514 dabei sind, deren Ausführung mehr als Jahresfrist gebraucht hat; viel- mehr sind es die ldeen, welche erst nach und nach aus den Anregungen hervorgingen und langsam reiften, und ebenso konnten erst nach und nach im Laufe der Zeit die geschickten Hände gebildet werden. Noch heute sind Diejenigen, welche solchen Aufgaben gewachsen wären, nur in geringer Zahl vorhanden. Wir haben "gesagt, dass die Gegenstände dieser Ausstellung der Thatkraft eines einzigen Mannes ihre Entstehung verdanken, und in Wahrheit kann wohl auf dem ganzen Gebiete der Kunstindustrie Niemand mit mehr Recht der Vater und Schöpfer der seinen Namen tragenden Gegenstände genannt werden, als es bei Ludwig Lobmeyr der Fall ist. Ja indirect ist er auch der geistige Urheber vieler anderer Gegenstände, welche nicht seinen Namen tragen, die aber nach seinem Beispiele und Vorgange geschaffen sind. Es thut der Originalität keinen Eintrag, dass die meisten dieser Gegenstände in der Kralik'schen Fabrik zu Adolf (MeyfsNeiTe) ausgeführt sind, noch dass die Beischriften namhafte Künstler als Zeichner nennen. Keiner von allen diesen in Form und Verzierung so mannigfachen Gegenständen wäre ohne Ludwig Lobmeyr entstanden; sie sind als sein eigenstes Werk zu betrachten, so sehr auch die An- regungen ihm von außen, zumal durch das Oesterr. Museum, gekommen sind, so viel auch andere Hände an der_Ausführung thätig waren. Wir überblicken den ganzen Zeitraum seit der Gründung des Oesterr. Museums mit voller Klarheit. Was leistete damals die öster- reichische Glasindustrie? Was konnte sie leisten? Die Reinheit und Politur des Krystallglases war ihre höchste Leistung, aber die Formen waren schwer, plump, unschön, und das bunte Luxusglas, das durch alle Welt ging, suchte seinen höchsten Stolz in der Nachahmung des Porzellans und seiner Malereien und hatte keine Ahnung, welches Kunstmittel in seiner Transparenz, in seiner eigenen unvergleichlichen Farbenpracht, in seinem strahlenden Glanze gelegen war. Von Allem, was die Geschichte des Glases an Reizen und Etfecten darbot, ahmte man nur das sogenannte altdeutsche Fichtelgebirger Glas nach, die grünlichen Humpen mit Wappen und Adlern und Kaisern und Kurfürsten, und auch von diesem Glase verkannte man seine Schönheit, sowohl in der Farbe des Glases wie in der Malerei. ' Sollte geholfen werden, sollte den Anforderungen einer neuen Zeit und eines neuen Geschmackes entsprochen werden, so musste die Glas- industrie künstlerisch sich auf ein neues Princip stellen, sie musste die glänzenden Eigenschaften ihres eigenen Materials ausbeuten und nicht andere Material: nachahmen. Dieses erkannt und durchgeführt zu haben, ist das Verdienst Ludwig Lobmeyfs, und damit hat er überhaupt um die österreichische Glasindustrie sich ein Verdienst erworben. Er ist ihr unbestrittener Führer geworden und behauptet diesen Platz.