Du kinfllge Gewerbemuseum.
Dem am 8. Januar in der Monatsversammlung des n. o. Gewerbevereines erstatteten
Generalberichte des Museal-Comitäs entnehmen wir Folgendes:
Der Berichterstatter, Herr Regierungsrath Exner, gab nach zwei Richtungen hin
Auseinandersetzungen: erstens in Bezug auf das Programm des Museums und zweitens
in Bezug auf die Organisation desselben.
nDas Programm, meine Herren, ist sehr kurz, aber ebenso präcis. Wir verlangen
ein Institut, welches der mechanischen Grossindustrie und dem mechanischen Gewerbe
einerseits und dem chemischen Kleingewerbe andererseits zu Hilfe kommt, von der An-
sich! ausgehend, dass die chemische Grossindustrie nicht dazu geeignet ist, von dem
wesentlichsten Attribute eines Museal-Institutes, vom r-Anschauungsunterrichten,
Nutzen zu ziehen, und dass dieselbe auch mächtig genug ist, die ihr dienlichen For-
schungen selbst zu bestreiten. Diese Auffassung wurde nicht nur von den Chemikern
des Comitt5's getheilt, sie wurde auch durch andere hervorragende Chemiker bestätigt.
Wir sagen pracis: die mechanische Grossindustrie und das Gewerbe
sollen durch das Gewerbemuseum gefördert werden.
Dass wir diese Scheidung machen zwischen mechanischer Grossindustrie und den
Gewerben, ist durchaus nicht in der Anschauung begründet, als ob das Kleingewerbe
nicht zumeist in die Grossindustrie übergehen müsste; - wir sind vielmehr auch der
Ansicht, dass das Kleingewerbe im Allgemeinen nur eine zeitliche Existenzberechtigung
hat. Aber gerade diese relative Existenzberechtigung macht es der Regierung zur Pflicht,
dem Kleingewerbe helfend und rathend zur Seite zu stehen.
Die Kleingewerbe treten früher oder später in ein Uebergangsstadium zur Gross-
industrie. Wie lange wird dieses Uebergangsstadium dauern? Welche Kleingewerbe haben
noch längere Zeit Aussicht, weiter zu existiren? Welche Kleingewerbe können sofort in
Kunstindustrie übergeführt und gerettet werden - welche nicht? Diese Fragen zu erör-
tern ist nicht der Beruf einer Behörde, wohl aber eines der Losung dieser Fragen ge-
widmeten Institutes. Ein solches Institut hat eben die Aufgabe, der Grossindustrie zu
nützen, der Kleinindustrie die Wege zu zeigen, welche sie zu gehen hat, um diesen
Process ruhig und gefahrlos für ihre dermaligen Träger durchzumachen.
W'ir wollen durch dieses Institut nicht das Kleingewerbe schützen vor einem
Uebergehen in die Grossindustrie, im Gegentheile, wir wollen die Vertreter der Klein-
gewerbe vor dem geschäftlichen Ruin, ja vor dem Hunger bewahren, dem sie zweifellos
anheimfallen, wenn das Gewerbe seinen unaufhaltsamen Entwicltlungsgang nimmt, wah-
rend Jene ihm nicht gewachsen sind und zurückbleiben.
Ueber diese Frage sich mit leeren Phrasen hinwegzusetzen und das vKleingewerbeu
nur als ein Schlagwort zu betrachten, womit i-Staatsmanner sich Popularität verschaffen
wollen-t, halten wir für nicht correct. Das Kleingewerbe liegt darnieder, es hilflos sich
selbst zu überlassen, ist unverantwortlich. Wir haben auf dem ünanziellen Gebiete ge-
sehen, was das Princip der Nichtintervention verschuldet hat.
Ich habe nun nach dieser durch eine Provocation herbeigeführten Erweiterung der
Programms-Definition überzugehea auf die Einrichtung des Institutes selbst.
Wie kann ein grossartig angelegtes derartiges Institut dem Gewerbe und der In-
dustrie nützlich werden? Auf zwei verschiedenen Wegen, die aber nebeneinander laufend
zum gleichen Ziele führen: auf dem Wege der Forschung und auf jenem der Lehre.
Meine Herren! Alle Museen, welche blos als Lehranstalten aufgefasst wurden,
haben nur eine sehr precare Existenzfahigkeit, sie haben aber die Existenz überhaupt
noch, weil ein Museum, wenn es einmal vorhanden, nicht leicht umzubringen ist. Diese
Art von Existenz ist jedoch nicht ermuthigend für die Nachahmung solcher Institute
durch andere Staaten.
Einige Institute, welche blos Anschauungsunterricht pflegten, haben in Bezug
auf die technische Seite ein gelindes Fiasco gemacht. Ebenfalls verfehlt, wenn auch in
geringerem Grade, wäre es, ein solches Institut blos für die Forschung zu errichten.
Denn die Forschung allein ist für uns, die wir uns in einer Nothlage befinden, nicht
genügend, wir müssen die Resultate der Forschung sofort verzinsen, und das kann nur
durch die Lehre geschehen.
Die Forschung wird in einem solchen Institute nur durch experimentelle
Untersuchung gepßegt werden können.
Die Vorstellungen über die Forschungsanstalten sind nicht allenthalben sehr klar,
im Gegentheil. Ich will hier keine Beispiele anführen, könnte aber solche anführen,
welche beweisen, dass man von der Möglichkeit, durch Forschung zu nützen, nicht all-
gemein überzeugt ist.
Ich erlaube mir, Ihnen darzulegen, wie das Museal-Comite sich die Organe dieser
Forschung vorstellt.