94 nur eine kleine Auswahl von Porträtstichen und Flugblättern, Darstellungen verschiedener festlicher Aufzüge, Trauergerliste u. s. f. getroffen werden, welche allerdings neben dem costüm- und localgeschichtlichen des kunst- historischen Interesses nicht entbehrt. Nennen wir das Unterrichtsbuch der österreichischen Erzherzoge, bestehend aus 32 von Phil. v. Rotenberg gemalten Bildtafeln für den Anschauungsunterricht (81), dann einige aus der Bibliothek des k. k. Unterrichtsministeriums entnommene, zumeist bei Trattner gedruckte Lehrbücher, mehrere bekannte Fest-Diarien, wie Kriegl's Beschreibung der Erhhuldigung in Wien vom Jahre 1740, Ram- hoEsky's Beschreibungen der Prager Huldigungsfestlichkeiten von 1743 und das von dem "vchurpfaltz-bayerischen Cammerherrnu J. C. Kaukol 1729 in Kupferstichen herausgegebene Gebetbuch "Christlicher Seelen- schatzu mit seinen für die Zeit so charakteristischen zierlichen Zügen und kunstvollen Linienverschlingungen, ein Geschenk der Kaiserin an die Gräfin Erdödy (98) _ diesem in der Ausstattung sehr verwandt ist ein Manuscript mit demselben Titel von 1718 (96), - so haben wir Alles hervorgehoben, was unter den Büchern auch an sich und nicht durch die Personen seiner einstigen Besitzer allein Interesse bietet, denn die von Maria Theresia veranlassten oder unterstützten Prachtwerke der Reichs- und Hof-Buchdrucker Kaliwoda, Kurtzböck und Trattner sind auf der Ausstellung nicht vertreten. Die Geschichte der österreichischen Kupferstecherkunst zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia knüpft sich vornehmlich an die hoch- ragende Künstlergestalt Jacob Schmutzefs. Er war zuerst ein Schüler des Medailleurs Matthäus Donner und erhielt an der Akademie Unterricht im Figurenzeichnen, Malen und Bossiren. Zu seiner weiteren Ausbildung sandte ihn die Kaiserin über Kaunitz" Vorschlag im Jahre 1762 nach Paris zu dem seiner brillanten Technik wegen damals in ganz Europa berühmten Kupfer- stecher Joh. Georg Wille, und als er mit reichen Erfolgen 1766 nach Wien zurückkehrte, ernannte ihn Maria Theresia zum Hof-Kupferstecher und Di- rector der am 1. Juli desselben Jahres eröffneten Kupferstecherschule, welche schon wenige Monate später, am 10. November, den Titel einer k. k. Kupfer- stecher-Akademie erhielt. ln der meisterhaften, sicheren Führung des Grab- stichels kam Schmutzer seinem Lehrer Wille fast gleich, besonders bei seinen großen Stichen nach Gemälden von Rubens. Aber auch als Porträtstecher steht er neben den besten gleichzeitigen Meistern in Frankreich und den Niederlanden. Zeuge dessen ist auf der Ausstellung sein Bildniss des Fürsten Kaunitz (476). - Gleichzeitig mit Schmutzer kam auch der Augsburger Schabkiinstler Johann Gottfried Haid, der sich in London gebildet hatte, nach Wien und gründete hier mit Unterstützung des kaiserlichen Hofes eine Specialschule für Schabkunst, welche späterhin der Kupferstecher-Akademie einverleibt wurde. Haid's Schabkunstblätter reichen zwar nicht an die der gleichzeitigen englischen Meister hinan, sie sind nicht so frei und vornehm in der Auffassung, nicht so fein in