sich muthig zu behaupten sucht und nunmehr den unvergänglich reiz- vollen StoiT, der als Shawl augenblicklich in Ungunst gerathen, mittler- weile zn Mantillen und Aehnlichem glücklich verwerthet. Ein Zeugniss dafür gibt die Collection von Em. Thieben. Selbst Neues bricht sich Bahn trotz trüber Zeitl, und was unter glänzenden Umständen gepredigt und empfohlen worden, das kommt jetzt wirklich zum Durchbruche, zur Reife, langsam, aber unaufhaltsam. Es mag ein Jahrzehent her sein, dass zuerst zum Entsetzen der schätzens- werthen Hausfrauen davon die Rede war, wieder Farbe in die Hauslein- wand, vor Allem in das Tischzeug, einzuführen. Versuche wurden ge- macht und wieder aufgegeben, die Hausfrauen sträubten sich und sträuben sich noch und siehe da, ein Blick in jeden Leinwandladen genügt zur Ueberzeugung, dass der Gedanke sich Bahn bricht. Aus jeder Auslage lacht uns Roth und Blau lustig entgegen. So ist es auch mit den Gardinen, den weissen, klaren Vorhängen. So lange die Wand selber weiss und grau war, fühlte man ihren Miss- klang nicht. Zwischen lichter Wand und hellem Fenster waren sie ganz gut, das Licht zu mildern. Nun ist aber unsere Wand dunkler und far- biger geworden und damit ein anderer Uebergang nothwendig zwischen ihr und der breiten Lichtmasse des Fensters. Vor Zeiten erfüllten kleine Glasgemälde diesen Zweck, indem sie das Fenster coloristisch der Wand näher brachten. Wir haben sie aber noch nicht wieder erhalten und müssen daher die weissen Vorhänge, wenn wir sie um ihrer Klarheit willen in den häuHg so dunklen Zimmern nicht wollen fallen lassen, selber farbig machen. Das ist eine einfache Consequenz, die leicht vorauszusehen war, weil sie kommen musste wie Amen in der Kirche. Die Franzosen haben uns schon auf unserer Ausstellung von 1873 verschiedene, nicht gerade sehr glückliche Beispiele gezeigt, bei denen die Zeichnung in Roth oder Grau - auch in anderen Farben, wenn ich mich recht erinnere - applicirt war. Weit schönere und gelungenere Beispiele, zum Theile in schwung- voller, von Schülern der Kunstgewerbeschule componirter Zeichnung, führt uns Stramitzer auf der diesjährigen Weihnachts-Ausstellung vor Augen; als die angemessensten und empfehlenswerthesten darunter erscheinen uns diejenigen, welche mit rother, ornamentaler Bordüre auf einem warmen, gelblich grauen Netzfond verziert sind. Unserer Ansicht nach wird man hiebei nicht stehen bleiben; man wird die Spitzenvorhänge einfach in Türkischroth oder in andere waschbare Farben tauchen, man wird sie dadurch farbig machen und ihnen die Durchsichtigkeit lassen. Zeigt sich in diesem Bedürfnisse nach Farbe eine gewisse Opposition gegen die Maschinenspitze, wenigstens auf diesem Gebiete der Zimmer- decoration, so ist es auffallend und gewiss auch erfreulich, wie anderer- seits die echte Spitzenarbeit sich wieder ausbreitet, sowohl als Industrie wie im Hause als Beschäftigung der Damenhand. Jede Ausstellung legt