I7] wird er in manchen Nebenzweigen und besonders auch von der Dilet- tantenarbeit versucht. Ein Beispiel dafür haben wir auch auf unserer Weihnachts-Ausslelluug in den Spitzendecken von Fräul. v. Weisenfeld. ll. Was wir von den gewebten Stoffen zu bemerken hatten, sowohl das Festhalten an den einmal betretenen guten Pfaden, als auch selbst das Aufsuchen neuer, das haben wir im Allgemeinen auch von den Leder arbeiten, den Prachteinbänden, und was sonst damit von soge- nannten Galanteriegegenständen in Verbindung steht, zu sagen. Nicht ohne Grund fürchteten wir gerade für diesen Zweig der Kunstindustrie, der so sehr von der Gunst des Publicums getragen worden und so sehr von seinem Geschmack sich abhängig gezeigt hatte. Bis zu unserer Weltausstellung hatte es unter den zahlreichen Fa- brikanten dieses Industriezweiges nur wenige gegeben, die bessere Ziele verfolgten und an Stelle der gewöhnlichen Waare oder des von blühen- dem Unsinn erfüllten Fabricats, das uns jahraus jahrein mit wechselnder Saison geboten wurde, edlere Arbeiten zu schaffen bemüht waren. Für die Weltausstellung freilich hatten sich viele angestrengt, auch vor der ernsteren und strengeren Kritik Stand zu halten, und viel Gutes war auf diese Weise entstanden. Aber die Ungunst der nachfolgenden Zeit liess mit gutem Grunde befürchten, dass man, der reinen Geschäftslinie folgend, in den alten Ungeschmack zurücksinken und von neuem sich auf den niedersten Standpunkt der Menge stellen würde. Soweit die nicht zahl- reichen, aber doch durch ihre Bedeutung namhaften Vertreter auf unserer Weihnachts-Ausstellung erkennen lassen, ist diese Besorgniss nicht erfüllt. Wir finden auch hier einerseits das Festhalten an der betretenen Bahn, andererseits selbst lobenswerthe Neuerungen. Wenn wir die drei bekannten Firmen Wunder 8c Kölbl, Leo- pold Groner und August Klein nennen, denen wir auf unserer Weihnachts-Ausstellung wieder begegnen, so sind damit in gewissem Sinne drei Stufen in der künstlerischen Art dieses lndustriezweiges genannt. Leder ist die erste und solideste Grundlage desselben, aber so wie es bei uns in Wien zu künstlerischen Zwecken bearbeitet wird, erhebt es sich von diesem Material verrnöge seiner reichen Decorationen bis zu mannig- fach geschmückten Bronzegegenständen. Was zunächst reines Ornament ist, Vergoldung und Bronzebeschlag in Eck- und Mittelstücken, das wird später zur Hauptsache. Mit den genannten Firmen sind nun die drei Stufen so vertreten, dass Wunder 8c Kölbl bei der einfacheren und an sich rationellen Art der Kunstarbeiten in Leder stehen bleiben, der Decorirung nämlich durch zierliche Goldlinien, die in reizvollen Mustern mit der Hand aufgepresst werden, oder durch Hinzufügung verschiedener Farben in verhältnissmässig bescheidener Weise. Dieses edle Verfahren stützt sich auf die Arbeiten und Bucheinbände der Renaissance, insbe-