68 Heinrich VIII. von England gefertigten, später von W. Hollar radirten Entwürfen Hans Holh ein d. J. ersehen. Zudem bewahren die geistlichen und weltlichen Schatzkammern eine Reihe von wirklich ausgeführten Ge- fässen, welche unsere Bewunderung, sowohl in Rücksicht auf die Schönheit der Form, als auf die Kunstfertigkeit und technische Vollendung der Aus- führung erregen. Um sich jedoch eine vollständige Kenntniss der Gefässbildnerei der Renaissance zu erschliessen, ist es nothwendig, die in Kupferstichen und Holzschnitten auf uns gekommenen Entwürfe für auszuführende und die freien Copien nach von hervorragenden Meistern wirklich ausgeführten Gefässen einem sorgsamen Studium zu unterziehen, um so mehr, da aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts verhältnissmässig wenige Original- gefässe auf uns gekommen sind. Bei dieser Betrachtung, die wir hier auf die deutsche Renaissance beschränken, werden wir finden, dass bei den Gefassen Albrecht Altd or fers hie und da noch die mittelalterliche Grundform nachklingt, während die Ornamentirung schon ganz im Geiste und in den Formen der Renaissance gehalten ist. Hieronymus Hopfer copirt diese Gefässe und fügt einige neue in ähnlichem Style componirte hinzu. l-lans Sebald Beh am ist äusserst zart in der Profilirung und erreicht in der Ornamentation dieselbe Meister- Schaft, wie in seinen übrigen Stichen. Augustin Hirschvogel ist höchst mannigfaltig in den Formen, von denen einige wohl auch für Ausführung in Thon gedacht sind, und von grosser künstlerischer Freiheit in der Com- position der Figuren und Ornamente. Hans Brosamer lehnt sich in den Stichen an die Antike, während er in dem in Holzschnitt herausgegebenen xKunstbüchlin von mancherlei schönen Trinkgeschirenß durchaus deutsch ist und dem Contourschnitte der Gefässe entsprechend auf den Contour derselben das grösste Gewicht legt. Wir kommen nun zu einer Suite von Gefässen, welche 1551 in Nürnberg unter dem Titel: Insigne ac plane novum opus cratero graphicum. . . .Ein new Kunnstbuch etc., veröffentlicht wurde, und eine ganz isolirte Stellung unter den gleichzeitigen Gefäss- compositionen einnimmt. Der Künstler scheint bei der Ausführung auf den Schmuck mit farbigem Email, gegossenen Thieren, Muscheln u. dgL, ja auch hie und da an Niellirung gedacht zu haben. Die Formen sind mannigfaltig, zeichnen sich durch empfundene Prohlirung aus, welche jedoch bisweilen hart an die Grenze des Erlaubten streift. In dieselbe Zeit fällt auch der grösste Theil der Gefässe von Virgil Solis. Die Zahl derselben ist eine bedeutende und die Qualität der Ausführung so verschieden, wie bei den übrigen aus der Werkstätte dieses Meisters hervorgegangenen Ar- beiten. Während eine ziemliche Zahl sowohl in Beziehung auf Form als auf Decoration viel zu wünschen übrig lässt, sind andere wieder wahre Muster der Gefässbildnerei nach jeder Richtung hin. Mit Virgil Solis (1- 1562) schliesst die Reihe der Kupferstecher, welche rnustergiltige Vorlagen für Goldschmied-Gefässe schufen.