170 Auch hier hält sich Andrea della Robbia in dem bedeutenden Altar: "die Krönung Mariau (in der Klosterkirche der Osservanza bei Siena) bezüglich der äußeren Ausstattung noch an das Majolika-Herkommen; er verziert die Seitenpilaster mit buntem Blattwerk, stellt Blumenvasen in die Abtheilungen des Gradino und zeichnet ein farbiges Blätterschema in den Fries. Das Altarbild selbst ist sehr würdig und edel, aber mit viel Opulenz im Detail, mit spielender Ornamentik in der Gewandung ange- ordnet. Die schwebenden Engel zunächst der heiligen Scene spielen Clarinette, und einer bläst Trompete; unten stehen vier Heilige, wohl charakterisirt, neben ihnen eine ltniende Frau. Schmale Wolkenstreifen sind hier und auch anderswo mit Vorliebe ange- bracht; sie trennen horizontal sehr erwünscht den blauen Grund. Der dreitheilige Gradino enthält in der Mitte eine schön componirte Himmelfahrt Mariä, links die Verkündigung, rechts die Krippe. Gar bald wird nun die Kleinarchitektnr des Altarwerkes vollständig in glasirte Terracotta übertragen. Die Pilaster des Rahmens erhalten reich verzierte Basen und Capitäle im Marmorstil, die Architrave unter dem Engelfries werden mit detaillirten Gliederungen von Perlenstäben und Blätter-Kymatien ausgestattet. Die Schaftornamente der Pilaster sind in ihren feineren Motiven völlig rnarmorartig, wenn nicht ein- und das andermal Heiligengestalten- wie es sonst bei gemalten Altarwerken vorkam -in die Pilasterschäfte eintreten. Der den Kleinbau des Altars bekrönende Lunettenbogen bekommt, ebenso wie das Gesims über dem Fries, eine durchgeführte architektonische Profilirung. Ein segnender Christus mit anbetenden Engeln als Kniestückliguren oder schwebende Engel, die eine Krone halten etc., füllen das Bogenfeld. Das Altarbild selbst trägt ge- wöhnlich bei großer Zartheit der Einzelnbildungen eine gedrängte Fülle der Anordnung zur Schau. Die Mandorla-Glorie bleibt wegen ihrer ge- schlossenen Form bei den häufigen Darstellungen der Himmelfahrt Mariä oder des Wunders der Gürtelspende in fortgesetztem Gebrauche; sie bietet für die Hauptfigur einen auszeichnenden Bildrahmen im Bilde selbst dar. Musicirende Engel, symmetrisch gruppirt, umschweben die Glorie; zumeist sind es Clarinetten- und Hoboenbläser. Die adorirenden Heiligen sind reichlich mit Attributen versehen; in schmückendem Bei- werk, in Blumenzierden u. dgl. m. kann man sich nicht leicht genug thun; auch die verschwenderisch verwendeten Engelsköpfchen, auf das zierlichste vierfach bis sechsfach geflügelt, gehören mit zum ornamentalen Apparate. - Dies ist durchschnittlich der Altartypus, wie er sich in dem späteren Kunstgebrauche des Meisters Andrea durchgebildet zu haben scheint, um sich dann weiter hinaus in der Werkstatt zu vererben. Giovanni della Robbia, Fra Ambrogio und die Kunstgenossen der dritten Generation werden mit Vorliebe diese architektonische Species des Altar- werkes gepflegt haben, um aber dann wieder - bestimmten Anregungen