111 Kaiserin-Mana-Theresia-Ausstellung. Am 2l. und 28. April beehrte Se. kais. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Ludwig Victor diese Ausstellung mit seinem Besuche. Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate April von 6789, die Kaiserin-Maria-Theresia-Ausstellung von 10.686, die Bibliothek von 1397 Personen besucht. Vorlesungen. vUeber photographische Druckmethoden als Ersatz für Holzschnitt: hielt Prof. Dr. J. M. Eder am 5. Januar einen Vortrag, worin er das Princip der chemischen Druckmethoden besprach und alle neueren Methoden I. auf Hochdruck (reprasentirt durch Holzschnitt), z. Tiefdruck (z. B. Kupferstich) und 3. Reactionsdruck (Litho- graphie etc.) zurückführte. Bei den photomechanischen Druckmethoden wird ein photo- graphisches Bild in der Regel auf eine Schichte aus Gelatine und chromsaurem Kali copirt, wobei die vom Lichte getroffenen Stellen unlöslich werden, während die unver- änderten Wasser aufsaugen. Deshalb haftet fette Schwärze nur an ersteren und es ent- steht ein Bild, welches auf Zink umgedruckt werden kann; man verstärkt das fette Bild mit verschiedenen Mitteln und kann dann dasselbe mittelst Salpetersaure in das Metall einatzen. Dadurch entsteht ein erhabenes Bild, welches in der Buchdruckpresse zugleich mit den Lettern gedruckt werden kann. Der Redner demonstrirte unter Beihilfe des Herrn M. Jaffe den ganzen Process und es wurde ein Umdruck und Zinkätzung vor- genommen. Hieran schloss sich eine Besprechung der Zinkotypien in Halbton (Netz- manier) oder sogenannte nAutotypien-t. Am n. Januar folgte ein Vortrag nUeber photographische Druckmethoden ials Ersatz für Kupfersticlt-i, wobei Prof. Eder den Umdruck eines photographischen Bildes auf Kupfer besprach und durch Experimente des Herrn Pustet, Vorstand der Lichtdruck- abtheilung beim Hof-Photographen Lowy, demonstrirte. Bei diesen zum ersten Male in der Oeffentlichkeit vorgeführten Experimenten wurden jene Methoden erklart, welche man als nHeliogravure-i oder i-Heliographie- bezeichnet und welche sich an die Aquatinta- Manier der Kupferstecher anlehnt. Diese Methode sowie der billige Lichtdruck gibt Drucke von hoher Feinheit und zarten Halbtonen und dieselben eignen sich besonders zur Wiedergabe von Gemälden und anderen Objecten in Halbtonen. Am tg. Januar sprach Director Dr. Albert Ilg über die Karlskirche des alteren Fischer von Erlach, ihre Baugeschichte und ihre kunsthistorische Bedeutung. Der frei gehaltene Vortrag bot, sowie der damit zusammenhängende folgende, eine übersichtliche Darstellung der betreffenden Abschnitte aus dem seit Langem vorbereiteten Werke llg's über jenen berühmten Architekten und enthielt begreiflicherweise fast ausschließlich neues, meist aus Urkunden geschopftes Material, neben welchem aber auch die Ver- gleichung mit gleichzeitigen fremden Architekturwerken nicht vernachlässigt wurde und auf welchem Wege dann eine Reihe sehr wichtiger Gesichtspunkte zur Feststellung der kunsthistorischen Bedeutung des Baues gefunden worden sind. Ueber die Vorarbeiten zum Bau, die Concurrenz Fischers mit Hildebrand und Galli-Bibiena, wurden neue Mit- theilungen gemacht; desgleichen über den bisher gänzlich unbekannten Antheil der Ge- lehrten Leibnitz und Heraeus an dem ideellen Programm, dessen Kernpunkt die beiden Säulen ausmachen, welche hier eine symbolische Bedeutung auf das Haus Habsburg und Karl Vl. speciell haben. Andererseits wies der Vortrag eingehend nach, wie das Motiv der Spiralsaule dem Architekten sich auch aus künstlerischen Ursachen aufdrängen musste. Zu diesem Zwecke wurde die Erscheinung der cochlearia als nachwirkendes und anregendes Motiv seit der Frührenaissance in historischen Beispielen nachgewiesen und gezeigt, dass Fischer auch in diesem Punkte absolut nichts mit den Franzosen, sondern nur mit ltalien, hier speciell der Schule der römischen Fontana, zu thun hat. Aus der- selben Schule stammte auch Philipp lndera, der jüngere Zeitgenosse des Künstlers, der in Turin mit der Kuppelkirche der Superga gleichzeitig einen Bau errichtete, dessen Verwandtschaft und innerster Zusammenhang mit der Karlskirche kein Zufall ist. Ueber die Beziehungen beider großen Bauten und ihre bisher noch nie beachtete Bedeutung für einander wurden ausführliche Darlegungen geboten. Ein weiteres Capitel des detail- reichen Vortrages bildete die Untersuchung über die Künstler Namens Martinelli, welche von der bisherigen Literatur mit dem bei der Karlskirche in vielfach unrichtigen Zu- sammenhang gebracht werden und deren Genealugie vollständig falsch berichtet wird. Auch den Streit zwischen Maderer, Schletterer, Donner und Mattielli wegen der Reliefs an den Säulen erläuterte der Vortrag von ganz neuen Gesichtspunkten. Endlich wurde die Herstellung der Frescogemalde, Sculpturen, Altare erörtert und der vielen dabei be- schaftigten Künstler gedacht. Die zweite Vorlesung Director llg's, am ab. Januar, hatte ein Thema zum Gegen- stands, welches, so eminent wichtig es ist, dennoch bis zur Stunde ganzlich vernach- lässigt gewesen war. Es handelte sich um die Untersuchung, Würdigung und kunst-