche den Bedürf-
nissen des täglichen Lebens entsprechen.
Bei den höchst tadelnswerthen Dingen, den lappischen Luxuserf-indungen, welche
einzelne Schulen Wiens brachten, wurde es versucht, der Commission gegenüber geltend
zu machen, dass die Eltern und Erzieher solche Arbeiten von ihren Kindern und der
Schule forderten und dass die Lehrerinnen diesem Wunsche Rechnung tragen müssten.
Eine solche Entschuldigung kann, bei ihrer Haltlosiglteit, wohl nur da zur Geltung kom-
men, wo kein Lehrprugramm existirt; da aber dies einmal festgestellt ist, so hat die
Lehrerin daran zu halten wie an einem unverbrüchlichen Gesetze. Auch die Arbeitsschule
muss so gestaltet sein, dass sie den Eltern imponirt und dass diese keinen Eingriff in
ihren Gang wagen; und dies ist nur durch Ordnung, durch strenges Einhalten des ge-
gebenen Lehrplanes möglich. Dass sich der Mangel dieses Einhaltens nicht blos in den
grossen Städten, sondern auch in den Schulen am Lande geltend macht, ist aus den Be-
richten zu ersehen, die wir aus Tirol, aus Karnthen in Händen haben. Aus diesen ist
ersichtlich, wie schwer die Lehrerinnen durch die Planlosigkeit des Unterrichtes mit den
an sie gestellten Anforderungen zu kämpfen haben. Jedes Kind bringt ein anderes Ar-
beitsmaterial zur Schule; das eine strickt, das andere hakelt, das dritte stickt, naht, macht
Filetguipure, Frivolitaten u. s. w., ie nach dem Gelüste der Kinder und den Ansprüchen
der Eltern; natürlich werden diese Arbeiten alle schlecht gemacht, da die Lehrerin den
chaotischen Vorgang nicht übersehen kann, und die Schulstunde geht vorüber, ohne dass
die Schülerin in ihren Kenntnissen um eine Haarbreite weiter gerückt ist.
Dem Zeitausmasse und den Arbeitszweigen nach muss ein feststehender Lehrplan,
natürlich den localen Verhältnissen einzelner Provinzen und einzelner Landstriche ange-
passt sein. im Gebirge, wo die kleine Tochter frühzeitig die Gehilftn der Mutter werden
muss, wo der Schulbesuch dlrchschnittlich ein viel kürzerer ist als ihn die bequemen
Verkehrsmittel der Stadte in jeder Jahreszeit zulassen, muss der Unterricht sich viel
kürzer fassen und vor Allem, je nach den Bedürfnissen des gewöhnlichen Lebens, ein-
zelne Arbeitsfächer besonders betonen.
ln Schweden bringen die Schülerinnen der Volksschule Flachs und Garn zu den
Unterrichtsstunden und lernen da spinnen und weben. ln Tirol und Kärnthen tragen die
Kinder die alten Kleider ihrer Eltern und Geschwister zur Schule, um das abgenutzte
Zeug dort ausbessern zu lernen und neugestaltet nach Hause zu bringen. Solchem Finger-
zeige muss die Schule Rechnung tragen. Ohne die Kunstfertigkeit des Nahens ist eine
Mutter, eine Hausfrau, eine Magd am Lande ganz entsetzlich armselig daran; die Ordnung
im Hause, die Nettigkeit der Kinder hängt zum grossten Theile davon ab, ob die Mutter
die Nadel zu führen versteht; in den Schulen am Lande ist daher als wichtigster Gegen-
stand des Unterrichtes das Nahen und Ausbessern einzuführen.
Ein ganz vortreffliches Lehrprogramm hat eine lndustrieschule aus dem Aargau
zur Ausstellung gebracht. Dasselbe lautet
l. Classe Anfangsgründe des Strickens; Stricken der Strümpfe.
ll. Classe Fortsetzung; Anstricken, Nahen, Vorstich, Hinterstich, Steppstich, Saum-
stich, Endelstich.
lll. Classe Stricken, Wiederholung, Piquetmuster; Nahen Kinder- und Mädchen-
hemden, einfache Nutzgegenstande.
IV. Classe Strickttbung Nebenarbeit, Stopfen, Einstricken der Ferse; Maschen-
stich, Patentstich, Muster einfacher Art; Merken Alphabete und die Grundzahlen; Nahen
Frauenhemden, Bettwäsche, Ausbessern des Weisszeuges.
V. Classe Strickübung Nebenarbeit, Wiederholung des in der vorigen Classe
Erlernten. Nahen Knaben- und Mannerhemden, Ausbesserungen verschiedener Art und
deren Anwendung an Weisszeug und Kleidern. Hakelstiche, Zuschneiden von Wasche.
Vl. Classe Stricken letzte Vervollkommnung. Nahen Mannerhemden, Klei-
dungsstücke, Ausbessern, Verweben, Vorstechen, Einsetzen; Zuschneiden von Weisszeug.
Kenntniss sammtlicher bei den weiblichen Handarbeiten vorkommenden Slolfe. Haushal-
tungskunde.
Der Unterricht an den Volksschulen Wiens hat durch längere Zeit an einem Pro-
visorium des behrprogrammes gekrankelt, welches sich in den eingesandten Arbeiten
geltend machte; seit einigen Monaten ist das letztere festgestellt und es dürfte nunmehr
nur an dem Ernste, mit dem es eingehalten wird, liegen, um ein günstigeres Resultat
des Unterrichtes zu Stande zu bringen. Dass dieser Ernst nur durch kräftige, sach-
verstandige Ueberwachung erzielt werden kann, ist selbstverständlich.
