151 FußbodenHiese aus Majolika für die Loggien des Vaticans gelegt hatte, folgt dem Bruder und stirbt in Frankreich; Girolarno begibt sich 1553 wieder in die Heimat, ohne da nach Wunsch beschäftigt zu werden, kehrt nach Frankreich zurück und stirbt zu Paris 1566. Seine Nachkommen, die französische Linie der della Robbia, schließen einflussreiche Ehen und gelangen zu Adelsrang; die Hauptstützen der heimatlichen Werkstatt bleiben Giovanni und Paolo. Der letztere wurde 1495 von Savonarola in den Dominicanerorden als Fra Ambrogio eingeführt; ebenso tritt Marco in denselben Convent unter dem Namen Fra Luca ein und wird später in dem hässlichen Tendenzprocess des Propheten von Florenz zweimal (am 12. und 18. April 1498) als Zeuge verhört. Giovanni vermählt sich, aber seine Ehe bleibt kinderlos und auch seine Kunstrichtung findet keine nahmen bei du Cerceau bekannt ist - nach Entwurf und Ausführung durchaus das Werk eines französischen Baumeisters, des Pierre Gadier sei, und Girolarno della Robhia lediglich die reiche Decoration daselbst in Terracotten und Stuccaturen besorgt habe. Dagegen meint der gewiegte Kunstforscher Marquis De Laborde (xLe Chateau du bois de Boulognec, p. 26): xJerbme della Rohhia c'tait Partiste createur, l'homme de genie et de goüt; Pierre Gadier, le maitre macnn, ouvrier soumis, mais, en renne, le veritable constructeur: 61' si, dans cette association entre deux homn-ies diversement doues, l'art est d'un cöte, le metier de l'autre, il est possible cependant d'entrevoir et de definir l'espece de compromis qui säätablit entre euxc . . . . Nach der Ansicht De Lab0rde's würde Girolamo della Robbia, dem Zuge der eigenen Erfindung, oder -_ wollen wir sagen - seinem italienischen Baugefühl frei folgend, die Facade mit den schönen Arcaden- geschossen ganz geradlinig geführt haben; aber da legte der heimatliche xMaitre-maconx die scharfen, französischen Accentuirungen dazwischen, tlankirte die Mittelpartie durch zwei Treppenthürme, die äußeren Ecken durch vorgeschoben: Pavillons - und so wurde die italienische Palastidee sofort in den richtigen Schlosstypus nach einheimischer Ueber- lieferung umgewandelt. Die Verbindung italienischer und französischer Auffassung irn Aufbau des Ganzen wird auch von Jenen zugestanden, welche Gadier für den einzigen Architekten halten (vergl. W. Lübke, Geschichte der Renaissance in Frankreich, 2. Auß. S. 98); so lassen wir denn dem Franzosen den unverkürzten Anspruch auf seine Thurn-i- rnotive, Wendeltreppen, Mansardenfenster, steilen Bedachungen und hohen Camine - aber in dem feinen Ausmaß der Bogen über schlanken Säulen im Erdgeschoss und ersten Stockwerk, sowie in der Reinheit aller Profile, welche diese Hxuptpartie des Baues auszeichnet, gibt sich unseres Erachtens der italienische Einschlag deutlich zu erkennen. Hier behielt sich Girolamo della Robbia als Architekt das Wort vor, weil er an dieser Stelle auch als Decorator weiter zu reden hatte. Und zuletzt erhielt das Schloss Madrid nicht blos seinen Schmuck, sondern auch seinen eigenartig baulichen Cha- rakter durch die farbig glasirten Terracotten, die der Meister an den Friesen, in den Medaillons der Bogenztirickel, den Deckcncassettirungen der Portiken und ebenso an den Fußböden reichlichst anbrachte. Die Betheiligung der Majolikakunst an dem Zierwerk der Architektur, welche daheim auf dem Boden Toscamfs im kirchlichen Dienst - in der Cappella Pezzi, in S. Miniato zu Florenz, in der Madonna delle Carceri zu Prato, in der Vorhalle des Domes von Pistoja - bescheiden und stilvoll begonnen hatte, setzte sich nun in der Fremde wohl viel reicher und umfassender fort; aber sie stellte sich da dem weltlichen Luxus, dem Prachthedürfniss eines glänzenden Königs, wie es Franz I. war, zur Verfügung. (S. in dem Werk: aLes della Robbiax von J. Cavalucci et Emile Molinier, Paris'i884„ das trefflich bearbeitete 5. Capitel: xüirolamo della Robbia en Francet, p. 163-186.)