155 Außen etwa durch einen Eierstab eingefasst und nimmt den üppigen vegetabilen Schmuck blos als ornamentale Einlage auf, die sich gewöhnlich aus zwei Vasen wie ein reiches Ziergewächs nach aufwärts entwickelt. In beiden Fällen tritt jedoch unter der horizontalen Basis zumeist eine ver- breiterte Console hinzu, durch welche das Tabernakel gleichsam in die Wand eingebunden erscheint. Die Madonna mit dern Kinde - oft von der Taube des heil. Geistes umschwebt und ganz obenan die segnend ausgebreiteten Hände Gottvaters- bildet wiederum den normalen Gegenstand dieser Reliefdarstellung. Es ist gleichsam das wetterfeste Außenbild, in welchem die Hausandacht sich gegen die Straße wendet, während die gemalten Madonnenbilder in der Hauscapelle oder dem Familiensaal ihre Stätte finden. Werke dieser Art müssen in der Werkstatt von Andrea dclla Robbia in sehr großer Anzahl angefertigt worden sein. Zwei einfache, aber typisch bezeichnende Beispiele (eine Madonna mit dem Kind in ganzer Figur, dann eine andere als Kniestück) finden sich im South Kensington-Museum; eine sehr schöne Madonna, die kniend das Kind anbetet, hinter welchem eine Lilie aufsprießt, in der Akademie von Florenz. Von intimster Hold- seliglteit ist ein Tabernakelbild Andrea's im Bargello (M useo nazionale): eine heil. Jungfrau mit dem stehenden Christusknaben, der an die Mutter sich schmiegend, nach Kinderart sein dickes Fingerchen in den Mund schiebt. innerhalb des Blumenrahmens noch ein zweiter beseelter Rahmen von Cherubsköpfen, in's Bild hineinschauend, die Gesichterchen mit den vollen Backen und den kleinen Stumpfnäschen in's Profil gestellt. Am Fuß des Tabernakels die Handwerkszeichen des Zimmermann- und des Maurergewerkes. Die zweite Species ist feierlicher, von entschieden sacraler Be- stimmung: für Kirchenpfeiler oder die Wand eines Camposanto, auch eines Chiostro. Die Umrahrnung hat die aus der mittelalterlichen Kunst überlieferte Mandorla-Form, deren Curven mit Engelsköpfchen besetzt sind; die Console, welche diese Schwebebildung nach untenhin stützt, ist gleichfalls aus solchen schräg gestellten Flügelköpfchen gebildet, und zuweilen tritt zu unterst ein Wappenschild abschließend hinzu. Dieser Typus ist auch dem Marmorrelief geläufig (wir erinnern nur an das herrliche Relief nLa Madonna del Latten von Rossel- lino in S. Croce zu Florenz). Schöne Mandorla-Bildwerke in gla- sirter Terracotta, von Andrea della Robbia, oder in seiner Kunst- weise: eine heil. Jungfrau im Camposanto von Pisa, feierlich und doch sanft mlitterlich dabei. Dann ein köstliches Relief in der Akademie zu Florenz, die Madonna lieblich gesenkten Hauptes, die Chernbsköpfe lediglich für die Composition der Console benützt, die zuuuterst in einem Wappen abschließt. (Schluss folgt.)