Ein anderes und das schwerste Hinderniss, das derzeit noch dem gewünschten
Erfolge der Arbeitsschule im Wege steht, ist der Mangel an tauglichen Lehrerinnen;
dieser letztere wird in den Berichten aus Schlesien, aus Karnthen, aus Oberösterreich
betont. In vielen Landschulen ertheilt die Frau, die Tochter des Lehrers gegen ein
kleines Honorar, oft was am wenigsten zweckentsprechend ist aus blosser Gefälligkeit
den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten; in Karnthen, wo ahnliche Verhaltnisse
Platz greifen, wurde der Unterricht an einzelnen Schulen wieder sistirt, weil solche Leh-
rerinnen mit ihren Gatten oder Vatern übersiedelten und sich kein Ersatz für die bis-
herige Lehrkraft fand; in Oberösterreich haben alle Candidatinnen, welche sich bisher
dem Arbeitslehrerinnen-Examen bei der Linzer Prüfungs-Cotnmission für Volks- und
Bürgerschulen unterzogen, den technischen Theil der Prüfung mit befriedigendem, in
Haushaltungskunde und noch mehr in Pädagogik mit höchst ungenügendem Erfolge
bestanden.
Es ist keine Frage, dass vor Allem die Lehrerin den Zweck des Unterrichtes er-
reichbar machen, den Bestand einer Schule sichern kann. Für Stunden des Tages ist
eine Schaar von Kindern auf ihre Gesellschaft angewiesen; Geduld, Liebe zur Arbeit,
Ordnungssinn müssen sie von der Lehrerin erwerben, wenn sie dieselben nicht vom
Hause mitbringen. Der Natur vieler weiblicher Arbeiten nach bleibt der junge Geist nur
halbbeschaftigt, während die Hände Stich an Stich und Masche an Masche reihen. Für
diesen jungen, aufkeimenden, empfanglichen Geist sollte die Lehrerin Beschäftigung Wissen
durch Erzahlung, durch Beispiel anregend wirken und ihm namentlich nicht Musse zu
nutzlosem Gedankenaustausche lassen.
Die Frage der Besetzung einer Lehrstelle, wie sie die Arbeitslehrerinnen nament-
lich am Lande einnehmen, ist eine sehr schwierige, und wie viel Einfluss eine solche
Frau ubt, die lebrend und unterweiaend ihre kleine Madchengerneinde tagtäglich, iahraus
und iahrein um sich versammelt, haben seit Jahrhunderten schon die Lander bewiesen,
Fortsetrung auf der Beilage.
Beilage zu llr. llli ißr liillmiluigii des k. i. llßsicrr. Museums".
in welchen vorwiegend Klostcrschulen den weiblichen Arbeitsunterricht ertheilen. Es ist
klar, dass wir heute noch keine idealen gebildeten Arbeitsschullehrerinnen fordern und
erwarten konnen, namentlich in den Landschulen nicht, wo ihr Jahrgehslt in den besten
Fallen zwischen 40-64; tl. schwankt; aber wir müssen wo möglich das Beste anstreben
und vor Allem bei der Wahl der Lehrerinnen auf das scrupuloseste zu Werke gehen. Leh-
rerinnen, wie die Commission einzelne bei den Vorbereitungen zur Exposition kennen lernte,
die keinen Begriß von Form und Farbe, von Gesetzen das Geschmackes, der Ordnung
und der Reinlichkeit aufweisen kannten, die werden ihren Platz nie ausfüllen und der
Sache hart schaden, da sie alliahrlich fünfzig und mehr kleine Arbeiterinnen aus ihrer
Schule entlassen, die alle die Fehler, die sie dort erworben haben, mit in's Leben, in
die Familie hinausnehmcn.
Ein weiterer Schaden des Unterrichtes ist die Lehrzeit, die ihm gewidmet ist. in
Wien ist der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten für Stunden dreimal die Woche
anberaumt; auf dem Lande und selbst in kleineren Stadien wird er in bis
Stunden wöchentlich u. z. in jeder einzeln ertheilt, so dass immer auf einen oder jeden
zweiten Wochentag eine Lehrstunde entfällt. Es ist klar, dass mit solcher Zeiteintheilung,
die noch vor kurzem an den Volksschulen Wiens bestand, nichts erzielt werden kann;
bis die kleine Schülerin ihre Arbeit auspackt und ihre ungelnnken Finger in Positur setzt,
ist ein guter Theil der Zeit schon verstrichen; die Stunde ist fast um, ehe die Lehrerin
nur die Hllfte der 40-50 Schülerinnen übersehen kann. Es ist schade um Zeit und
Mühe, die Kinder werden des wiederholten Anfangens, die Lehrerin der Resultntiosigkeit
müde, die Arbeiten werden beschmutzt und unregelmassig zu Stande gebracht und vor
Allem, die Zeit wird verloren. Zwei Stunden im Cqntinuum, wo möglich täglich,
sind ein angemessenes Ausmass, um in der egebenen Lehrzeit die nothige Fertigkeit in
den Handarbeiten zu erwerben, welche das rogramm der Volksschule begreift.
Ebenso vernichtend wie die geringe oder unpassend geregelte Lehrzeit ist für den
Unterricht die Ueberzahl der Schülerinnen. 50-55 Zöglinge weisen die Berichte ein-
zelner Provinz- und Landschulen nach und eine Lehrerin. Wenn man sich die Sisyphus-
arbeit solchen Unterrichtes vergegenwartigt, kann man wohl wenig von dessen Erfolg
hoffen. Eine solche überfüllte Arbeitsstube ist keine Lehrstatte mehr, ihre Besucher sind
mindestens um den besten Theil ihrer Zeit betrogen, und da es nichts Uebleres gibt, als
kleine Mädchen mit der Arbeit in der Hand Niehtsthun lehren, wäre es besser, sie blieben
von der Mehrzahl solcher Schulen, wo die Lehrerin nicht Uebermenschliches zu leisten
vermag, ganz fort.
Für die materielle Einrichtung unserer Volksschulen waren zwei Dinge höchst
wünschenswenh. Für's erste die getrennten Schulbinke, wie sie Amerika, Portugal und
namentlich ganz vorzüglich Schweden zur Weltausstellung gebracht hat. Die schwedischen
Schulbanke haben den grossen Vortheil, dass sie für Kinder von sowie für solche von
14 Jahren gleich bequem und geeignet sind, dass sie alle Schulgegenstände beherbergen
können und somit dem Schüler immer ein freies, reinliches Pult bieten, auf dem er nett
und bequem mani uliren kann. Solche Bänke waren eine ganz unberechenbare Wohlthat
für die kleinen Ar itsschülerinnen, welche, über ihre Arbeit gebückt, von den Nachba-
rinnen gestört und molestirt, in den jetzigen engen Schulbänken stundenlang körperliche
Qual durchmachen. Es ist von nicht geringem Belange, in welcher Stellung der junge
Körper in seiner Entwicklungszeit täglich viele Stunden verbringt, und da solche günstige
oder ungünstige Entwicklung ganzen Generationen nützt oder schadet, sehe ich es als
meine Pflicht an, hier für die nben genannte Einrichtung zu plaidiren.
