für KUNST UND INDUSTRIE. (Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.) Am I. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr H. 4.- Redacteur Bruno Buchor. Expedition von C. Gerohfs Sohn. Man abonnirt im Museum, bei Geroid 8: Comp., durch die Poslanstalten, sowie durch alle Buch- und Kunsthandiungen. WIEN, 1. DECEMBER 1875. X, Jahrg Nr. 123. Inhalt: Die Tiroler Glasmalerei 1875. - Die Vertretung der österreichischen Kunstgewerbe und kunst- Fewerblirhen Schulen auf der Münchener Futausstelluug 1876. - Permanente kunstgewerh- icha Ausstellung in Prag. - Wiener hiuorinch: Kunsiausszellung von 1876. - Donnerstags! Vorlesun eu. - Wilhelm Holfmannüa Spitzen-Mnsterlauch. - Musterschutz in Deutschland. - Kleinere iltheilungen. Die Tiroler Glasmalerei I875. Inmitten der Ungunst der Zeitverhältnisse, inmitten der allgemeinen Klage über Verdienstlosigkeit und Arbeitseinschränkung sieht man mit um so grösserer Befriedigung auf ein Institut, das in den anderen, kunstgewerb- lichen Etablissements günstigen Jahren den Kampf um's Dasein durchge- macht, aber da auch noch die Kräfte gesammelt, die nun herrschende allgemeine Drangperiode fast unbehelligt zu bestehen; x875 war das schönste, wirkungsreichste Jahr der Tiroler Glasmalerei seit ihrem Bestehen. In Berücksichtigung der das Geschäftliche beeinflussenden Zeitver- hältnisse kam sie selbst der steigenden Concurrenz durch erhebliche Preis- reductionen entgegen, wie nur die verdoppelte Production sie ermöglichte, und wahrte sich dadurch die bedrohtesten Absatzgebiete: Rheinland und Westphalen. In der Pfarrkirche zu Bocholt wurden dies Jahr wieder vier grosse ligurale Fenster mit Darstellungen aus dem Leben Jesu als Fortsetzung der zwei grossen Kreuzschifffenster eingesetzt. Ihre beifällige Aufnahme hatte erneute Bestellung auf die folgenden fünf zur Folge, worauf 1877 die letzten vier gegen die Thurmhalle hin dazu kommen sollen. Die Aus- schmückung dieser spätgothischen Kirche ist eine der bedeutungsvollsten Aufgaben für das Institut, nicht allein wegen der günstigen Lage dieses industriösen Ortes an der holländischen Grenze, sondern auch weil ihm dadurch Gelegenheit wurde, in einer grossartigen figuralen Darstellungs- reihe alle Fähigkeiten zu erproben. Der ganze Cyclus, äusserlich zusam- menhängend angeordnet, wirkt auch geistig als ein in sich geschlossenes Werk. Im Münsterlande erhielt ferner der. grosse Wallfahrtsort Telgte 1875. 12