_ 281 die einzelnen Techniken durch und zeigt, wie eine fortlaufende Entwickelungsgeschichte des Emails und der verschiedenen Goldschmiedetechniken sich aus dern Schutze her- auslesen lasse. Er gibt Unterschiede gegen die rheinischen und lirnousinischen Arbeiten an, sowie gewisse Praktiken des Mittelalters, welche die Arbeit erleichterten; er zeigt, wie das Mittelalter bei einer billigen Waere nicht auf äußere, fast rauschende Ausstattung bedacht war, sondern dem billigen Materiale die entsprechende Zier gab. Er erwahnt eine ganz besonders seltene Zinngussarbeit, zeigt. wie auch die Tischlerarbeit sich im Mittelalter vervollkommnet habe, und fuhrt die Fortschritte der Schlasserei an, die im Schatze sich erkennen lassen. Tuchtig geschult, auf dem goldenen Boden Jahrhunderte langer Praxis sich be- wegend: so kommt das Gewerbe an die Wende der neueren Zeit. Aber die gothische Schablone hat der künstlerischen Weiterbildung doch einen, noch dazu so bequemen! Riegel vorgeschoben. Von ltalien her weht frischer Luftzug, der wieder Formen zu suchen antreibt, die nicht einer fremden Technik -- der Architektur - entlehnt, son- dern dern Materiale, sowie dem geistigen Gehalte der zu schaEenden Producte an- gepasst sind. Literatur - Bericht. liltudes iconographiques et archeologiques sur le moyen-ägepar E.Münt'z. I. serie. (Petite bibliotheque d'art et ifarcheologie.) Paris, E. Leroux, 1887. 12". 173 S. ' Das vnrliegende erste Bändchen enthält vier nStudienu, von denen zwei auch für die Geschichte des Kunstgewerbes von lnteresse sind. Eine betrilTt die Fußböden mit figuralen Darstellungen vorn 4. bis 12. Jahrhundert, d. h. aus jenem Theile des Mittel- alters, in welchem die antike Tradition noch unmittelbar fortwirkte. Eine zusammen- fassende Betrachtung solcher Steinfußboden, wie sie sich hamentlich auf italienischem, dann auf deutschem und französischem Boden verhaltnissmaßig zahlreich in Kirchen erhalten haben, beweist eindringlich, dass diese echt antike Technik bei fortgesetzter Uebung im Mittelalter auch dem lnhalte der Darstellungen nach - wenigstens sn weit sie profanen lnhalts waren - an den überkommenen antiken Typen mit zäher Vorliebe festhielt. - Den gleichen Nachweis der antiken Herkunft bezweckt die Studie über die irische und angelsächsische Miniaturmnlerei im 9. Jahrhundert. Der besondere Charakter dieser Miniaturen liegt bekanntlich in der eigenthümlichen Ornamentik, worin die Band- verschlingung die vornehmste Rolle spielt. Die Behauptung. dass die Elemente dieser Ornamentik nicht auf nordischen, sondern auf antiken Ursprung zurückgehen, ist nicht neu und sind einzelne Forscher darin noch weiter gegangen als Mtintz, der es beispiels- weise immer noch für möglich hllt, dass das zoomorphe Drachenornament vielleicht doch aus der germanischen Goldschmiedekunst herstammen konnte. Durch die Fülle von Beweisdaten trägt aber auch dieser Aufsatz in wirksamer Weise dazu bei, die Zu- sammengehürigkeit der Kunst des früheren Mittelalters und derjenigen der hellenistisch- rümischen Antike immer überzeugender darzustellen. Rgl. i La tapisserie. Par Eugene Müntz. Nouvelle (Edition. Paris, A. Quantin (1888). 8". 384 S. (wBibliotheque de l'enseignement des beaux-artsm) Man weiß, wie selten die nHistoire generale de ls tapisserieu in kleinen Biblio- theken zu finden ist und wie dieses umfangreiche Werk für die allgemeine rasche Orien- tirung auf dem angegebenen Gebiete etwas schwerfallig ist. Der Werth der grnBen Arbeit sei damit nicht im Mindesten geschmälert; Solchen aber, die mit geringer Muhe eine knappe Uebersicht über die Entwickelung der Geschichte der Tapisserie erreichen wollen, lllnn man statt der großen Publication hauptsächlich den Ikleinen Müntz- empfehlen, wie er als guter Bekannter gelegentlich schon genannt wird. Vorn ersten Erscheinen dieses Buches wurden die Leser dieser Zeitschrift schon im Jahrgang 1883 (auf S. 333) unterrichtet; heute ist es schon die dritte Auflage, die zu besprechen ist. Von beson- derem Werth sind die Abschnitte über die Tapisserien des sparen Mittelalters und der Neuzeit, wobei des emsigen Forschers ausgebreitete Kenntnisse allerwarts zu Tage treten. Seit dem Erscheinen der ersten Auflage ist vielerlei über den Gegenstand ver- otfentlicht worden, wie denn Muntz selbst in den vMemoires de la societe därcheologie Lorrainen von 1883, in der -Chronique des artsu desselben Jahres und später wieder im Jahrgang 1888 neue Mittheilungen zu machen wusste. Auch von anderer Seite ist die Geschichte und Denkmller-Statistik der Nadelmnlerei- gefordert worden, so durch die