Der zweite Gegenstand. der unserer Volksschule zu empfehlen wäre, ist das Wasch-
hecken, wie es in den Schulen mehrerer Länder, namentlich aber Schwedens, in zwecks
massiger Weise vertreten ist. in den Volksschulen Wiens wird dessen Stelle durch
Handtücher ersetzt, welche wohl ohne Wasser! ein höchst ungcnügendes Reinigungs-
mittel sind. Wie sehr dies der Fall ist, haben die Arbeiten vieler dieser Schulen be-
wiesen. Da jedoch ohne Nettigkeit keine Arbeit gelingen kann, und die Hände der
kleinen Mädchen, welche wahrand der vorhergehenden Schulstunden mit Tinte und Blei
manipulirtan, nicht rein bleiben können, so ist ein wirkliches Reinigungsmittel unbedingt
nothig. Mangel an Nettigkeit demoralisirt und die kleinen Schülerinnen sollten durch die
Schule zu diesem ersten Erfordernis des Anstandes hingeleitet, nicht aber durch sie
dessen entwohnt werden.
Dass das Waschen der Hände ohne übertriebenen Zeitverlust von statten gehen
kann, beweisen die Schulen, an denen es seit Jahren in Uebung ist; und wie gut solche
Einrichtungen den Arbeiten bekommen, bezeugen die cxponirten Gegenstande, welche
eben diese Schulen gebracht haben.
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'94
Wenn wir den Nutzen, den die wohl eingerichtete Arbeitsschule bringt, in's Auge
fassen, wie sie durch die einfachen Kunstfertigkeiten, die sie lehrt, Anstand, Ordnung und
Behagen in den Haushalt einführt und selbst für den Wohlstand der Bevölkerung nicht
wenig beizutragen vermag, so scheint es als ein dringendes Gebot, für die Verbreitung
dieser Schule das Moglichste zu thun. Wie wir aus den wenigen statistischen Berichten,
welche aus den Provinzen vorliegen, ersehen können, ist die Einführung des Arbeits-
unterrichtes an den Volksschulen noch bei weitem nicht allgemein zu Stande gebracht.
Wahrend in vielen Bezirken Tirols jede Volksschule den Unterricht in den weiblichen
Handarbeiten pflegt, berichten einzelne Districte, wie Ampezzo, dass bei dem Mangel
jedweder Arbeitsschule auch in der Volksschule nur in der lll. Classe im Stricken und
im Nahen grober Bauernhemden Unterricht ertheilt wird. Aehnliches berichtet Ober-
österreich über einige Bezirke, und namentlich Schlesien, wo die Eltern die kleinen Mad-
chen vorzeitig zur Feldarbeit verwenden und dadurch am Schulbesuche hindern. Ein
Grund, der an vielen Orten, namentlich in den Gebirgsgegenden, die kleinen Schülerinnen
am Besuche der Arbeitsschule hindert, ist die Armuth der Eltern, welche diesen letzteren
nicht gestattet, auch nur das einfachste Arbeitsrnateriale für ihre Kinder bcizuschalfen.
An einigen Schulen ist gegen diesen Mangel vorgesorgt; die Privatwohlthatigkeit und
Stiftungen haben für einzelne solche Falle das Gebotene gethan, aber für die Mehrzahl
derselben ist nichts geschehen. Es ware eine der grbssten Wohlthaten für die Land-
bevölkerung einzelner Bezirke, namentlich der Gebirgsgegenden, wenn dort den ärmsten
Kindern das Nothwendige an Stoff und Faden beigestellt würde und sie so der Wohlthat
des Unterrichtes theilhaftig werden konnten. Die dazu erforderliche Summe ware gewiss
geringe im Verhaltniss zu dem Nutzen, der durch ihre Verwendung gestiftet würde und
den die Hande, welche arbeitsfähig gemacht werden, der Mitwelt bringen können. Viele
Frauenvereine Oestetreichs haben die Nothwendigkeit solcher Massregeln erkannt und fast
allenthalben wird an deren Schulen für das Arbeitsmateriale vorgesorgt. ln Galizien, wo
namentlich in den Dörfern mit futhenischer Bevölkerung die Nnthwendigkeit des Schul-
besuches noch wenig anerkannt ist, haben einzelne Gutsherren eben durch das Spen-
tien des Arbeitsmateriales die Madchenschulen auf ihren Gütern zu höchst populären
Instituten gemacht. Viel leichter und viel wirksamer wäre eine solche Massregel in den
Händen der Regierung, welche derartige Spenden in natura vertheilen lassen und damit
auf den Eifer und Ehrgeiz der kleinen Schülerinnen auf das Vortheilhafteste Einfluss
nehmen könnte.
Zum Schlusse muss ich noch der statistischen Berichte Erwähnung thun, die ich
als Behelfe in Händen habe. Leider habe ich solche nur von Oberösterreich, Kärnthen,
Krain, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, Triest, Gorz und Schlesien erhalten; die anderen
Provinzen fielen aus und auch die Berichte, welche an mich gelangten, sind ihrem Inhalte
nach so wenig einheitlich gefasst, dass sich daraus kein Gesammtbild gestalten lasst.
lch hotTte eine übersichtliche Zusammenstellung der Schulen, der Schülerinnenzahl im
Verhältnisse zur übrigen Bevölkerung jeder einzelnen Provinz, der weltlichen und geist-
liehen Lehrkräfte, der verschiedenen Lehrziele, der Lehrzeit u. s. w. ausarbeiten zu können.
Würde eine solche Zusammenstellung gewünscht, so Ware ich mit Vergnügen bereit, sie
zu verfassen, vorausgesetzt, dass Ew. Excellenz mir gütigst die Mittel an die Hand gaben,
die nach meiner Angabe gearbeiteten Behelfe zu verschaffen.
