122 seines viTrattato-r auseinandergesetzt und durch eine Zeichnung erläutert. Auch bei Bildern, die an einer gewöhnlichen, mit der Fensterwand einen rechten Winkel bildenden Seitenwand hängen, kann man einen solchen Standpunkt gewinnen, wenn man sich noch etwas mehr von dem perspec- tivisch nichtigen Standpunkte entfernt, sich mehr der Fensterwand nähert. Der perspectivisch richtige Standpunkt ist also keineswegs immer der, welcher das Bild in bester Farbenwirkung zeigt. Ich habe schon darauf aufmerksam gemacht, wie man bei der Wahl des Augenpunktes Vorsorge trifft, dass beide Standpunkte nicht zu weit auseinanderfallen. Es ist wahr, dass man bei Oberlicht einen ähnlich günstigen Stand- punkt hat für Bilder, welche unter dem Horizont aufgehängt sind, aber diese sind gerade die am schwächsten beleuchteten, weil sie am weitesten von der Lichtquelle entfernt sind, und weil die Strahlen auf sie schiefer als auf die höher hängenden Bilder fallen. Man sieht deshalb auf Auc- tionsausstellungen nicht selten, wie der Beschauer unter den Rahmen eines solchen Bildes greift und es mit seiner untern Seite von der Wand abhebt", es geschieht dies nicht nur, um ihm eine mehr senkrechte Lage gegen die eigene Blickebene zu geben, sondern auch um ihm der Lichtquelle gegenüber eine bessere Lage zu verschaffen. lst es nun nicht möglich, eine Einrichtung zu treffen, vermöge welcher man im Oberlichte auch die höher aufgehängten und stärker beleuchteten Bilder in besserer Wirkung sieht? Ein solches Mittel kann nur darin bestehen, dass man das Auge des Beschauers in eine höhere Ebene verlegt. Das würde seine grossen Schwierigkeiten haben gegenüber von kleinen Bildern,-die man aus der Nähe betrachten muss. Man müsste hier Galerien in unmittelbarer Nähe der Wände anbringen, die dann wieder die tiefer hängenden Bilder beschatten würden. Aber solche kleine Bilder hängt man ja ohnehin nicht hoch auf, weil dann das Detail nicht unterschieden werden kann. Bei Galerien mit gemischtem System vertheilt man sie ja meistens in den mit Seitenlicht versehenen Räumen. Es han- delt sich für uns wesentlich um grosse Bilder, die einen weiteren Abstand erheischen, und diesen gegenüber sind die Schwierigkeiten geringer. Man führe mitten durch den Saal eine von Säulen oder sonstwie getragene Galerie, zu der man auf Stufen hinaufsteigt. Es wird einiges Geschick verlangen, dieselbe so anzulegen, dass sie den Saal nicht verunziert, aber sie wird dem Beschauer Standpunkte darbieten, wie er sie auf der Boden- rläche nirgends findet. Eine solche Galerie wurde überdies den Vortheil bieten, dass man bei eintretendem Platzmangel Bilder von geringerem Werthe an die oberen, bisher freigelassenen Partien der Wände bis zu einer gewissen Höhe auf- hängen könnte. Sie würden dann zwar, von unten gesehen, spiegeln, von der Galerie aber immerhin noch in ebenso guter Beleu'chtung gesehen werden, wie die früher besprochenen vom Fussboden des Saales aus.