dass sich der Künstler an gute Vorbilder und an bewährte Traditionen gehalten hat. Das Erfinden im grossen Style ist eben nicht Jedermanns Sache; nur wenigen Bildhauern der christlichen Aera ist ein grosses Mass der Erfindung zugefallen; hingegen gibt es viele sehr achtbare Künstler, welche es verstanden haben, die Regeln der Kunst mit Ver- ständniss aufzufassen und mit Tüchtigkeit durchzuführen. Das ist beidem Josefs-Monumente geschehen und das sichert auch demselben für alle Zeit eine beachtenswerthe Stellung, abgesehen davon, dass es im Detail sorg- fältig durchgeführt, sich auch als Erzguss in seiner schönen Patinirung bewährt hat. Das Werk ist in Wien gegossen und in dem akademischen Atelier modellirtiworden, welches lange Zeit unter dem Namen des Zau- nerischen Ateliers bekannt war, später als Depot und als Gypsgiesserei benutzt und schliesslich dem Maler Professor Karl Blaas übergeben wurde. In der nächsten Zeit dürfte es für die Zwecke der Lehrerbildungsanstalt hei St. Anna verwendet werden. Mehr als es Worte aussprechen können, wirft diese Thatsache Licht auf die künstlerischen Zustände der ersten Jahrzehnte dieses Jahrhunderts. Der Meister des Josefs-Monumentes hatte eben nicht Aufträge genug für künstlerische Beschäftigung, zu wenig für eine Erzgiesserei, nicht hinreichend. um in seinem Atelier Schüler heran- zubilden_ Er war eben ein Glied jener Beamtenhierarchie geworden, welche die Aufgabe eines akademischen Professors für abgeschlossen betrachtete, wenn der schulmässige Unterricht regelmässig ertheilt wird; auf die künst- lerische Production und die Anregung zu derselben wurde nicht der Schwer- punkt gelegt. Zauner hat auch Porträtbüsten entworfen, akademisch kühl, richtig in der äusseren Form, aber ohne inneres Leben. Gleichzeitig mit Zauner und nach ihm wirkten als Bildhauer an der Akademie: Martin Fischer, ein Schwabe von Geburt, trefflicher Anatom, Leop. Kiesling, J. Klieber, Schaller, Josef Kaessmann und Bongiovanni, alle sechs ausschliesslich in der Richtung der Antike, unberührt vom Hauche der Romantik und des Realismus, Richtungen, welche sehr spät erst auf das akademische Bildhauerleben in Wien einwirkten. Später machte sich im akademischen Künstlerleben Bauer bemerkbar, leise berührt von den Strömungen der deutschen Romantik. Nicht wenige von diesen Lehrern lebten lange Zeit; M. Fischer erreichte das 80. Lebensjahr, Klieber wurde 77, Kaessmann 72 Jahre alt. Mehrere von diesen Bildhauern erfreuten sich auch einer Förderung durch die vornehme Welt, die damals noch einen persönlichen Antheil an Künstlern nahm. Klieber speciell wurde durch Erzherzog Karl und den Fürsten Liechtenstein, Leopold Kiesling durch den Grafen Kobenzl pro- tegirt. Niemand wird den genannten Künstlern Tüchtigkeit und Schulung absprechen; besonders Klieber war ein eminenter Techniker, der es ver- stand, Figuren frei aus dem Steine, ohne auf das Punktiren angewiesen zu sein, herauszuarbeiten. Keiner von ihnen aber hatte eine höhere schöpferische Begabung, keiner die Kraft eine Schule zu bilden. Ihre Werke gingen