Zur allgemeinen, oberliachlichen Orientirung mag dienen, dass in Oberösterreich
an 29 öffentlichen Madchen- und Volksschulen der Unterricht in den weiblichen Hand-
arbeiten eingeführt ist, in Krain an in Karnthen an 44, in Tirol und Vorarlberg an
circa 5oo, in Salzburg an 21, in Triest an 18, in Gorz an 22, in Schlesien an I6.
ln Oberösterreich können, laut Bericht, die Bestimmungen des j. 15 des
Reichsvolksschulgesetzes vom 14. November 1869 nur allmalig zur Durchführung kommen.
Der Mangel an tauglichen Lehrerinnen macht sich in bedauerlicher Weise geltend. Durch
Errichtung der im Schuljahre t87t7a gegründeten zweiclassigen Lehrerinnen-Bildungs-
anstalt zu Linz soll diesem Uebelstande abgeholfen werden, der sich jedoch erst ganz
beheben wird, wenn entsprechend dem Q. 3o des Gesetzes vom I4. Mai t869 ein beson-
dereä Lehrcäxrs zur Ausbildung von Arbeitslehrerinnen an obiger Anstalt eingerichtet
wer en wir
Bezüglich aller im Lande befindlichen öffentlichen Mttdchenschulen wird den ge-
setzlichen Anordnungen entsprochen und überdies ist an 13 gemischten öffentlichen
Schulen der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten eingeführt. Derselbe konnte
jedoch nur dort obligatorisch gemacht werden, wo Unterlehrerinnen in den betreffenden
Volksschulen in Verwendung stehen, was bisher an Anstalten der Fall ist, oder wo
Arbeitslehrerinnen auf Grund nachgewiesener Lehrbefähigung durch den oberosterreichi-
sehen Landesausschuss bestellt wurden, was bisher nur bei Volksschulen geschah.
I3 Privatlehrerinncn weltlichen Standes, welche die gesetzliche Lehrbefähigung nicht
nachweisen können, sind an gemischten Schulen in Verwendung; einzelne dieser Leh-
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rerinnen werden Jahr um Jahr durch Remunerationen aus Landes-, theilweise auch aus
Gemeindemitteln unterstützt.
Die Privatindustrieschulen werden in den meisten Füllen durch Nonnen geleitet;
34 Ordensschwestern widmen sich derzeit im Lande Oberösterreich dem Unterrichte in
den weiblichen Handarbeiten. Dieser Unterricht geht in den beßetfenden Anstalten über
die Zwecke der Volksschule hinaus; insoferne er jedoch in Verbindung mit derselben
steht, ist er nach den Bestimmungen des l. Abschnittes der Schul- und Unterrichtsordnung
eingerichtet.
ln Linz ist die Oberaufsicht über die Arheitsschulen mit sehr gutem Erfclge
einem Frauenoomite übertragen.
ln Salzburg, wo derzeit 21 oifentliche und 14 Privatschulen sich mit dem Un-
terrichte in den weiblichen Handarbeiten beschäftigen, ist die Errichtung von mehr als
zu Arbeitsschulen in den Bezirken Zell am See, St. Johann und Salzburg Land, im Zuge.
Geprüfte Lehrerinnen sind nicht vorhanden und werden daher in den Volksschulen die
blos praktisch befähigten Frauen der Lehrer, über Vorschlag der Orts- und Bezirks-
schulräthe, mit dem Unterrichte betraut. Die Honorare der Lehrerinnen werden vom
Lande bestritten und nur in drei Schulen durch ein unbedeutendes Schulgeld gedeckt.
Für das Arbeitsmateriale sorgen meist die Eltern; an einzelnen Orten bestehen
Stiftungen, hie und da linden sich Spender oder gibt die Gemeinde das Arbeitszeug für
die armen schulpflichtigen Kinder.
ln einzelnen Bezirken; wie in Mauterndorf, besuchen nur 40-60 pCt. der Schü-
lerinnen der Volksschule den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten, weil die Eltern
zu arm sind, um das erforderliche Arbeitsmateriale beistellen zu können.
FrauencomitCn zur unmittelbaren Aufsicht über den Unterricht bestehen zu Salz-
burg und Tnmsweg.
Die I4 Privatschulen, an welchen die weiblichen Handarbeiten gelehrt werden,
stehen unter der Leitung von Nonnen, und zwar von barmherzigen Schwestern, Ursu-
linerinnen, Benedictinerinnen und Schulschwestern.
ln Tirol und Vorarlberg richtet sich der Unterricht nach den Bedürfnissen des
Landes. ln den Schulen der Städte ist meist ein sehr vernünftiges Lehrprogramm ein-
geführt; Stricken und Nahen und Ausbessem sind in erster Reihe, Luxusarbeiten läst gar
nicht vertreten. Auf dem Lande ist der Unterricht den Bedürfnissen der Bevölkerung
angepasst in einigen Schulen wird nur das Stricken und Stopfen der Strümpfe und das
Ausbessern ganz grober Stoife gelehrt. Aus den Berichten mancher Schulen ist zu er-
sehen, dass kein bestimmtes Programm den Unterricht an grosseren Orten regelt, wo
zuweilen, je nach den Fähigkeiten der Lehrerin und der Lebensstellung der Schülerin
vorgegangen wird, eine Procedur, die wohl ganz unstatthaft ist.
ln den meisten Bezirken Tirols ist der Unterricht fast allenthalben vertreten;
anders ist das im Gebiete von Vorarlberg, wo von x98 oifentlichen Schulen nur 14
den Unterricht in den weiblichen Handarbeiten ertheilen. ln vielen Schulen beider Länder
beschrankt sich der Unterricht nur auf die Sommermonate, wo der Schulbesuch leichter
mdglich ist, und daher entfallt auch sehr oft die Ferialzeit für die kleinen Mädchen,
welche dieselbe zum Erlernen der Handarbeiten verwenden. In einigen Schulen, na-
mentlich in solchen, welche von Nonnen geleitet werden, wird den arrnsten Schülerinnen
der Arbeitsstotf gespendet.
Die Schulen Tirols haben sich bei ihren Einsendungen durch sehr hübsche
Knüpfv und Stopfarbeiten ausgezeichnet; beide waren unseren Volksschulen bestens
zu empfehlen.
