grbsseren Kreis mit den Forschungsresultaten bekannt zu machen, immerhin willkommen heissen müssen; ist es doch Aufgabe der Wissenschaft bestimmenden Einfluss auf das Leben zu nehmen. Diese Popularisirung bringt zwar auch hier die Gefahr mit sich, dass das ange- lesene kritische Unheil über ein Kunstwerk dem Genuss vorausgeht, ja denselben er- setzen muss, wie dies der Dichtung gegenüber schon langst der Fall ist, aber darf über den Bildungsllunkerern der ernsthaft Erkenntniss Suchenden vergessen werden? - Die Schöpfungen grosser Kunstepochen bedürfen keines Commentars, um genossen zu werden; aber jene Werke, welche noch im harten Karnpfe der künstlerischen Intention mit dem widerstrebenden, von der Technik noch nicht bemeisterten Stoff entstanden sind, fordern die Kenntniss der Bedingungen, unter welchen sie wurden, um gerechte Würdigung zu erfahren. Von diesem Standpunkte aus heissen wir die beiden Darstellungen der Ge- schichte der Malerei, die uns Woltmann und Lübke bieten, willkommen. Woltmann hat sich ein weiteres Ziel gesteckt; er will eine universale Geschichte der Malerei geben; dabei unternahm es Prof. Wormann die Geschichte der Malerei des Alterthums zu bearbeiten. - Wörmahn hat sich mit seinem schönen Buche rDie Land- schaft in der Kunst der alten Völker-i schon als vertraut mit dem ausgebreiteten, sehr an- gehauften archäologischen Material erwiesen; so darf man Vertrauen haben - und das Vorliegende bekräftigt dies - dass er die übernommene Aufgabe mit Ehre losen wird. Wilhelm Lübke, der bewahrte Verfasser kunstgeschichtlicher Handbücher, lasst es sich an einer Darstellung der Geschichte der italienischen Malerei vom 4. bis i6. Jahr- hundert genügen. Der erste Halbband führt die Darstellung von den ersten Anfangen christlicher Malerei bis zur Schwelle der Renaissance. - Gewissenhafter Verwerthung aller wichtigeren Arbeiten auf dem Gebiete der christlichen Archäologie und des bereits zu Tage geförderten Urkundenmaterials für mittelalterliche und neuere Kunstgeschichte begegnen wir allenthalben; dazu gesellen sich zwei weitere Vorzüge Lüblte's: pracise Skizzirung der culturgeschichtlichen Gesammrphysiognomie des betreffenden Zeitraumes und feines Gefühl Rir den Geist der deutschen Sprache. Nur beilaufig mochte ich bemerken, dass unter den Meistern, welche den Ueber- gang von der giottesken Malerei zur Renaissance bilden, Bittino von Faenza genannt zu werden verdient, dessen Meisterwerk sich in S. Giuliano in Rimini befindet (Dat. 1409). Zu S. 208 bemerken wir, dass die Darstellung des Paradieses von Guariento im Dogen- palast nicht zerstört ward, sondern dass Tintoretto seine Riesenleinwand darüber spannte. Abriss der Geschichte der Baustyle von Dr. Wilhelm Lübke. Vierte, umgearb. und vermehrte Auflage. Mit 468 Holzschn. Leipzig 1878. Das bekannte und langst gewürdigte Buch erhielt in der neuen Auflage als wesent- liche Bereicherungen eine Einleitung und eine Anzahl neuer Holzschnitt-Illustrationen. Die Einleitung behandelt die vorgeschichtlichen Denkmale der Stein- und Bronzezeit, Waffen und Geräthe, Geflechte, Gewebe, Pfahlbauten, Schalen und Urnen der ältesten Zeit aus Bronze und Thon, endlich die Schliemann'schen Funde von Mykena und die ältesten Bauten in Griechenland. Dieser Einleitung folgt dann die Besprechung der ein- zelnen Style in derselben Anordnung und ohne wesentliche Bereicherung des Textes der dritten Auflage. Eine Anzahl lllustrationen wurden ausgeschieden, dafür andere in reich- licher Zahl und zum Theil nach sehr grossem Maßstabe verzeichnet eingefügt. Hier ist zuweilen des Guten zu viel und zu wenig geschehen; so steht, um ein Beispiel anzu- ziehen, der grnssen Bereicherung von griechischen Bekronungen (Stelen und Stirnziegel) das Belassen der fehlerhaft gezeichneten und mangelhaft geschnittenen iunischen und attisch-jonischen Ordnung (pag. ioo) störend gegenüber. Das schatzenswerthe Buch hat durch das Uebermass von verschieden grossen und verschieden behandelten Illustrationen ausserlich nicht gewonnen, wenn auch dem Schüler dadurch das unerlässliche Nachschlagen grösserer Werke zum Theil erspart wird. _ Bei der Behandlung des Textes der Renaissance, zumal soweit dies die nicht ita- lienischen Versionen des Styles betrifft, durfte man in der neuen Auflage eine grossere Verbreiterung erwarten. Wir glauben, dass die Berufung Lübke'_s in dessen iüngstern Vorworte auf den pädagogischen Charakter des Buches das ungleiche Ausmass für die Behandlung der spanischen, französischen, englischen und deutschen Renaissance auf zu- sammen 19 Seiten gegen den Raum, welcher der prähistorischen Kunst auf 25 Seiten eingeräumt wurde, nicht rechtfertigt. Der Styl in den technischen und tektonischen Künsten oder praktische Aesthetilt. Ein Handbuch für Techniker, Künstler und Kunstfreunde von Prof. Dr. Gottfried Semper. Zweite durchgesehene Auflage.