181 in der Kirche, sowie bei kirchlichen Einrichtungen und ähnlichen Dingen gewissermassen ein Bedürfniss der ganzen Landbevölkerung Tirols ist. Maler Roux, der ebenfalls an dieser Schule zu wirken berufen ist, ist ein Schüler Führich's, ein durch vielseitige Kenntnisse und durch seine strenge Gewissenhaftigkeit in allen Kreisen Wiens bekannte Persönlichkeit. Der dritte Lehrer, Bildhauer Fuss, ist ein Schüler Kundmanms, an der Wiener Akademie gebildet und gleich gut bewandert in der liguralen Plastik wie auch in der ornamentalen Bildhauerei. Alle drei Künstler stehen in den besten Lebensjahren, in der Vollkraft ihrer künstlerischen Thätigkeit und ist daher für das Gedeihen der jungen Anstalt gewiss ein günstiges Resultat zu erwarten. Die Schwierigkeiten, welche sich ergeben haben, nämlich gesonderte Arbeitslocale für die genannten drei Herren zu beschallen, und ein Schullocale für die provisorische Einführung des Abend- curses zu ermitteln, scheinen bereits behoben zu sein. Auch ist die Ein- richtung getroffen worden, dass zweimal wöchentlich in den Nachmittags- stunden ein specieller Zeichencurs für Mädchen stattfindet. Die Bevölkerung kommt dem neuen Institute mit grossen Sympathien entgegen, denn Alle fühlen, dass diese Anstalt für die Förderung des industriellen Lebens in Innsbruck von Wichtigkeit zu werden verspricht. Früher hat es dortselbst eine kunstgewerbliche Abtheilung in der Realschule gegeben, die im hohen Grade verdienstvoll in ihrer Art gewirkt hat, aber gegenwärtig genügt es nicht mehr, bloss einen Sonntagscurs abzuhalten, ebensowenig als eine solche Schule mit einer Realschule verbunden werden kann. Darum ist es auch vollständig gerechtfertigt gewesen, dass diese Schule in vollster Selbst- ständigkeit und Unabhängigkeit auftreten kann. Ihre Aufgabe ist in dem vorhandenen Lehrplane genau präcisirt und der Bote für Tirol und Vorarl- berg widmet in seiner Nummer vom 6. October der Anstalt einen Artikel, der geeignet ist, das Publicum über die Aufgaben der Schule zu orientiren. Er lautet wie folgt: ..Vun der raschen und erfolgreichen Entwicklung der modernen Kunstindustrie in Oesterreich gaben die letzten grossen Industrie-Ausstellungen ein beredtes Zeugniss; man sah klar, dass unser Vaterland in die ehrenvolle Lage versetzt sei, die Concurrenz mit dem Auslande siegreich zu bestehen, und wo dieses Ziel noch nicht vollständig erreicht schien, sich doch würdig an die Seite ebenbnrtiger Rivalen zu stellen, um mit muthvollem Herzen den weiteren Ausgang des Kampfes zu erwarten. Diesen Aufschwung im Kunstgewerbe, dessen national-ökonomische Bedeutung ausser Frage steht, verdankt Oesterreich vornehmlich der Institution des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie zu Wien und den daraus hervorgegangenen Kunstgewerbeschulen. Eine solche Kunstgewerbeschule soll auch die in Innsbruck um die Mitte October I. J. in Action tretende, mit Lehrmitteln reich dotirte wgewerbliche Zeichen- und Modellir- schule-r repräsentiren. Sowohl die Staatsregierung, welche diese Anstalt gegründet, als auch die Stadtgemeinde von Innsbruck scheuen keine Mittel, um diese Schule zweckmassig und leistungsfähig auszustatten. Der Zweck dieser Schule, welcher im Programme derselben kurz skizzirt erscheint, ist die Bildung des Geschmackes und Formensinnes, des richtigen Verständnisses für die Anwendung von Kunstformen im Gewerbe und schliesslich die Beibringung jener Kennt- nisse in technischer und künstlerischer Hinsicht, welche den angehenden Gewerbtreibenden oder auch Künstlern ein selbstständiges Können im Anfertigen von Werkzeich- nungen, Modellen und Entwürfen für gewerbliche und Kunstge enstände ermöglichen. Die für die Schule bestellten Fachmänner. als Lehrkra e, werden diesen Zweck namentlich dadurch zu erreichen trachten, dass sie auf die individuellen Fähigkeiten und