K 326 Für den blos ein fachen Sockel ist das schon bekannte Motiv der Täfelung angewendet. Ueber den Intervallen der rhythmisch angeordneten Gruppen von größeren und kleineren Vierecken erheben sich auf zier- lichsten Basen die schlanken, cannelirten Candelaber, in feinem Schiller vom Lichtgelb in grünliche Abschattung hinüber vom schwarzen Wandgrunde sich trennend. Die frühere Blättergürtung der Säulen- schäfte tritt hier wieder auf, aber angemessen verfeinert; die Färbung ist röthlich und bläulich nuancirt, die Blattrippen durch einen braun- rothen Ton hervorgehoben. ln reizender Formsteigerung und reicherer Blätterentfaltung wird dasselbe Motiv für die Candelabercapitäle verwendet, welche der Höhe des figurirten Frieses entsprechen. Ueber dem letzteren zieht sich ein breites blaues Band hin, mit einer schmucken Ornamentkette, aus grünen und gelben, dann rothen, goldig getüftelten Gliederchen zusammengefügt; darauf ein Kymation mit hochgelben Blätterreihen, und obenauf ein feiner ornamentalerSpitzensaum. Dem blauen Band und dem Kymation entsprechen wieder die schwungvoll geformten Kelchaufsätze über den Candelabercapitälen; sie bilden weiters Postamente für Figuren, welche jenes schlanke Wandtheilungsmotiv gegen die Decke hinan belebt ausklingen lassen. Es sind abwechselnd männliche und weibliche Gestalten, discret colorirt, mit vorherrschend gelblichen, grünlichen, violett-blaßrothen Tönen, wie solche überhaupt den Farbenrhythmus des ganzen Raumes bestimmen; die Männer priester- lich-ernst mit hohen Stäben in der Hand, die Weiber mänadenhaft, mit nacktem Oberkörper, Hatterndem Schleier und Gewand. Zwischen den Figuren niedrige, langgestreckte Breitfelder mit Greifen und Medusen- köpfen, von grünlichen Ornamentrahmen eingefasst. Alle entscheidenden horizontalen Trennungslinien der ganzen Decoration vom Sockel bis zum Gesims sind roth hingezogen. Aus den schwarzen Wandspiegeln tauchen - jetzt schon undeutlich genug - skizzirte Landschaften empor, in mattgelb oder stumpf- roth hingeschriehenen Contouren. Es sind dörfliche Scenerien mit vielem Baumwuchs, Hütten mit Störchen auf den Dächern, dazu reichliche Staffage; im Hintergründe wohl auch Tempel und monumentale Rotunden. auch die kleine llustrution zu diesem Aufsatz verdanke, hat im Oesterr. Museum (Sommer- halbiahr 1885) neben anderen zahlreichen Studienblattern aus Italien sehr charakteristische Aufnahmen aus dem Farnesinaheus ausgestellt, durchaus mit authentischer Wiedergabe der farbigen Eigenart jener Decorationen: darunter besonders schön von dem in Rede stehenden schwarzen Zimmer die Socltelpartive, dann den oberen Theil vom Fries bis zum Gesims in halber Naturgrbße. Ferner die Thorwand von Zimmer 2 ('[„ der Natur- grbße in zartester Detaillirung); das hochinteressante Stück von' der Längswand des Zimmers 5 (Ansicht in '[,., der Naturgroße, die obere Partie speciell in der Hälfte der- selben); von dem noch zu besprechenden Kryptoporticus einen grünen Säulenschaft mit Capital, außerdem eine Reihe von Details. Mehrere dieser Blauer beünden sich im Besitz Sr. Durchlaucht des Fürsten Johann von Liechtenstein.