die Credenz, schon um etwas über diesen Standpunkt hinausgegangen. Uebrigens sind sie glücklich construirt und vortrefflich gearbeitet, ganz nach dem Masse, wie Material und Zweck es erfordern, und nicht mit dem Raftinement, das französische Arbeiten dieser Art häufig zu zeigen pflegen. Minder glücklich in der Construction erscheinen lrrnler's zu diesen Gegenständen gehörende Speisesessel; es ist zu viel Architectur, zu viel Reissbrett, zu viel Steifheit für ein Sitzmöbel. Den gleichen Charakter tragen die geschnitzten Möbel, welche die Firma J. Klöpfer ausgestellt hat, nämlich ein Bibliothekkasten, Schreibtisch, Sessel, im Ganzen erfreu- liche und rührnenswerthe Leistungen, obwohl sich im Einzelnen mancherlei aussetzen liesse. So hat z. B. der Bibliothekkasten für seinen Zweck zu viel Holz, wodurch die Büchertitel unnöthig verdeckt werden. Auch die Grödener Schnitzereischule zu St. Ulrich ist mit ähnlichen Gegenständen vertreten, die des Guten eher zu viel als zu wenig thun; so mit einer reich verzierten Credenz und einem Tisch, dessen Füsse und Gestell so mit Schnitzerei verziert sind, dass gar viel hübsche Arbeit unter den Tisch geworfen erscheint. Die Kunstarbeit allein macht es nicht, sie muss auch am rechten Orte angebracht sein und dazu braucht es oftmals nur ein klein wenig Ueberlegung. Die Arbeiten dieser Grödener Schule führen uns noch auf andere Gedanken. Es ist wohl ganz gut zulässig, wenn im einzelnen Falle eine solche Fachschule ihre Kräfte an einer reicheren und bedeutenderen Auf- gabe versucht; sie aber als Luxusstücke zu schaffen und mit diesen Luxus- stücken den Markt zu überfüllen, ist wohl der verkehrte Weg, zumal wenn, wie bei der Grödener Schule, völlige Unklarheit darüber zu sein scheint, welche Preise denn für solche Arbeiten zu fordern sind. Wenn die Schule zugleich Atelier und Lehrwerkstätte ist, also für Bestellung und Bedarf arbeitet, so muss sie aber in dem bestehenden oder mit Sicherheit zu be- schaffenden Bedarfe des Marktes ihre Grenzen finden. Ueberschreitet sie den Bedarf, so verliert sie den Enden unter den Füssen. Uns scheint, die Aufsicht über diese und ähnliche Schulen sollte vor Allem mit dahin gerichtet sein, ihre Leistungen innerhalb der wirklichen oder sicher erreich- baren Absatzgrenzen zu halten, sodann ihre Preise zu normiren und für diejenigen Gegenstände, die man von solchen Lehrwerkstätten beziehen kann, Bestellung und Verkauf zu organisiren. Ohnedies kann es leicht geschehen, dass wohl die Bestellung gemacht und auch angenommen wird, das Wann und Wie der Lieferung aber völlig der ungewissen Zukunft anheimgestellt bleibt. ln gleicher Weise wie die Standmöbel oder vielleicht noch in höherem Grade tragen die Sitzmöbel den Charakter der Unbestimmtheit und schwan- kender Richtungen. Phantasiemöbel von brechlichster, unconstructiver Construction gesellen sich zu Fauteuils von Rococo und Louis XVl.; da- neben sieht man Formen, die man etwa mit Louis Xlll. zu bezeichnen pflegt, sowie reich geschnitzte Exemplare von der Art derjenigen, die man