71 63 Verdienst -aus dem Walde: nach nunmehr längst beendeter Aufarbeitung der Windbruch- und Käferfrassholzer aufgehört hat. Denn es dürften mehrere Jahre vergehen, ehe in den Gegenden, wo die grossartigsten Verwüstungen durch jene Elementarereignisse stattge- funden haben, ein geregelter Holzabtrieb wieder Platz greifen wird. Eine solche Gegend ist diejenige des Kirchdorfes Stubenbach im Bezirke von Schüttenhofen, ein ansehn- liches, aber vom Verkehr sehr abgeschnittenes Walddorf, dessen Bewohner bisher fast ausschliesslich von Waldarbeit und nebenbei von Viehzucht (denn der Getreidebau ist dort der hohen Lage und des rauben Klimas wegen nur unbedeutend) gelebt haben. ln Folge der erwähnten Calamitaten ist jetzt ein grosser Theil der Bewohner jenes Dorfes erwerbslos. Wohl sind Stimmen laut geworden, welche rathen, es mögen jene Böhmer- waldbewohnet andere Erwerbszweige, als Waldarbeit und Holzhauergeschaft, suchen. Das ist leicht gesagt. aber schwer gethan. Der Hinterwaldler hängt dort wie anderwarts mit grosser Zähigkeit an dem gewohnten Beruf, und mit warmer Liebe an der Scholle. auf der er geboren. Er ist deshalb ebensowenig geneigt zum Auswandern, als zur Erler- nung eines Handwerks, welches mit dem Walde nichts zu thun hat. Dagegen hat er Geschick und Neigung zu Allem . was mit der Benutzung und Verarbeitung der Wald- erzeugnisse, in erster Reihe des Holzes zusammenhängt. Seit Menschengedenken ist der arme Bewohner des oberen Bnhmerwaldes gewohnt gewesen, sich selbst sein Hausgerath zu zimmern, seine Schlitten zu bauen, Holzschuhe, Träge, Wannen, Schaufeln, Siebreifen, Dachschindeln, LotTel u. s. w. zu schnitzen. ln richtiger Würdigung dieser Thatsache hat der fürstlich Schwarzenbergsche Oberförster in Stubenbach, Herr Lenke, schon vor Jahr und Tag Bedacht darauf genommen, unter den Bewohnern jenes Dorfes die Holz- schnitzerei , wie solche in Ober-Ammergau, Berchtesgaden und anderen Orten der Alpen betrieben wird, allmalig einzuführen und einzubürgern, ermuthigt durch die schönen Erfolge, welche die seit einigen Jahren zu Wallern bestehende Holzindustriefachschule erzielt hat. Dort werden bereits Schnitzereien geliefert (insbesondere Bilder und Spiegel- rahmen), welche sich mit gleichartigen Erzeugnissen der genannten Alpenorte vollkommen messen können. Aus freiem Antrieb ertheilt der Herr Oberforster Lenke einer Anzahl Knaben von 13 bis 16 Jahren Unterricht im Zeichnen; auch bat derselbe schon einige Personen so weit gebracht, dass sie ganz annehmbare Schnitzwerke liefern Allein es fehlt an Unterstützung, vor Allem an Geldmitteln zur Anschaffung der erforderlichen Werk- zeuge, Muster, Zeichenvorlagen u. dgl. m. Ein paar Hundert Gulden, schreibt mir der Oberforster, wurden dazu genügen, aber bisher ist es nicht möglich gewesen, eine solche Subvention zu erlangen. Ausserdem müsste Absatz der von den bereits eingeubten Arbei- tern gelieferten Schnitzwaaren geschafft, der Verkauf derselben ermöglicht oder erleich- tert werden. Es wäre daher sehr zu wünschen. dass Personen von Einiluss und Vermö- gen diesen aufkeimenden lndrustriezweig in jenem abgelegenen Winkel des Bohmerwaldes fördernd in die Hand nehmen, oder dass der Landesculturrath des Königreiches Böhmen diese Angelegenheit seiner Beachtung für werth erachte, und durch (Bewahrung einer Subvention und Ermöglichung einer permanenten Ausstellung von Stubenbacher Schnitz- waaren. etwa in Eisenstein oder in Klattau. jener braven Bevolkerung Gelegenheit dar- bote, sich in dem Holzschnitzgewerbe zu vervollkommnen und ihre Erzeugnisse bekannt machen und verwerthen zu können. Das warme Interesse, welches mir während meines wiederholten Aufenthaltes im Böhmerwalde dessen genugsame, ehrliche und fleissige Holzhauerbevolkerung, die jetzt ohne ihr Verschulden in bittere Noth gerathen, eingeflösst hat, ist die Veranlassung dieser Zeilen. Mögen dieselben bei den massgebenden Persön- lichkeiten und Behörden eine wohlwollende Beachtung finden! (Boh.) Dr. Moritz Willkomm. Litoraturhericht. i-Wiener Schmiedewerke des XVlll. Jahrhunderts". Dresden, Verlag von George Gilbers, 1878. Die Herren Dr. Albert llg und Dr. Heinrich Käbdebo haben unter obigem Titel mit einer Publication begonnen. die gewiss von Freunden der Kunstindustrle mit Beifall begrüsst werden wird. Sollte man auch die Formen dieser Schmiede-Arbeiten nicht nach- ahmenswerth linden, so wird neben dem historischen Interesse der Fachmann noch immer von dem technischen bedeutend gefesselt werden. Die erste Lieferung enthält sechs Tafeln: I. Haupteingang des k. k. Belvederes von Süden; z. Gitter der Johannesuapelle am Donaucanal; 3. Balcon im Hofe des Rathhauses; 4. Eingang zum Pamdiesgarten im k. k. Belvedere; 5. Seiteneingang des Meidlinger Thores in Schönbrunn; 6. Oberlichtgitter am Gebäude des Ministeriums des lnnern. - Die erläuternden historischen Notizen sind von lobenswerther Kürze und Sachlichkeit,