286 und gelungenste Gegenstand ist wohl der Pocal in der Collection von Kleeberg 8t Huck, der dem Hofrath von Streicher von Beamten als Jubi- läumsgabe verehrt wurde. Nach den Motiven eines Renaissance-Pocals in der Sammlung des Königs von Hannover von" Storck frei entworfen und mit figürlichen Emblemen, die sich auf die Thätigkeit des Jubilars beziehen, geschmückt, trägt er alle Vorzüge, welche die Renaissance- Arbeiten dieser Art auszeichnen: die Schönheit des Profils, den Reich- thum der Gliederung und das massvolle, höchst angemessen gehaltene Relief, das in getriebener Arbeit ausgeführt ist. Auch der warme und tiefe Ton der Vergoldung ist vortrefflich gelungen, so dass die Arbeit in jeder Beziehung dem Etablissement von Kleeberg öt Huck Ehre bereitet. Nicht ganz das Gleiche lässt sich von einem anderen Pocal sagen, der nach Zeichnung von Hansen aus dem Etablissement von Hollenbach hervorgegangen ist. Es ist der Pocal, den die Gesellschaft der Aerzte ihrem Präsidenten Rokitansky zu seinem Jubiläum verehrt hat. Vorzugs- weise aus Glas bestehend, mit gravirten Figuren um den Kelch, sodann mit vergoldeter Silbermontirung und Email und mit silbernem, mit freien Figuren geschmücktem Deckel, ist er eine ausgezeichnete Leistung, was die Silber- und Emailarbeit sowie den Schliff des Glases (von J. 8a L. Lob- meyr) betrifft, und doch ist er nicht tadellos. Der Fehler ist des Künst- lers, der den Entwurf gemacht hat. Der Pocal ist elegant in seinem Profil, aber viel zu fein und zart für Glas. Er ist offenbar für Metall gedacht. lhn auch solid erscheinen zu lassen, wäre es nöthig gewesen, ihn an seinen schwachen Punkten mit Metall zu montiren oder den ganzen Fuss daraus zu bilden. Auch das Piedestal, das den Pocal zu tragen hat, erregt Anstoss, insbesondere durch die gerundeten Schildtafeln. ist dieses Trinkgefäss zu zart, so sind zwei andere Pocale nach Zeichnungen von Wohlanek in der Ausstellung des Silberfabrikanten Matzenauer zu massiv, zu solid. Diese beiden Gefässe, eines auf Be- stellung der Gräfin Egger, das andere für den Hofrath v. Tunner in Leoben, nehmen eher das Motiv von den schwer und solid geformten Römer- gläsern. Ungiinstig ist die glatte Fläche des Kelches, welche selbst bei dem Tunnefschen Pocal, der doch reiche Arbeit zeigt, den Eindruck einer gewissen Dürftigkeit oder allzu grosser Schlichtheit hervorruft. Un- günstig sind oftmals manche eigensinnige oder unverständige Bedingungen, die durchaus erfüllt werden sollen, so hier die Medaille, welche mit ihren zwei Seiten in den Kelch einzusetzen war. Dieselbe hätte in den Fuss oder den Deckel gehört, oder es hätte der Kelch in Felder getheilt werden müssen, in denen andere Reliefs der Medaille hätten entsprechen können. Die hier getroifene Lösung, welche den Pocal einseitig macht, ist nicht als gelungen zu betrachten. Die Ausstellung Matzenauefs führt uns ausser einigem Silbergeräth für den Tisch, das bessere Formen anstrebt und sich über das Niveau dieser Arbeiten erhebt, auch einige Kelche zum kirchlichen Gebrauche