Mehrere Schulen hatten gerne Arbeiten eingesandt, sind aber zu arm, um die
Kosten solcher Einsendung zu bestreiten.
Zu Roveredo besteht eine Nahschule für Arbeiterinnen, welche von Sr. kaiserl.
Hoheit dem durchl. Herrn Erzherzog Rainer subventionirt wird. Dort erhalten die Schü-
lerinnen einmal die Woche Nachmittags den Unterricht im Nahen; der Arbeitsstoff wird
den Mädchen gespendet und nach Ablauf dß Schuljahres die während des Unterrichtes
verfertigte Wäsche den Mädchen geschenkt.
Ebenso besteht zu Cles eine weibliche Arheitsschule, welche auf die Volksschule
folgt, und in der Mädchen, welche über das schulpflichtige Alter hinaus sind, durch
Monate in den weiblichen Handarbeiten unterrichtet werden.
Die einstündige Lehrzeit ist viel vertreten, wie aus den Berichten ersichtlich ist.
Karnthen berichtet, dass schon vor dem Erscheinen der neuen Schulgesetze in
einzelnen Schulen, namentlich in Städten und Markten, der Unterricht in den weiblichen
Arbeiten mit bestem Erfolge ertheilt wurde. Auf Grund dieser Gesetze wird besondere
Aufmerksamkeit der Einführun des fraglichen Unterrichtszweiges gewidmet, welcher von
der ländlichen Bevölkerung mit Freuden begrüsst wurde und gegenwärtig an 44 offen!-
lichen und Privatschulen vertreten und in zg Weiteren Schulen in Aussicht genommen
ist. Der Unterricht begreift durchschnittlich das Nahen, Stricken, Hakcln und Merken.
14'
096
Ein Hinderniss, das weiterer Verbreitung des fraglichen Unterrichtes im Wege
steht, ist der Mangel an geeigneten Lehrkräften. Auf dem Lande sind es meist die
Lchrersgnttinnen, welche sich mit dem Unterrichts befassen; der Landesscbulrath hat
jedoch bereits die nothigen Einrichtungen nur Erolinung eines eigenen Lehrcurees für
Arbeitslehrerinnen getroden, an dass künftig nur geprüfte Lehrerinnen dieser Unterricht
besorgen werden.
Den von den Bezirkscchulrathm an den dllentlichen Volksschulen bestellten Loh-
rerinnen werden gemäss g. 3x des kärnthnerischen Landesgesetzes vom 27. October 197!
Z. 24. fixe Remuneraticnen aus dem Landeaschulfonde bewilligt.
In Krnin wird der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten nur an Volks.
schulen, Madchenschulen. Kloster-schulen tmd nn to-Privatinntimten ertheilt. Warum
dieser Unterricht an den Volksschulen an wenig vertreten, wird in dem Berichte nicht
mitgetheilt. Dns durchschnittlich Lehrprogramm umfnent du Stricken, Nihin, Häkeln,
Sticken; die einstündige Lehrzeit ist auch hie eingeführt.
Triest weist otfentlicbe städtische Schukn, 23 Privet- und loTcn-itnrielschltldn
aus, an welchen der fragliche Unterricht ertheilt wird. Derselbe wird von der Clesscn-
lchrerin versehen, ausser in der städtischen Schule, im Arrnenhause und in Territorial-
schulen, wo die Geschlechter nicht getrennt und eigene Arbeitslehrerinncn bestellt sind.
Das Lehrprngramm der Territcriahchulen umlnent Stricken, Nahen, Hebeln, Merken,
Stopfen und Ausbessern; das der höheren Classen der Stedtsehulen Weies- und Bunk-
stickerci, Filet. Frivolität und sonstige Luxuearbeiten.
Der Bericht erwähnt die Industrie-Ausstellung zu Triest im Jahre 18m. weiche
glänzendes Zeugniss fnr die Leistungen dieser Schulen gab.
Die städtischen Schulen zählten irn letzten Schuljahre ä3o7 Schülerinnen. welche,
in 37 Classen getheilt, 705 Arbeitsstüclte vollendeten. Die IO Territorilkchulm wiesen
2175 Arbeiten von praktisc ein Werthe aus, welche von den Schtllerülnen für des Haus
und den Bedarf der eigenen Familie angefertigt wurden.
Ausser den vorgenannten Schulen sind in der Stadt Triest selbst 19 Arbeitnechulcn
und weibliche Confersinnsscbulen eine griechisch-orientalische, eine lsrnclüiszhe und
die der evangelischen Gemeinde.
In Göre bestehen keine Arbeitsschulen für schulpflichtige. Mädchen, weder reiben
ständig noch in Verbindung mit den Volksschulen; nur in Seseann wird an einer Volks-
schule solcher Unterricht von einer Lehrerin crtheilt, welche nur einer Stiftung die Re-
munerntinn von 63 H. bezieht. ln eilen Mndchenschtlleu der Provinz und zwar an
blfentlichen und Privatschulen ist der Unterricht in den weiblichen Handarbeiten dilv
geführt. Um Lehrpregrnmm begreift des. Stricken, Nähen, Häkeln, Merker-l, Atubeßern
und Stopfen, in einigen Schulen du Zuschneiden von Wnaehe und leichte Kunstnrbeiten.
Das Verstdndnias für den Nutzen der weiblichen Handarbeit war bis vor Kurzem
bei der Bevölkerung den Landen sehr gering. Der Erlös, den solche Arbeit als Erwerbst-
mittel bot, wer sehr unbedeutend. und dadurch echien sie selbst wenhloe. Seit der Los-
trennung der italienischen Provinzen und durch den seither gesteigerten Fremdenbanch
ist die Nnchfmge nach weiblichen Handarbeiten jedoch bedeutend gewachsen und sind
dieselben zu einem nicht geringen Erwerbszweige. der weiblichen Bevölkerung geworden,
welche ein eigenthnrnlicher Kunstsina und leichte Auffassungsgabe auszeichnet. Schulen,
die einzelne Zweige der weiblichen Handarbeit pflegen, wie Spitzen, Gnldstickerei, Kuüpl-
arbeiten cm, Anstalten, die weit über Zweck und Wesen der Volksschule hinausgehen,
dürften bei den eigenthm-nlichcn Verhältnissen des Landes und seiner Bevollterung von
grossem, wahrem Nutzen sein.
