._1q_ hat '), sind erfolglos geblieben, und sind im Drange der Geschäfte und Zeiten achtungsvoll bei Seite gelegt worden. Allerdings sind die Um- stände für Anträge ähnlicher Art nicht sehr geeignet. Was aber gewiss geeignet ist und durch den Gegenstand der heutigen Besprechung gerecht- fertigt wird, das ist ein Mahnruf an die Zukunft, die Aufforderung an jene, denen das Gedeihen der Blüthe der akademischen Jugend, und das sind gewiss die mit Kaiserpreisen ausgezeichneten Zöglinge, am Herzen liegt. Möchten diese Worte nicht erfolglos verklingen! Da so selten Mar- morwerke im öffentlichen Auftrage gemacht wurden, so hatte auch die vornehme Welt keine Aufforderung zu Marmorwerken; in keiner Gross- stadt befinden sich so wenig Marmorwerke in den Salons der Reichen oder in den Sammlungen der K-unstfreunde. Die Plastik ist eben ein Stief- kind der Vornehmen Wiens. Den Bildhauern der damaligen Zeit fehlten daher Aufträge und Bestellungen, um eine einigermassen erfreuliche Thä- tigkeit zu entfalten. Aber woher sollten diese kommen in einer Zeit, in welcher alle geistigen Kräfte des Volkes und des Staates bevormundet wurden und in der selbst diejenigen, welche aus Liebe zur Kunst oder aus patriotischen oder aus persönlichen Interessen plastische Werke be- stellen wollten, es nicht durften, und diejenigen, welche es durften, nicht konnten? Es ist gewiss einer der fruchtbarsten Sätze, welche Winckel- mann in seiner unübertroffenen "Geschichte der Kunst des Alterthumst- ausgesprochen hat, wenn er sagt, dass die politische Freiheit Griechen- lands beigetragen hat, speciell zur glänzenden Entfaltung der Plastik. Die- sen Satz muss jede lebensfähige politische Partei als richtig anerkennen, der Conservative wie der Liberale; nur eine Regierungsform ist der Kunst und der Plastik absolut schädlich, es ist das System der polizeilichen Be- vormundung, und gerade dieses System war es, was Oesterreich bis zum Jahre 1848 beherrscht hat und zwar mit immer steigender Consequenz, denn die Bildhauerkunst ist eben eine Denkmalskunst; sie ist als solche berufen das Andenken derjenigen in dauernder Weise festzuhalten, die sich für die Familie und die Gemeinde, für die Kirche und für den Staat, für das Volk oder für die Dynastie hervorragende Verdienste erworben haben. Sie wurzelt daher gleichmässig im Gefühle wie im Gedanken und appellirt nicht minder an das eine wie an das andere. Sie setzt Interessen voraus, welche ihre Vertretung und Verkörperung verlangen, und sie wird getödtet in dem Augenblicke, wo es nicht gestattet ist, diese Interessen auszusprechen und das Volk und die verschiedenen Classen der Gesell- schaft zum Schweigen verurtheilt sind. Selbst eine despotische Regierung, das, was die Griechen mit dem Ausdruck der Tyrannis bezeichnet haben, sobald sie auf eine selbstbewusste Action ausgeht, ist weniger schädlich für die Entwicklung der Plastik, als das geistige Bevormundungssystem. ') S. Wiener Abendpost 1873, Nr. 97: wKünstlerbildung in Romm