der die Pariser freimüthig gestanden, dass sie der ihrigen am nächsten käme. Ein Curiosum ist der Ornat von chinesischem Seidenbrocat mit goldener Drachenstickerei (625), wozu ein Seitenstück aus einer welt- vergessenen steirischen Gebirgspfarre sich auf der vorjährigen kirchlichen Ausstellung des österreichischen Museums eingefunden hatte. Die Textilgegenstände profanen Gebrauchs prangen vornehmlich in Goldstickerei: so die zahlreichen Schabraken, Standarten, Pistolentaschen u. dgl. Auch unter den Spitzen ragen die Gold- und Silberspitzen be- sonders hervor. Von gestickten Costütnen, denen jene Zeit so günstig war, hat Fürst Batthyany ein Galakleid in ungarischem, Fürst Johann Liechtenstein eine Collection von Herrenkleidern in französischem Ge- schmacke beigestellt. An die Costüme seien die Fächer angereiht, von denen eine bunte Menge vorliegt: in Elfenbein oder Perlmutter, gemalt oder gestochen, mit Mythologischem oder Chinoiserien, Genrebildchen und Schäferscenen geschmückt. Ausgedehnte Verwendung von der Textilbranche machte das 18. Jahr- hundert in der Möbelindustrie. Goldstickerei, Straminstickerei, ja selbst Gobelinwirkerei wurden zum Schmucke der Stühle, Tabourets und Canapes herangezogen. Die Ausstellung bietet hiefür viele glänzende Beispiele. Das bemerkenswertheste darunter ist eine Suite von Arm- sesseln mit Canape aus dem Besitze des Fürsten Johann Liechtenstein, die sämmtlich mit niederländischen Genrescenen in Gobelinwirkerei - wohl auch niederländische Arbeit -- verziert sind. Den ersten Rang an diesen Sitzmöbeln nimmt also nicht die Holzarbeit, sondern die Textilkunst ein; Aehnliches geschieht an einer anderen Reihe von Möbeln, an denen die mitunter kostbaren Holzsorten hinter der schimmernden Goldbronze- Verkleidung zurücktreten müssen, so namentlich an den bauchigen Rococo- commoden, meist französischer Herkunft. Eines der vornehmsten Stücke der Ausstellung ist der Schreibtisch des Herzogs von Choiseul, jetzt im Besitze des Fürsten Richard Metternich, noch völlig im Style des ent- wickeltsten Louis XV. (1145"). Anderes trägt bereits den classicirenden Charakter des Louis XVI. zu Schau, wogegen das Schreibkästchen des Freiherrn Roderich von Walterskirchen (1142) zwischen beiden Styl- gattungen die massvolle Mitte hält. Bernerkenswerth ist ferner ein Tisch mit Sevres-Platte (1115), ein schönes vBureau a la Kaunitz: (1089), sowie einige Tische mit den beliebten geheimen Mechanismen. Die vor- handenen Tische und Schubladkasten in Bouletechnik sind späte Arbeiten und von den künstlerischen Qualitäten der Werke ihres Namengebers ziemlich weit entfernt. Diese Art der Verzierung zeigt auch eine Uhr (1041); von den charakteristischen Monumental-Standuhren jener Zeit ist ein französisches (1118) und ein deutsches (Dresdner) Exemplar (1156) ausgestellt. Gleichfalls charakteristisch sind die doppelt vertretenen En- coignuren (Eckschränke). Auch ausserhalb der Gebrauchsphäre der Palast- räume finden wir das Kunstmöbel repräsentirt durch mehrere Sänften,