In Schlesien wird in an ötfentlichen und Privatschulen der Unterricht in den
weiblichen Handarbeiten ertheilt; derselbe wird nur in den Städten nngestrebl, auf dem
Lande werden die kleinen Mädchen nach Thunlichkeit dem Scltulbesuche entzogen, um
sie im Hause und Felde zu verwenden. Aus Jablunknu wird berichtet, das von 160. die
Volksschule besuchenden Mldchen circa 70. keinen Unterricht in den weiblichen Hemi-
arbeiten erhalten. in einzelnen Schulen, sn in der Volksschule zu Bntedorf. werden die
Kinder durch Privatwohlthütigkeit mit Arbeitsmnterinle venehen und innen-richtet. ln
mehreren Schulen den Flnchlcudes unterrichten die Freuen und Töchter der Lehrer,
oft in ungenügender Weße. Nur durch die Hernnbiütxng von tauglichen Lehrerinnen
kann der nterricht im Lande erspriesslich gefördert und den Anforderungen der Schul-
ordnung genügt werden.
197
KLEINERE MITTHEILUNGEN.
Der Besuch des Museums belief sich im Monat Juli auf 7273 Personen.
Neu 8083051161106 Gegenstände Grosse Silberschale von H. Rntzersdorfer;
Albuluplatten in Bronze von Graveur Max Mager; eine Collection antiker Terra-
cotten Gefässe und Reliefs uns Kleinasien und von den griechischen lnseln, angekauft
für das Museum durch den k. und k. Generalconsul v. Scherzer; Silberkanne nach
Helbein von C. Hans; Gruppe von Meissner Porcellan, 18. Jahrh, Eigenthurn der
Frau Emilie Rodic.
Der nach dem Entwurf du Prof. Realer nusgefithrte Zeichentisch ist in dem
Lehmule Architektur der Kunstgewerbcschule du Museums zur Besichtigung aus-
gestellt.
Wnlldstoinhohet Preis. Se. Ercellenz Graf Johann Waldslein hn wie
hierdurch wiederholt zur Kenntniss gebracht wird einen Preis von zooo fl. ausgesetzt
in der Absicht, ein Decorationsmittel für die Aussenwände der Hauser zu gewinnen,
welches namentlich Rar ornamentale, der Architektur sich anpassende, beziehungsweise
die architektonische Gliederung und den plastischen Schmuck ersetzende Malerei sich
eignet, an und für sich, insbesondere aber bei unseren klimatischen Verhllmissen dnuer-
haft und unter dem Gesichtspunkte der Herstellungskosten allgemein zugänglich ist. Die
Arbeit kann sowohl literarisch als künstlerisch gelöst Werden. Bewerber in der dstern-
ungnr. Monarchie geboren oder daselbst dauernd nnsnssigl haben ihre Belege, Proben ett.
bei der Direction des k. k. Oesterr. Museums bis t. October 1874 einzubringen.
lobelnussballung Die vorzüglichsten Objecte der Möbelausstellung im Oesterr.
Museum sind von Herrn Hof-Photographen. L. Angerer aufgenommen werden. Die
Photographien sind bei dem Genannten und bei dem Portier des Museums zum Preise
von 60 h". das Blatt aufgezogen, 40 lr. unaufgezogen, zu haben.
KATALOG
ORNAMENTSTICH SAMMLU NG.
Fvrtutlu in.
Fecht- umiReftbücher, Exercier-Reglements. Schüqenwesen.
Hans Ltbkomme r.
Der Amen Fechter gründliche Kunst. Miluwpt vcrbovgem heymlidacyten, Klnpffens,
Ringen Werfen etc. Figurlicb fangen-aalen, Bisherniaan lag kau-amen. Schluslechciftz
Frencküm im Meyn, Bei Ouisxim Egennlph. Mit Koluchißen um Bzonlcr.
285.
Lucas Crannch d'. Aek.
Ringen" kunst Pan? vncl achtzig stücke, zu ebrcn lurfursrähhzn gnnden zu Sachsen ein
Durch Fabian von Auerswald zugerichl. 1539. Titel mit dem chursächsiechm Wappen,
Bl. Vorrede, Bl. Brustbild. des Fabian von Auerxwnld mit. dem Zeichen des Lucas
Cranacb, hierauf 86 Ringerpaare in l-bfzschnin, oben mit erlutemdem Text. Au
dem Schlussblan Gedruckt zu Wittenberg durch Hans um 1539. F011 Put. l7r. Iäro.
Jbachiin Meyer.
Gründdiche Beschreibung, der freycn Riherlichen vnnd Adelichen kunst des Fechten-s, in
allerley gebreucblichen Wehren, mir vil schonen vnd nuzzücbm iivixren gezfere vnd
fürgestellet. Durch Ioachim Meyer, freylechter" zu Straßburg, Anno DLXX. Getruyckt
zu Sn-asburg bey Thiebolt Berger. qu. Fbl. Mit Holzsdxninen vvn Tobias Stimmen
A. x65. 3901
Joh. Andr. Schmidr.
Leib-beechirmende und Feinden Trotz-bietende Pacht-Kunst; oder Leicht und getreue
Anweisung auf Stofs und Hieb zierlich und sicher zu fechten. .. Nebst Unterricht vom
Välligänen und Ringen... Mit Kupferm. .. Nürnberg, 10h. Chr. Weigeh, 2713. qu. S.
7x.
195
Achille Marnzzo.
Arte dell'armi. Ricorretto, et ornato di nove figure in rame. ln Venetia apresso Antonio
Pinargenti. 1568. 4. loooo.
Fr. Lodovien Melzo.
Regale milimri sopra il governu servitio articolare della cavalleria. Schlussfchrift
Antverpiae apud Joachimum Trognaesium 11. kl. Fol. Mit I6 Radirungen zum Aus-
schlagen. 3751
Leonhart Fronsperger.
Von Kayserlichen Kriegssrechten Malelitz vnd Schuldhändlen, Ordnung vnd Regiment...
in zehen Bucher abgetheilt. .. Francltfurl am Mayn Rabe, Feyerabend Hüter 1566.
