48 dem Ende liefert er eine Uebersicht derjenigen Kunstarbeiten, welche noth- wendig vorhanden sein müssten. Wollte heute Jemand eine solche detail- lirte Vorschrift für die Zusammenstellung eines Museums abfassen, so würden ihin Hilfsmittel und Nachweise in Fülle und Ueberfülle zu Gebote stehen. Aber in der bis zur Unübersehbarkeit angeschwollenen Literatur über Sammlungen, über Geschichte oder Technologie der Kleinkünste - wie wenig datirt über das Jahr x85! zurück! Wie gering war damals noch die Zahl guter Kataloge! Um so bewunderungswürdiger erscheint uns, wenn wir das berücksichtigen, die umfassende Kenntniss der Denkmäler und der Literatur_ in dem von Semper angefertigten Kataloge. Es wäre verlockend, würde uns aber hier viel zu weit führen, ihm bei seiner Wan- derung durch das weite Gebiet der technischen Künste zu folgen und zu zeigen, in welchem Grade er überall zu Hause war, mit welcher Aufmerk- samkeit er von jeher auch diese so lange Zeit verachteten Aeusserungen des Kunsttriebes verfolgt haben muss. Aber es ist doch nothwendig, einen Einblick in sein System zu gewähren, wobei wir uns des Eingehens in das Detail enthalten müssen. Die erste Abtheilung soll die Rohmaterialien, die Maschinen und Werkzeuge zur Bearbeitung der Metalle und anderer harten Stoffe zur Anschauung bringen und zwar in folgenden Unter-Abtheilungen: A) Metalle und metallurgische Operationen. B) Nichtmetallische Mineralien, als Edel- steine, Steine, welche von der Glyptik verwendet werden, Mineralien zur Herstellung des Email und anderer Pasten, Mineralien, welche bei dem Gussverfahren in Anwendung kommen, solche zum Schleifen, Poliren etc., zum Färben, zum Einbrennen, Schmelzen u. s. w. C) Vegetabilische und animalische Substanzen. In entsprechender Umständlichkeit werden dann die Maschinen und Werkzeuge classificirt, dann die verschiedenen Processe der Bearbeitung und der Ornamentatilon. ln diesem letzten Abschnitte tritt zu dem technologischen bereits das kunsthistorische Moment, und ich kenne kein Werk, in welchem die charakteristischen Eigenschaften und unterscheidenden Merkmale der zahlreichen Varietäten einer Gattung kunst- gewerblicher Arbeit, beispielsweise des Ernail, so kurz, präcis und allgemein- verständlich angegeben wären, wie hier. War es der Zweck dieser Abtheilung, die Steife vorzuführen von ihrem natürlichen Vorkommen Schritt für Schritt durch die lange Reihen- folge chemischer und mechanischer Processe, so sollte mit derselben cor- respondiren eine Auswahl der vorzüglichsten Leistungen in den verschie- denen Fächern, und hier eben entwickelt Semper seine erstaunliche Denk- mälerkenntniss. Er ist für keinen einzelnen Fall in Verlegenheit die besten Originale namhaft zu machen, ob sie nun in Londoner, Pariser, römischen, Florentiner, Turiner, neapolitanischen, Wiener, Berliner, Münchener, in russischen, niederländischen, dänischen, öffentlichen oder Privatsammlungen, oder in Publicationen, seltenen Bibliothekswerken etc. zu finden seien. Dazwischen sind historische, antiquarische, ästhetische Bemerkungen ein-