werden und nicht zu unterschätzenden Widerstand finden. Auch ist in der That die Gefahr nicht gering, dass durch unvorsichtige Veränderungen die Institution des allgemeinen Volksunterrichtes leicht geschädigt würde, ohne dass gleichzeitig die Begründung einer besseren gewerblichen Bildung gesichert wäre. Und doch wird man dieser Frage nicht mehr lange aus dem Wege gehen können. Die volkswirthschaftlichen Verhältnisse werden gebieterisch zur Abhilfe drängen, für die Hebung handwerklicher Lei- stungsfähigkeit wird Eingreifendes geschehen müssen, gewerbliche Fach- schulen und Lehrwerkstatten wird man nicht länger gleichsam in der Luft stehen lassen können, und es wird sich eine grössere Gefahr für die gute Sache ergeben, wenn diese einmal in Folge langer Verschleppung aus einem Gegenstand fachmännischer Erwägung zum Objecte des Kampfes zwischen den Vertretern verschiedener Interessen geworden ist. Es ist vorauszusehen, dass dann im Schosse der Regierung selbst ein solcher Kampf entbrennen muss, in welchem das Unterrichtsministerium einseitig die Interessen der allgemeinen Volksbildung schützt, das Handels- ministerium ebenso einseitig die lnteressen der gewerblichen Fachbildung vertritt. Ein solcher Kampf zwischen zwei einander coordi- nirten Instanzen kann aber gar nichts zu Tage fördern als den Stillstand der Entwicklung, da beide entgegengesetzten Kräfte einander aufheben und eine jede gerade stark genug ist, um Verwirrung zu erzeugen, aber zu schwach, um gegen den Willen der anderen productiv zu wirken. Wenn aber statt zweier einander geschlossen gegenüberstehender Verwaltungsorgane inner- halb Einer Centralstelle an der Reform des gegenwärtig Geltenden gear- beitet wird, so darf man erfahrungsgemäss erwarten, dass jede der ver- schiedenen Meinungen von Vorneherein insoferne abgeschwächt und ge- läutert in die Discussion eingreifen wird, als wenigstens die Schlacken bureaukratischer Ressorteitelkeit sich dann nicht auch noch in die ohne- dies so schwierigen sachlichen Erörterungen mengen. Eben in Anbetracht der enormen Schwierigkeiten, die in der Sache selbst liegen, ist eine ver- nünftige Lösung der heiklen Frage nur dann zu hoffen, wenn die oberste Unterrichtsbehörde die ganze Angelegenheit gewissenhaft in die Hand nimmt und durch ruhig durchdachte Einrichtungen die Harmonie der Interessen der allgemeinen, sämmtlichen Staatsbürgern gemeinsamen Volks- bildung und der speciellen gewerblichen Fachbildung einzelner Berufs- zweige oder bestimmter, Hausindusttie treibender Bevölkerungen herzu- stellen sucht. Weil es sich hier um eines der wichtigsten Probleme handelt, dem die gewerbepädagogische und die Volksschulverwaltung bald näher treten muss, und weil die Einheit der Administration die allererste Voraussetzung für eine gedeihliche Lösung dieses schweren Problems ist, so kann die principielle Entscheidung der preussischen Regierung, die solche Einheit im Schosse des Unterrichtsrninisteriums herzustellen sucht, nur mit Freude