327 Darüber senken sich von den Candelaberstäben grüne Blattgchängc nieder, eigentlich dünne Aeste, die sich in der Mitte mit den Zweig- spitzeri kreuzen; die Blätter sind feingestielt, scharf gerändert und einzeln gesondert, das festonartig Buschige compacter Blätterlagen, wie es der spätere römische Geschmack und nach ihm die Renaissance im Gebrauch hatte, liegt hier der delicateren hellenistischen Kunstübung noch fern. (Forlsclzung folgm Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit demselben verbundenen Institute. Jubiläum (185 06812819. Museums. in der Sitzung des Curato- riums am t. März wurde beschlossen, wegen der Trauer für den durch- lauchtigsten Kronprinzen von jeder Feierlichkeit abzusehen, dagegen an dem Tage der Gründung (am 3t. März) eine Curatoriums-Sitzung zu halten. Die projectirte Ausstellung des Museums, der Fachschulen und des Kunstgewerbevereines, zdwelcher die Vorarbeiten begonnen haben, wird an demselben Tage früh 9 Uhr ohne Feierlichkeit eröffnet. Kunstgewerbesehule. Das k. k. Ministerium für Cultus und Un- terricht hat den Architekten Adolf Ginzel mit dem Unterrichte in einem Theile der Stillehre an der Kunstgewerbeschule des Oesterr. Mu- seums betraut. Besuch des Inseums. Die Sammlungen des Museums wurden im Monate Februar von 62H, die Bibliothek von 2218, die Vorlesungen von 505 Per- soneit besucht. Vorlesungen. Am n. November v. J. sprach Director Dr. A. llg über -Prinz Engen von Savoyen als Kunstfrcundr. Der Vortrag ist vor Kurzem im Verlage von Karl Graeser erschienen, und werden wir auf dessen lnhalt demnächst an anderer Stelle zurückkommen. - Am 20. December v. J. sprach Baurath Franz Ritter v. Neumann über wVilla und stldtisches Wohnhaus-. Nach einer kurzen Einleitung, welche sich auf das Zusammenwirken der Archi- tektur mit der Kunstindustrie bezog, besprach der Vortragende den Unterschied zwischen Miethhaus und Einzelwohnhaus und bezeichnete dieses, sei es nun ein Palast oder ein bescheidenes Familienhaus, als das Ideal des Wohnhausbaues in künstlerischer Beziehung. Wien hat dieses Ideal nur in wenigen Ausnahmsfällen erreicht, es überwiegt das Mieth- haus mit seinen vielen Wohnungen, mit seiner gleichformigen, wechselnden Zwecken - Rechnung tragenden Ausbildung der lnnenraume. Ja man fand sich nicht selten veran- lasst, durch Zusammenfassung einzelner Hauser zu ganzen Gruppen monumentale Wir- kungen anzustreben, ein Vorgehen, das auch anderwarts Nachahmung gefunden und unter Umständen wohl seine Berechtigung hat. Ein empfindlicher Mangel dagegen ist das Fehlen jenes charakteristischen Zwischengliedcs in der Entwickelung der Stadt vom Centrurn gegen die Peripherie: des Einzelwohnhauses mit seinem Vorgarten. Das Straßen- bild wird dadurch einformig im Vergleiche zu Berlin oder anderen deutschen Stadien. Dort ist diese Art des Wohnhausbaues nichts Ungewöhnliches; aber auch die eigent- lichen Miethhsuser sind in der Regel nicht so groß wie in Wien. ln Berlin lassen sich dieselben in zwei Gruppen scheiden, in solche mit je einer und andere mit je zwei Wohnungen in iedem Stockwerke; nur bei besonders tiefen Baustellen treten noch Hof- wohnungen hinzu. Umfasst iede Etage nur eine Wohnung, so werden die Annehmlich- keiten und künstlerischen Vorzüge des Einzelwohnhauses beinahe erreicht, da es möglich ist, schon heim Baue auf die Bestimmung und Verwendung der Raume Rücksicht zu nehmen und ausdrucksvolle, malerische Anordnungen zu treffen. Auch in Bezug auf den Comfort hat man es in Berlin weiter gebracht wie bei uns. So hat z. B. in solchen