weibliche Heiligenfiguren in Holz geschnitzt und polychromirt, süd- deu-tsch, um 1500; Collection persischer Seidenstode und Weißstickereien; lackirte und emaillirte Metallgefäße, persisch; russische SilbergefäBe, 18. Jahrh.; Collection von Glasarbeiten der Fachschule in Steinschönau, Geschenk der Anstalt. Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate Marz von 7305, die Bibliothek von 1447} die Vorlesungen von 968 Per- ,so n'en besucht. . Vorlesungen. Am tgnDecember sprach ProfessorWickhoff über i-Goethäs Faust und die bildende Kunstu". Einleitende Bemerkungen verbreiteten sich über die Ein- wirkung des Kunstwerkes auf die Dichter im Allgemeinen, und zeigten an einzelnen Bei- spielen, wie sich der Einwirkung des herrschenden bildkünstlerischen Geschmackes auch der Widerwillige nicht entziehen kann. Um wie viel mehr aber solche Einwirkung bei Goethe sichtbarewerden muss, für den die Betrachtung von Natur und Kunst ein wiclt- tigstes Lebenselement bildete, sollte an Faust gezeigt werden, einem Werke, das, in den werschiedensten Perioden ausgeführt, gleichsam einen Niederschlag verschiedener Kunst- anschauungen des Dichters aufbewahren musste. In der Zeit des Werther war der Plan _entstanden, als Naturempfindung die größte Rolle spielte, die Enge der mittelalterlichen Stadtanlagen qualend empfunden wurde, und so wird auch in den ältesten Theilen des Faust ganz im Sinne des damals allmächtigen Zopfstiles auf Alles, was mit älteren An- fangen der Baukunst zusammenhängt, geschulten. An den Anfängen der Helena und dem Einschlaferungsliede wurde dann gezeigt, wie Goethe-etwa zwanzig Jahre später, als Bewunderer der griechischen Kunst,' hier im _Faust geradezu Reminiscenzen an Beschreibungen griechischer Gemälde anbringx und -an älteste griechische Architektur erinnertL Gegen Ende seines Lebens, das nun von mannigfachen Kunststudien ausgefüllt wurde, werden die Anspielungen auf bildende Kunst zahlreicher. Die Antike gibt Vor- bilder für das Zauberspiel vom Raube der Helena, das Maskenfest führt uns in das glän- zende Carnevalstreiben des italienischen Cinquecento, zu den Bildern des Correggio die Schilderung von Faust's Traum, wahrend in der classischen KValpurgisnacht Antike und Renaissance in berauschender Verbindung erscheinen. In den Schlusstvorten endlich wurde eine reiche Benutzung italienischer Vorbilder nachgewiesen, von alten Trecentofresken, von Signerellfs Compositionen, _wie von den _Glorien der spaten Barockltuppeln. - Am 29. December sprach Dr. Eduard Leisching über nMethode und Aufgabe seiner wissenschaftlichen Aesthetiku. Der Vortragende wies darauf hin, dass die wissen- schaftliche Behandlung jenes Complexes von Erkenntnissen, den man sich gewöhnt hat, eit und mit Alexander Baumgarten als Wissenschaft der Aesthetik zu bezeichnen, im abgelaufenen Jahre zwei Manner durch den Tod verloren habe, deren Namen für alle Zeiten in rühmlichster Weise mit ihr verknüpft bleiben werden, wie immer auch die Einzelergebnisse ihrer Forscherthatigkeit vor dem Richterstuhle einer sachlich abwägen- den und schöpferischen Kritik Bestand haben mögen. Beiden war die Beschäftigung mit der Aesthetik eine ernste Angelegenheit, aber während sie für den Einen Lebensaufgabe .war, -von welcher sich der alle Erscheinungen von dem Standpunkte eines bestimmten SystetnesIderr Philosophie Betrachtende nur selten entfernte, war: sie für den Anderen gleichsam eine Erholung von den Mühen ernster, auf tief eindringende Erkenntniss ge- richteter naturwissenschaftlicher Thätigkeit. Jener, von der sogenannten ötfentlichen Meinung, von der überwiegenden Mehrheit der zünftigen Kritiker, von den Epigonen der auch von ihm für unfehlbar gehaltenen Hegelfschen Schule als Chorführer im vielstim- migen Gesange ästhetischer Meinungen mehr gerahmt als beurtheilt: Friedrich Theodor Vi scherf Dieser, seines Zeichens Mediciner, Physiker, Physiologe, durch die Natur- philosophie zur Philosophie geführt, ein begeisterter Anwalt ihrer großen Aufgaben, ein Verachter ihrer besonders in Deutschland beliebten kleinlichen Methode, der Be- gründer der Psychophysilt: Gustav Theodor Fechn er. Der Vortragende besprach sodann das Entstehen der von Baumgarten blus aus systematischen Rncksichten in die Phi 'sophie_ eingeführten sogenannten Wissenschaft der Aesthetjk und wies an den ein- schlagigen Speculationen Kanüs, Schillers, Fichte's, Schelling's und HegePs die Unfrucht- barkeit dieser Behandlung des Gegenstandes nach, welche weder die Künstler im Schaßen zu fordern, noch den Geschmack derKunstfreunde in richtige Bahnen zu lenken ver- mocht habe. Vischer stand leider ganz im Banne-Hegels (der auch die Aesthetik in das Prokrustesbett der dialektischen Methode gepresst hat), und es ist schmerzlich zu sehen, wie jener gewaltige, mit so feiner und warmer Kunstempfindung" begabte Geist sich von Schulmeinungen nicht losreißen kann, so gerne er's auch möchte, und in die nutz- jvsesten Speculationensverstricltt wird. Auch die Aesthetik Vischefs ist eine nebelhafte Metaphysik des Schonen und dieses wird durchaus als ein Abstractes entwickelt, von