i 214 spange ebenso viele Denkmäler einer von Altersher überlieferten Textil- industrie. Denn überall dort, wo wir heute noch die Stickerei, Buntweberei oder Spitzenklöppelei in der Volkstracht von älteren Zeiten her verwendet sehen, lässt sich auch eine ältere textile l-lausindustrie nachweisen. So in den mährisch-slovakischen Ländern und der angrenzenden ungarischen Slovakei, ferner im ruthenischen Ostgalizien, und namentlich in den von YVallachen und Serben bewohnten Gebieten Südungarns. lhnen allen ist der Umstand gemeinsam, dass ihre Träger in der geschichtlichen Ent- wickelung der neueren Zeit keineswegs im Vordergrunde stehen, daher vom Strome der Culturbewegung, wozu auch der Wechsel der Kunst- stile zu rechnen ist, weniger berührt wurden, als die mächtigeren und historisch bedeutsameren Nachbarn. So haben weder von den Czecho- slaven die Czechen, noch von den Bewohnern Galiziens die Polen eine eigenartige nationale Hausstickerei bewahrt, was dagegen ihren unter- geordneten Stammverwandten - den Slovaken und Ruthenen - trefflich gelungen ist. Dasselbe gilt von Ungarn: nicht die Magyaren, und auch die katholischen Croaten nur in geringem Maße, sondern hauptsächlich die orthodoxen Serben und Rumänen sind hier die Träger und Vererber der alten l-lausstickerei. Analoges finden wir in deutschen Ländern. Wie die ringsum von fremden Völkerschaften eingeschlossenen und daher aus- schließlich auf ihr eigenes Volksthum angewiesenen Siebenbürger Sachsen nicht nur auf textilem, sondern auch auf anderen kunstgewerblichen Ge- bieten ihre Traditionen bis in unser Jahrhundert bewahrt haben, ist wohl zunächst aus der ethnographischen, und erst in zweiter Linie aus der geographischen Lage dieses Colonistenvolkes abzuleiten. Dagegen ist die Vererbung der Hausstickerei in den Elbmarschen ebenso aus der geogra- phischen Abgeschiedenheit und der dadurch bedingten Zusammenhang- losigkeit mit der Außenwelt und ihren Händeln zu erklären, wie die ältere und herkömmliche textile Hausindustrie des Bregenzer Waldes. Mit dieser älteren und herkömmlichen Kunsstickerei hat die moderne textile Hausindustrie des Bregenzei" Waldes nichts mehr gemein. Sie ist auch nicht mehr auf das Thalgebiet der Bregenzer Ache beschränkt, sondern erstreckt sich weit hinaus über das Rheinthal, ja so ziemlich über das ganze Land vor dem Arlberge. Ihre Geschichte ist diejenige der modernen Stickerei-Industrie von St. Gallen. Was den Textilforscher an ihr interessirt, ist die eigenthümliche Verquickung von fabriksmäßiger Maschinenarbeit mit einer häuslichen Productionsweise, die sonst alle Merkmale einer echten Hausindustrie besitzt. Freilich der reine Begriß" der Hausindustrie erfordert nicht blos, dass ihre Erzeugnisse im Hause so nebenher - in den Mußestunden, die die Haus- und Landwirthschaft übrig lässt - angefertigt werden; es gehört vielmehr dazuxauch der Umstand, dass diese Erzeugnisse aus- schließlich für den Gebrauch des Erzeugers selbst oder wenigstens seiner