versuche von Fiedler und Riepel, als seien dieBildwerke auf dem Braun- schweiger Gefässe Darstellungen einer Feier der Thermophorien oder der Frühlingsfeier in den kleinen Eleusinien. Unstreitig weist das Drachen- gespann auf dem Gefässe zunächst in Verbindung mit andern Einzelheiten auf jenen Mythuskreis. Aber ein weiteres Eindringen in das Detail zeigt absolute Unvereinbarkeit der verschiedenen Compositionsgruppen mit dem erwähnten Mythus, immer mehr fühlen wir, dass uns der Boden unter den Füssen entschwindet, dass wir uns von dem Kreise der uns geläufigen Anschauungen entfernen, um schliesslich auf jeden weiteren Versuch hier zur Klarheit und zu einer bestimmten Deutung zu gelangen, wohl für immer zu verzichten. Brunn versucht hierauf der Sache von einer anderen Seite näher zu kommen. Bekanntlich wird das Gefäss von den Einen für griechische Ar- beit der Alexandrinischen Epoche, von Andern für eine römische, vielleicht noch etwas jünger als die Zeit der Antonine gehalten. Eine genaue Analyse der Formen und des Styles der Arbeit lässt es jedoch Brunn unmöglich erscheinen, dem Werke irgend eine Stelle in der Geschichte der alten Kunst anzuweisen und so steht er nun schliesslich vor der Frage: was nöthigt uns denn überhaupt, die ganze Arbeit für antik zu halten? - Ueber die Geschichte des Prachtgefässes vor seiner Erbeutung durch deutsche Söldner im Jahre 1630 zu Mantua aus dem Besitze der fürst- lichen Familie der Gonzaga wissen wir gar nichts, auch nicht ob es da- mals für antik gehalten wurde; seine damalige Goldfassung war aber nach- weisbar nicht antik. Wohl aber war die Steinschneidekunst in Italien im XVI. Jahrhundert wieder zu neuer Blüthe gelangt; und in die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts verlegt Brunn nun das Onyxgefäss. Auch die Glyptik suchte sich wie die Renaissance überhaupt in ihren Kunstdarstellungen nach Inhalt und Form dem Alterthum anzuschliessen, ohne deshalb eine Fälschung zu beabsichtigen, sondern nur freie Reproduction oder freie Schöpfungen im Sinne der antiken Kunst, soweit man es eben damals verstand. Die damalige unkritische Kenntniss des religiösen Cultus mit seinen Geheimlehren und Gebräuchen, über die auch die heutige Wissen- schaft noch nicht viel Sicheres festzustellen vermochte, erklärt das Ver- schwommene und Unklare der Composition auf dem Gefässe, an der daher jeder ernste Erklärungsversuch zu Schanden werden muss. Und ebenso verhält es sich mit dem Styl der Arbeit; der Künstler strebt, sich antiken Vorbildern anzuschliessen, aber in einer Menge von Einzelheiten, wie im Gesammtcharakter verräth er, dass er sich über eine rein äusserliche Nachahmung nicht zu erheben vermag. Aehnliche überraschende Erscheinungen ergeben sich für Brunn bei der Betrachtung der Farnesischen Onyxscbale im Museum von Neapel, deren Ruhm dem Braunschweiger Gefässe nicht viel nachsteht. Eine Ab- bildung davon findet man im Museo Borbonico XII, S. 47. Schon die Erklärung Uhdens in den Abhandlungen der Berliner Akademie für r835,