Fol. Mit vielen in den Text eingedrucltten Holzschnitten und vier statt fünf grossen
radirten Tafeln zum Ausschlagen von Jost Amman. A. 226 p. 372. 3318
Jac. de Gheyn.
Maniement d'Armes d'Arquebuses, Mousquetz et Piques. En conformite de l'ordre de
Monseigneur le Prince Maurice, Prince d'Ornnge, Comte de Nassau etc. etc. Represente
pur figures, par Jnques de Gheyn. lmprime Amsterdam chez Robert de Baudous.
1608. Amsterdam chez Henry Laurens. Titel, 42, 4.3 und 32 Tafeln und Bl. Text.
Fol. 13.
Mllllßmßlzl dzannes en conformite de l'ordre de Prince Maurice represente per figures
par Jaque de Geyn. Tot Amstelredam. Ghedruckt by Robbert de Baudouz A0. 1610.
Titel, p. französischer und p. holländischer Text, ferner 43 und 31 num. Tafeln.
Fol. 3841
Adam van Breen.
Le maniernen! dünnes de Nassau, avecq Rondelles, Piques, Espees Targes; Repre-
sentez par Figures, selon le nouveau ordre du Tresillustre Prince Maurice de Nassau.
Avecq lnstruction par eacript pour tons Cappitaines 81 Commandeurs, nouvellement
mis en lumiere. lmprime Anno 1618, la Haye en Hollnnde. Gestochener Titel,
Bl. deutscher Text, 31 num.,und nicht numer. Kupfertafeln. Hierauf Bl. Text,
16 Kupfer und ein Schlussblatt mit Justitiu. 38.12.
Sieur de Lostelneau.
Le mareschal de bataille. Contenant le maniment des armes. Les evolvtions. Plusieurs
bataillons, tant contre l'lnfanterie que cuntre la Cavalerie. Divers Ordres de batailles.
Avec, un bref discours sur les considerntions que dnit avoir un Souverain, avant que
de commencez la guerre. Et un abrege des functinns de Generaux d'Armees, de Ma-
recbaux de Camp, et aurres principales Charches d'icelles. Paris, Est. Migon, 164,7. Fülu
Mit 48 Kupfertafeln. Von der Vorrede nur Bl. vorhanden, ebenso fehlen Lage AA.
FF und GG. 4115.
Jacob Sandrart und Georg Christen" Eimmart.
Beschreibung und Vorstellung des StücbSchiefsen, welches, auf eines Raths, des Heil.
Rom. Reichs-Statt Nürnberg, ergangenen Befelch, im Jahr Christi 1671 den 28. Augusti
.. gehalten und angeordnet worden Durch Georg Paulus lm Hoff, Andreas
Georg Paumgärtner, Georg Christoph Volcltamer. .. Vermittels Magni Carls.
Nürnberg, Gedr. bei Chr. Gerhard. o. J. Fol. Mit Kupfertafeln in gr. qu. Fol. 4243.
G. D. l-eumann und J. G. Hofmann.
Beschreibung und Vorstellung des Stuck-Schießens welches Auf... Befehl Eines" .Raths
Des Heil. Rom. Reichs Freyer Stadt Nürnberg, Im Jahr Christi 1733 den 8. Junii ge-
halten... worden durch Ch. G. Volkemer, Uhr. Seb. Fürer, Sigm. F. Behaim. Ver-
mittels Leonh. Steph. Creuznachers. Nürnber G. D. Heumann, J. G. Hofmannybeyde
Kupferstecher. Gedr. bey Lorenz Bieling, 17 4. Fol. Mit 14 Kupfertafeln. 42.14.
Georg Hau r.
Brcslische Schutzen Klein 01h Welche die Schutzenn könige beider Bruderschali ten
Bogens und Robrgezeuges Ihnen zu Ehren an Pfingsten aus und ein tragen, und mit
lhrenn Schiltlen zu verbessern pflegen Contrafeiet durch Georgium Hauern,
Malern unnd bestalten Zeugschreibedn. 36 md. Bl. incl. Titel mit Abbildungen von
Bechem und Pokalen, Medaillen, Scheibenßguren u. dgl. 4211
Turniere. Festlichkeiten bei Taufen, Hochreiten etc.
Hans von Francolin.
Thurnier Buech Warhalftiger Ritterlicher Thate, so in dem Monat Junii des vergangenen
LX. Jars in vnd aullerhalb der Statt Wienn gehalten worden, mit schönen figuren
'99
contrafeet. Schlussblatt Gedruckt zu Wienn in Osterreich durch Raphael Hofhalter,
auf? Polnisch Skrzetusky genanclt, beym gnlden Wolff. Fol. Titel, auf der Rückseite
das Porträt Francolins als Herold in ganzer Figur von D. Hübschmann, BL VOr.
stücke, LXXXII num. Bl. Text Bl. fehlen und Schlussblatt mit Hufhalters Symbol.
Ausserdem sind sechs grosse Radirungen von Lautensack, Terzi, Guerra und einem
unbekannten Meister beigebunden. A.7. fehlt. And. ll. p. 22g. 3714
Joan. Bochius.
Descriptio publicae gratulationis spectaculorum et ludorum in adventu sereniss. principis
Ernesti nrchiducis Austriae an. 1594 18. kal. Julias aliisque diebus Antverpiae edi-
torum. Antverpiae- ex 06'. Plantiniana 1595. Fol. 3771
Historicn narratio profectionis et innuguratinnis serenissimontm Belgii principum Alberti
et Isabellne, Austrine archiducum. Et eorum optatissimi in Belgium Adventus, re-
rumque gestarum et memorabilium, gratulationum, appnratuum, et spectaculorum in
ipsorum susceptione et innuguratione hactenus editorum- accurata descriptio. Antverpiae
ex 01T. Plantiniana apud Joannem Moretum. 1602. Fol. 3772
Theod. de Bry und Georg Keller.
Beschreibung Der Reifs Ernpfahung defs Ritterlichen Ordens Volbringung des Hey-
raths vnd glücklicher Heimführung Wie auch der ansehnlichen Einführung gehaltener
Ritterspiel vnd Frewdenfests Friederichen defs fünften, Pfaltzgraven bey Rhein
Mit... Elisabethen Jacobi defs Ersten Königs in Grofs Britannien Einigen Tochter.
