Der Wiener Stefansdom und seine Sehenswürdigkeiten in Geschichte, Kunst, Legenden- und Sagengebilde. Mit 3x lllustrationen. Wien, Pest, Leipzig, A. Hartlebens Verlag, 1878. 8. Preis t fl. Der Verfasser der v-Geschichte der Wiener Stadt und Vorstädten, -Altwien in Ge- schichten und Sagen- etc., hat neuerdings unter obigem Titel ein Büchlein publicirt, das sich nach lnhalt und Ausstattung seinen vorgenannten volltsthümlichen Schriften über Wiens Vergangenheit anschliesst. Der Stefansdoru, der jedem Wiener ans Herz gewachsen und den zu sehen jedem Oesterreicher, der ausser Wien wohnt, ein Gegenstand steten Sehnens ist, findet hier eine ausserordentlich liebevolle Behandlung. Auf die Verhältniss- massig kurz gehaltene Geschichte des Baues folgt die eingehende Beschreibung der Kunst- denkmaler, die sich in der Stefanskirche befinden, sammt allen Geschichten und Le- genden, die der Volksmund von denselben bewahrt. An die Form, in der das Büchlein erscheint, darf nergelnde Kritik nicht herantreten, und wir zweifeln darum nicht, dass es in allen Kreisen willkommen sein wird. Die Waffensammlung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Karl von Preussen, mit Text herausgegeben von G. Hiltl. Durch unveränderlichen Licht- druck ausgeführt von A. Frisch in Berlin. l. Nürnberg, Verlag von S. Soldan. Fol. Jeder Liebhaber schöner Waffen wird sich freuen, die berühmte Waffensammlung des Prinzen Karl von Preussen, welche durch eine Auswahl ihrer Schätze auf der Münchner Ausstellung gerechtes Aufsehen erregte, nunmehr im Bilde besitzen zu können. Für uns liegt aber der Werth der neuen Publication nach anderer Richtung. Fast sammtliche Stücke, welche auf den vorliegenden at Tafeln des l. Theiles abgebildet sind, entstammen dem XVI. Jahrhundert, und sind über und über bedeckt mit geatzten, tauschirten, getrie- benen und eingelegten Ornamenten im Style der deutschen Kleinmeister. Bei der grussen Beliebtheit, deren sich diese Meister durch die gegenwärtige Strömung im Kunstgewerbe erfreuen, können nun Kunsthandwerl-ter und Schulen an den abgebildeten Waffen eine Fülle von Vorbildern und ornamentalen Motiven zur Belehrung und Anregung für ihre eigenen Schöpfungen mannigfacher Ar! finden. Allerdings wäre für den Zweck als Vor- bilder bei der photographischen Aufnahme einzelner Stücke cin grösserer Maßstab, und den Lichtdrucken des Herrn Frisch grössere Schärfe und Deutlichkeit zu wünschen. Herr Hiltl, der Director der Walfensammlung, liefert in dem Texte eine lehrreiche Ent- wicklungsgeschichte der WalTen zu persönlichem Schutz und Trutz vom Xlll. bis XVlll. Jahrhundert, und der Verleger hat es sich angelegen sein lassen, das Werk würdig aus- zustatten. Adolf Stahr: Torso; Kunst, Künstler und Kunstwerke des griechischen und römischen Alterthums. 2. verb. Ausgabe. Braunschweig, 1878. 2 Bände. A. Srahfs {Person geuiesst den Ruf eines zwar obertiachlichen aber lesbaren Buches, das auch Lesern, welche keine Philologen und Archäologen von Fach und der classischen Sprachen nicht mächtig sind, leicht zugänglich ist. Herr Prof. Gurlitt in Graz hat es unternommen, das Buch in einer zweiten Ausgabe herauszugeben. Ohne von Eigenem viel hinzuzuthun und ohne .die eigenthümliche Färbung des Textes zu alteriren, hat das Werk in der neuen Ausgabe gewonnen und wird in derselben einen grossen Leserkreis finden. Wir können aber die vom Herausgeber angeführten Worte Christ. Rauchs, i-der "Torso: wäre eines der wenigen kunsthistorischen Werke, aus welchen ein ausübender Künstler etwas lernen können, wohl für nichts anderes halten als einen Ausspruch der Bescheidenheit des grossen Bildhauers literarischen Productionen gegenüber. aber das ist gewiss, dass' ein grosser Theil der deutschen archäologischen Literatur für Künstler fast ungeniessbar ist. Diese Literatur, geschaffen für Fachgelehrte und Schulmänner, bleibt Künstlern fast unzugänglich, und es ist recht begreiflich, dass Chr. Rauch sehr befriedigt war, ein XVerk, das fasslich und anziehend geschrieben ist, in die Hande zu bekommen. insbesondere die Berliner Archäologen in der Zeit Rauchs, Panofka, Gerhard u. A. haben das ihrige dazu gethan, Künstlern die Lectüre archäologischer Werke zu verleiden. Wie grosse Rückschritte sind seit Winckelmann's Zeiten gemacht werden! ln dem Masse, als die gelehrte Literatur für Fach- und Schulmänner an Gehalt zugenommen hat, in dem Masse sind jene Werke seichter geworden, die Künstlern zur Lectüre geboten werden. Sie greifen bei dieser Sachlage nach Stahr's wTorso-i.