258 Eine alte einheimische Industrie Mährens ist die Keramik. Die altbekannten Znaimer Thonwaaren erscheinen auf der Ausstellung schwächer vertreten, als man erwarten möchte. Gewöhnliches Gebrauchsgeschirr, aber mit guter Ornamentirung, gelb in braun ausgespart, findet sich nur bei einem Aussteller, anspruchvolleres Fayencegeschirr bei zwei anderen Znaimern, zu denen noch Schlitz in Blansko hinzutritt. Auch die Ofen- industrie hat mehrere Vertreter geschickt, deren Thätigkeit bereits wie anderwärts den schlichten Kachel-, den architektonisch aufgebauten Re- naissance- und den lichten Rococo-Ofen mit gleicher Virtuosität umfasst. Das Kunst-Glas ist durch Erzeugnisse der Firma Reich 8c Comp. vertreten, deren Bestreben auf möglichste Vielseitigkeit gerichtet zu sein scheint. Die eigentliche Glasmalerei übt Skarda in Brünn in aufmunterungs- würdiger Weise. Am zahlreichsten haben sich die Möbel-Industriellen eingefunden. Im Allgemeinen scheinen es dieselben nicht so sehr auf die Herstellung von luxuriösen Prachtwerken, als von gefälligen bürgerlichen Gebrauchs- möbeln angelegt zu haben; auch sind sie fast ausschließlich der Re- naissance treu geblieben, was freilich weniger aus Neigung als aus man- gelnder Fertigkeit in den späteren Stilen zu erklären sein dürfte. Auch lagen ihnen gerade für Renaissancemöhel in der reichhaltigen Möbel- sammlung des Brünner Museums ganz vortreffliche Muster vor, die namentlich Stern und Knapp in Triesch mit gutem Verständnisse zu co- piren wussten. Ausgesprochenes Rococo-Ornament trägt blos ein lnterieur zur Schau, das aber von einer Confectionstirma ausgestellt wurde. Daneben begegnen uns Versuche in bunter lntarsia, in Brandtechnik, in Anpassung gebogener Möbel an die herrschenden alten Stilweisen, worunter die Renaissance offenbar am allerunglücklichsten gewählt wäre, in Verkleidung von Flächen mit gothischem Maßwerk, darunter eine Credenz vom Aus- sehen eines Altarbaues und anderes mehr. Musterarbeiten, an denen aber etwas von steifem Schulcharakter kleben geblieben ist, hat die Fachschule für Holzindustrie in Wallachisch-Meseritsch vorgeführt. Die mährische Textil-Industrie wendet sich im Wesentlichen der Herstellung von Tuchen zu, wobei für Bethätigung der Kunst nicht viel Raum geboten erscheint. Am ehesten tritt diese in den Probearbeiten der Webeschulen des nördlichen Mährens zu Tage, wo sich bereits die Be- rührungen mit der schlesischen Leinenweberei bemerkbar machen. Auf die Stickerei hat oiTenbar das neuerwachte Interesse für die Ueberreste der in Mähren früher in Uebung gewesenen textilen Haus- industrie fördernd eingewirkt. Man zeigt sich vielfach bestrebt, diese zahlreich erhaltenen Muster zu copiren, was mit Rücksicht auf den reinen Renaissancecharakter dieser in localer lsolirung stecken gebliebenen Re- naissancestickerei nach der technischen Seite keine Schwierigkeiten bietet. Das Beste in dieser Beziehung hat die Lehrerin A. Walter zur Ausstellung gebracht. Was sonst von Damenarbeiten vorliegt, gewährt mit wenigen