znz schnitzer. Von Kindesbeinen an handhabt er das Schnitzmesser; ohne zeichnen und ohne modelliren zu können, weiss er sein Instrument zu behandeln und seine technische Geschicklichkeit ist viel grösser als jene anderer Alpenbewohner. Auch der Oberösterreicher, der Salzburger, Kärnthner, der deutsche Schweizer sind Schnitzer; an Geschicklichkeit, vor Allem aber an künstlerischer Anlage ist ihnen der Tiroler überlegen. Im Böhmerwald und in der Rauhen Alp in Würtemberg wird ebenfalls viel geschnitzt, aber es fehlt den dortigen Schnitzern jener künstlerische Zug, welcher den Bewohnern der Tiroler Berge eigen ist. Mit der Uebung des Schnitzens, die der Tiroler schon seit Jahrhunderten pflegt, ist ihm die Technik des Schneidens gleichsam angeboren. Wenn heutigen Tages auch in Tirol das Holzschnitzen nicht immer richtig gehandhabt wird, so lassen sich zur Erklärung dieses Umstandes mancherlei Gründe anführen. Gewiss ist es bezeichnend, dass auf der lnnsbrucker Ausstellung, wo ziem- lich viel Holzschnitzarbeiten vorhanden waren, ausserordentlich wenig Gutes und vor Allem wenig in der richtigen Weise geschnitzte Kunst- werke zur Anschauung kamen. Vorzugsweise machten sich jene Schnitz- arbeiten bemerkbar, welche gewöhnlich von lnnsbrucker Kunsthändlern auf den Markt gebracht werden; ferner die Arbeiten der Schulen aus dem Grödener Thale, von St. Ulrich und Imst. ,Es war unter allen diesen verschiedenen Holzschnitzwerken auch nicht eines, von dem man hätte sagen können, dass es vollständig genüge; die meisten waren ganz un- genügend, sowohl im Entwurf, in der künstlerisch-technischen Behand- lung als auch in der Polychromie. Der virtuoseste unter den Tiroler Schnitzern ist ohne Frage der Bildhauer Nocker in Brixlegg, der von dem verdienstvollen und thätigen Kunsthändler Unterberger in lnns- bruck beschäftigt wird. Nocker arbeitet, so weit unsere Kenntnisse gehen, nicht für die Bedürfnisse des Landes, sondern wesentlich für die Befrie- digung des reisenden Publicums. Er überträgt Kupferstiche von A. Dürer (das Wappen mit dem Todtenkopf u. s. L), dann Bilder berühmter mo- derner Meister, mit besonderer Vorliebe Arbeiten von Defregger und Kurz- bauer in ganzen Figuren, oder religiöse l-lautrelief-Bilder z. B. nach dem Düsseldorfer Andreas Müller. Bei der ausserordentlichen Geschicklichkeit, welche ihm eigen ist, ist es gar nicht zu wundern, dass die Engländer, welche'Freunde von Excentricitäten jeder Art sind, mit Vorliebe die Ar- beiten dieses virtuosen Bildschnitzers suchen. Es gibt eine Menge Bild- hauer in Tirol, die dasselbe anstreben, wenn auch nicht mit jener Vollen- dung, welche die Arbeiten Nockefs auszeichnen. Ohne alle Frage haben die Marmorreliefs des von Kaiser Ferdinand I. nach Innsbruck berufenen Künstlers Alex. Colin (geb. zu Mecheln 15:5, gest. 1566), die sich in der Hofkirche an den Seiten des Sarkophags Maximilian I. befinden, einen mächtigen Einfluss ausgeübt. Die Reisehandbücher werden nicht müde zu erzählen, dass Thorwaldsen erklärt habe, diese Reliefs seien das Vollen- detste ihrer Art; aber sie verschweigen, dass das Lob nur ein sehr be-