_ 152W Ein Hauptmotiv, klein-monumental, meistens einer bescheidenen Architektur angehörig, bleibt für ihn fortan die Portal-Lunette, das reducirte Bogenschild der Renaissance im Gegensatz zu dem hohen gothischen Tympanon. Sowie später die großen venetianischen Maler von Giov. Bellihi bis auf Giorgione und Tizian das Breitformat mit I-Ialb' figuren mit Vorliebe für ihre religiösen Stimmungsbilder wählten, so war unserem Meister Luca das Segment der Lunette gerade der passliche Raum für jene Kniestück-Reliefs, in welchen er die Poesie seiner Em- pfmdung rein ausdrücken konnte. Der Inhalt der Darstellung war in der Regel die Madonna mit zwei nebenher schwebenden anbetenden Engeln, oder mit solchen, die in zierlichen Vasen Lilienbouquets halten, oder mit zwei bis vier Heiligen, welche in andachtsvoller Haltung sich der Mutter des Heilands zuwenden. Die Lilie war die Lieblingsblume dieser Majolikaplastik und passte gar wohl für ihren weißschimmerden Glanz auf blauem Grund. Jene Lyrik der Madonnenpoesie, welche so vielfach die gemalten Altartafeln des Zeitalters durchgeistigt, setzt sich in der gleichen zarten Tonart in den Majolikalunetten des Meisters und seiner Schule fort. Die Plastik nähert sich da von innen heraus dem malerischen Princip, wie sie es auf anderer Seite - in den historischen Reliefs im Stile Ghiberti's - von außen her that. In den letzteren wurde die Sculptur pittoresk, sie wurde gemäldeartig durch die Bewegtheit der Action, durch die perspectivische Anordnung - hier; in der Werkstatt der Fayence- bildnerei nahm sie das geistige Wesen, den Emplindungsgehalt der Malerei in sich mit voller Reinheit auf. In der plastischen Form dieser glasirten Thonsculpturen lebt eine malerische Seele; sie stehen an der Grenze von Gebilde und Bild. Eingefasst sind jene Lunetten immer mit naturalistisch üppigen Blumen- und Fruchtkränzen, dazu innen oder außen mit Eierstäben, Zahnschnitt- oder Wellengliederungen in ziemlich weich- licher Bildung; bei feierlicheren Darstellungen tritt ein Bogenrahmen mit Cherubsköpfchen an die Stelle des Kranzes. Nur wenige Lunettcn aus dem großen Katalog der Erzeugnisse der Werkstatt sind mit Bestimmtheit auf Luca selbst zurückzuführen - aber diese sind auch von keuscher, edelster Schönheit und machen völlig den Eindruck des stilbildenden Charakters für die ganze Gattung. I-Iieher gehören zu Florenz: die Portallunette in der Via dell'Agnolo, von reizender Naturfrische in den Köpfen der Madonna und der Engel; die Lunette" der kleinen Kirche San Pierino in Mercato - der Madonnenkopf ganz herrlich und ebenso schön die segnende Geberde des Kindes, die beiden Engel mit gefalteten Händen die verkörperte Poesie des Gebetes. Dazu käme über der Kirchenpforte von S. Domenico in Urbino eine Madonna mit dem Christusknaben, der resolut auf der Brüstung steht, und je zwei Mönche zu beiden Seiten. Eine Portallunette von San Jacopo di Ripoli in Florenz - Maria zwischen den heil.