BEILAGE Nr. x50 der „Mittheilungen des k.k. Oesterr. Museums". Unter den übrigen Lederarbeiten, von denen das Genre des Albums durch Francke und durch Novak sowie durch Sieger und Berg ver- treten, ist wohl manches Gefällige, aber nichts von neuer oder vorragender Bedeutung. Doch müssen wir die Bestrebungen Kölbl's anerkennen, das geschnittene Leder mit Reliefverzierung, das von seinem verstorbenen Compagnon Wunder wieder in's Leben gerufen, fortzuführen. Es beginnt Boden zu gewinnen, doch ist zu nachhaltigem Erfolge eine bessere Zeich- nung des Ornamentes dringend zu empfehlen; es ist zu schnörkelhaft und unklar. Einen ähnlichen Wunsch hätten wir für die eigentliche Buch- binderei, den speciellen Bucheinband, auf dem Herzen, der in Wien viel zu wünschen übrig lässt. Wir vermissen ihn aber diesmal gänzlich auf der Weihnachts-Ausstellung und wir heben daher unseren Stoßseufzer für eine andere Gelegenheit auf. Einem anderen Bedauern, allerdings für einen ganz anderen Gegen- stand, müssen wir aber Ausdruck geben, demjenigen nämlich, dass die Fayencefabrik von Schlitz in Liboje, die im vorigen Jahre so glänzend und glücklich debutirte, durchaus nicht auf diesem Wege fortgeschritten ist. Das wenige Neue ist fast werthlos neben den ersten Arbeiten und bewegt sich selbst auf Irrwegen. Das Gefälligste sind Fayencecopien nach alten Metallgefässen, an sich eine bedenkliche Sache, und wie wenig will das sagen! Dagegen hat Klammerth in Znaim diesmal einen Schritt nach vorwärts gethan. Seine Collection von Steingut und Majoliken ist nicht blos reiner von verfehlten Gegenständen, sondern die lmitationen von Majoliken sind entschieden gelungener und mehr künstlerisch, als sie früher waren. Nur der Ersatz des milden Metallreilexes auf den alten Mezzomajoliken durch Vergoldung ist anfechtbar, wie es sich besonders bei den zwei Schüsseln mit raphaelischen Figuren zeigt; der Goldgrund verwandelt den weicheren Schmelz der Majoliken in die viel härtere Wirkung der Porcellanmalerei. Unter den Porcellangegenständen selbst, bei denen wir diesmal wieder Wahliss, Knoll, Fischer v. l-lerend (diesen vorzugsweise mit einem grcvssen Service nach Sevres-Muster mit Vögeln), desgleichen Rädler und Pilz und Zasche vertreten finden und neben ihnen zum ersten Male Falb so wie auch J äckl, nehmen die Imitationen nach Alt-Wiener Art gegenwärtig den ersten Rang ein. Die grosse Exposition von Rädler und Pilz verdient vom Standpunkte der Kunst die vollste Anerkennung, so wie die anderen, zuletzt Genannten nicht minder einzelne Gegenstände, Teller, Tassen oder Vasen, von vorragender Schönheit ausgestellt haben. Zu be. 5