neue und vermehrte Beweise ab von dem Wachsen dieser cdlen und zarten Kunst. Die von Stramitzer ausgestellten ldrianer Klöppelspitzen, die mit ihren einfachen Mustern und ihrer einfacheren Herstellungsweise sich mannigfach zu decorativer Anwendung als Besatz empfehlen, erfreuen sich auch von Seite des Geschäftes eines solchen Zuspruchs, dass die ein- gelibten Hände bei weitem nicht ausreichen, alle Aufträge auszuführen. Die regelmässige Wiederkehr der böhmischen Spitzen, die uns Bollarth verschafft, der Beifall, den sie finden, gewährt die Ueberzeugung, dass auch hier die Sache nicht verloren ist. Was aus der Damenhand zur Weihnachts-Ausstellung gekommen ist, liegt fast alles im Genre der Spitzenarbeit: so die reiche, zum Theile originelle Collection von Therese Dalhof, die Filetguipure-Decke von Therese und Sidonie Pichler, die durchbrochene Decke von Amalie v. Hubert, die Arbeiten in Point-lace von Katharina Fischer u. A. Nur zwei Gegenstände aus dem Gebiete der weiblichen Arbeit zeigen Farbe: zwei Decken, die eine componirt von Marianne Fürst und aus- geführt von Hermine Fürst, die andere von Louise Pöschl, jene in applicirter Arbeit, diese in Seide gestickt. Beide, entsprechend componirt und gut in Farbe, vertreten ihr Genre in angemessener Weise. Diese Ent- sagung des coloristischen Elementes, dieses Ueberwiegen von weisser Arbeit, sei sie nun Spitze oder Stickerei, ist vielleicht eine auffallende Erscheinung in unserer Zeit, zumal ja der Geschmack wieder nach Farbe zurückdrängt, aber sie ist wohl erklärlich. Der Farbengeschmack, wie er bis auf die jüngste Zeit in der häuslichen Stickerei geherrscht hat, war zu gemein, zu verkehrt, um nicht einmal empfunden und dann auch ver- abscheut zu werden. Aber das Bessere ist nicht sofort erkannt und in Fleisch und Blut aufgenommen worden. In der Unsicherheit greift man nach dem, wobei man nicht irren kann, wo es keine Farbe, keine Wahl gibt: nach der weissen Arbeit, bei der es sich nur um Zeichnung und Technik handelt. Vorlesungen liu Museum. Am 23. November v. J. besprach Custns Bucher die Entwicklungeschichte dfcr Industrie-Ausstellungen. Er suchte die ersten Keime derselben in den Kirch- weihfesten, welehe vor tausend Jahren wie heute den Anlass zum Abhalten von Märkten gaben; aus den Mätkten für den Kleinvcrkehr wurden die Messen für den Grossverkehr, welche ausser durch den Namen auch durch manche Aeusserlichkciten an ihren kirch- lichen Ursprung erinnerten. Vorschriften und Gebräuche, welche durch die Umständlich- keit und Unsicherheit des Verkehrs im Mittelalter hervorgerufen waren, erhielten sich auch noch, als sie längst wesenlos geworden, ja, als die Messen selbst bereits ihre Be- deutung eingebusst hatten. Bezeichnend ist es, dass an Seeplatzen die Messen zu keiner grösseren Bedeutung gelangten; dem entsprechend tloi-irt das Messwesen auch jetzt noch in Binnenlandern mit mangelhafter Communication. Der Gedanke einer Industrie-Aus- stellung taucht zuerst während der ersten französischen Revolution auf; nach der Revo- lution von 1848 wird derselbe in grösserem Styl wieder aufgenommen, und innerhalb eines Vierteljahrhunderts hat das moderne Ausstellungswesen bereits eine Bahn durch- laufen, wie das Messwesen in Jahrhunderten, so dass man allgemein die Nothwendigkeit einer Reform desselben empfindet, Die Programme für München 1876 und für Amsterdam