__59__ Oh" ein solches Zimmer nothwendig ist oder sich als praktisch erweisen wird, überlassen wir competenteren Leuten und der Zukunft. Schwerlich wird aber ein feuersicheres Gemach, auch für eine kaiserliche Schatz- kammer, eine so reiche und kostbare Decoration verlangen und eben so schwerlich ein Salon sich mit Metall decken. Indessen als Ausstellungs- gegenstand, als Zeugniss der Leistungsfähigkeit mag man auch diese Arbeit sich gefallen lassen. Will man die Schöpfungen der Goldschmiedekunst von einem abso- luten Standpunkte aus richtig beurtheilen, so hat man vor Allem auf die Schönheit der Zeichnung in Composition und Detail sowie auf die Feinheit der Arbeit zu sehen. Am Mangel an beiden krankten die bisherigen Ge- genstände und die unsrigen zumal; die französischen hatten bei ihrer überaus grossen Willkür in der Composition wenigstens den Vorzug einer zierlichen Ausführung. Auf diesem Standpunkte der französischen Schmuck- arbeiten steht in der Weihnachts-Ausstellung die ganze Collection von S. Politzefs Söhnen, höchst willkürlich in der Erfindung, aber doch von sorgfältiger und zierlicher Arbeit. Den anderen Standpunkt nahmen schon bisher auf unserer Ausstellung V. Meyer's Söhne ein; sie haben ihn auch diesmal festgehalten und wiederum eine Anzahl Gegenstände von wirklich künstlerischer Erfindung uns vor Augen geführt. Unter ihnen prangt vor Allem ein Halsband und ein Diadem nach antiker Art. Wir constatiren mit Vergnügen, dass diese Art des Schmuckes, in welcher lange Zeit Castellani einzig dastand, auch in Oesterreich festen Fuss gewinnt. Neben Mayer's Söhnen haben Rainer's Erben, welche dieses Jahr zum ersten Male auf der Weihnachts-Ausstellung erscheinen, die gleiche Richtung eingeschlagen; in ihrer Collection zeichnen sich insbesondere einige Brochen und einige andere Gegenstände von reiner durchbrochener Goldarbeit in zierlichster Zeichnung aus. Beide Firmen haben auch verschiedenes Geräth in Silber ausgestellt, das sich ganz auf dem richtigen Wege befindet, Gegenstände für die Tafel oder den Thee- tisch in den fein profilirten Formen des sechzehnten Jahrhunderts ge- halten, aber freie Erfindung. Was an diesen Arbeiten anzuerkennen ist, das Streben nach guter Composition und Zeichnung, das fehlt leider noch vielen Metallarbeiten verwandter Zweige. Dahin gehören die Tauschir-Irnitationen wie die ver- schiedenen Niello-Arbeiten. Die Einen wie die Anderen streben nach Po- pularisirung einer überaus feinen Technik, wogegen an sich nichts einzu- wenden ist. Aber die Popularisirung schliesst eine schöne und edle Zeich- nung des Ornamentes nicht aus, ja sie verlangt sie gebieterisch. Leider ist dies die Schwäche jener Tauschir-Imitationen, während die Niellen an überaus grosser Dürftigkeit und Phantasielosigkeit des Ornamentes, ge- paart mit Willkür der Formen, leiden. Davon machen nun freilich ein paar Gegenstände, die ihre Technik in echtester und vollendetster Art zeigen und sich überhaupt hoch über