Mit schönen Kuptferstücken gezieret. In Gotthardt Vügelins Verlag. Anno 1613. 4.
Titel, Bl. Vorrede, Text p. 1-205 und 1-99, und 25 Kupfer zum Ausschlagen von
Joh. Theod. de Bry und Georg Keller. 1-8 Triumpfbögen. Feldlager bei Heidel-
berg. 10 Empfang vor Heidelberg. 11-18 Triumpfbögen in Heidelberg. 19 Feuerwerk.
10-25 Aufzüge. 3720,
Matth. Merian.
Reprnesentntio der fvrstlichen Avfzvg vnd Ritterspil. So der... Herr Johan Friderich
Herlzng zu Württemberg ... bei Ihr. F. G. Neüwgebornen Sohn. Friderich Kind-
tzutfen, denn 10. bifs auf? denn 17. Martii, Anno 1616. lnn.. Stuetgarten... gehalten.
Alles... in truck verfertiget, Durch Esaiam van Hulsen. Georgius Thonauwer Inuentor.
Matthneus Merian Basiliensis fecit. qu. Fol. 75 Bl. incl. Titel Ritterspiele und Auf-
züge in Friesform. 4262
L. Burnacini.
ll fuoco eterno custodito delle Veslali. Drama musicale per la felic. nascita della serm
arciduchessa Anna Maria" Posto in musica dal Antonio Draghi. Con l'arie per
li Balletti del Gio. Erico Smeller. In Vienna d'Austria, er Gio. Christ. Cosrnenovio,
1674. kl. Fol. Gestoch. Frontispiz, Titel, Bl. Vorstücke, S. Text. Mit 13 Kupfern
in gr. Fol. von M. Kusel nach Zeichnungen des Lodovico Burnacini. 4368
Vincenzo e.
Narrazione delle solenni reali feste fatte celebrare in Napoli da sua maesta il re delle
due Sicilie Carlo lnfante di Spagna per la nalcita del suo primogenito Filippo.
In Nupoli, 174g. gr. Fol. Titel und pag. 3-16 Text. Dedicationsblatt gestochen von
Carlo Gregorj und 15 Kupfer in gr. Fol. nach Zeichnungen des Vineenzu Re gestochen
von Gius. Vui, A. Guiducci A., darstellend theatralische Voßtellungen, Balle, Illu-
mination etc. 4361.
Portnitwerke.
Cronica breve de fatti illustri de" re di Frimcia. Con le loro Eftigie dal naturale.
In Venetil, nppresso Bern. Giunti. 1588. Fol. 3067
J. Jac. Boissard.
Vitze et icones Sultnnorum turcicorum, principum Persarum aliorumque illustrium Heroum
Heroinarumque ab Osmane usque ad Mahometem II. Omnin recens in nes artiiiciuse
incisa Theodorum de Bry. Frmcf. ad trtoen. 1596. 4. Mit vielen Porträten in Orna-
mentborduren. G671.
Thenorius An naeus.
Historia chronologica Pnnnoniae Ungarische vnd Siebenbürgische Historim. bifs xuRÄ.
Rodulphum lI. In Kuplfer gestochen durch Diterich de Bry. Francltfurt, Anno 1596. 4.
Der obige Titel in Typendruck ist auf den Text des gestochenen Titels geklebt,
Mit Porträten in Ornamentbordüren. G672.
ZOO
lll. MOBILIEN.
A. WELTLICHE MOBILIEN.
Ttscauaiuaaan-au.
Deutsche Schule.
XVl. Jahrhundert.
Peter Flötner.
Himmelbett mit reich ornamentirten Säulen und Füllungen, oben zwei Genien mit Füll-
hornern. Unten ein Schriftband mit den Initialen des Meisters, rechts Schlägel und
Meissel. Holzaehn. gr. Fol. P. 34. Br. o'3o, H. 0'312". 2748,
Zimmermann oder Brosamer.
Schrank. Holzschn. in Contourmanier. Auf der Rückseite Joh. Friedrich v. Sachsen. Fol.
1241
Franzäsische Schule.
XVI. Jahrhundert.
Jacques Androuet Du Cerceau.
29 Bl. Möbel Tische, Kasten, Betten, Karyatiden etc. Radirt. Fnl. und qu. Ful. 2273,
WAGNERARBEJTEN.
Bern. Picart exc.
Bl. Premier des Magnifiques Carosses de M'. lc Duc D'Ossuna. Amsterdam, Piran, 1714.
Fol. und BI. gr. ol. 2311
B. KIRCHLICHE MOBILIEN.
Albrecht Altorfer.
Altar mit der hl. Jungfrau mit dem Kinde. Links der hl. Christolf und die hl. Barbara,
rechts der hl. Georg in die hl. Catharina. Holzschn. Fol. B. 50. 26.38.
Im Verlage von Fr. Bartholomßus in Erfurt erscheint und ist durch iede
Buchhandlung des ln- und Auslandes zu beziehen
A. raef
PlilllllSßllHS Jülllllill llll Billl- llllll lllIlllll-Tlßlilllßl
1874.
XXI. Tahzgang.
I2 Hefte mit je Blatt reichhaltigen Vorlagen und den dazu gehörigen Modellen
in natürlicher Grüsse Heft 15 Sgr, oder per Jahrgang Thlr.
Diese Journal zeichnet sich vor allen anderen derartigen Unterneh-
mungen dadurch rnhmlichst aus, dass die von ihm gebrachten Vorlagen wirklich
praktisch und ausführbar sind. Es kann daher den verehrlichen Tischler-
meistern und den vorwärts strebenden jungen Gehilfen auf das Warmste und
mit bestem Grunde empfohlen werden. Der Name des an der Spitze der Redactiun
stehenden Fnchmannes, Herr Graef, hat einen so allgemein begründeten guten
Klang, dass zur Empfehlung obigen Journals jetzt beim Beginn des 2x. Jahrganges
wohl nichts weiter zur Einführung desselben zu sagen nothig ist.
snusturlng du Dunn. luleulns. lnehülnellral Van Cul ßswlau man In Wln.