14 Das erste Denkmal auf plastischem Gebiete war der monumentale Franzensbrunnen am Moldau-Quai, entworfen von Kranner und ausgeführt von Jos. Max im Auftrage des Vereines. Der Erzguss wurde von Miller in München ausgeführt. Das Franzens-Denkmal wurde mit Unterstützung der Stände Böhmens geschaffen, reich ausgestattet mit allegorischen Ge- stalten der verschiedenen Kreise Böhmens. Ein zweites Denkmal, welches denselben Ideenkreisen entsprang, war das Monument Karl des IV., welches dem Dresdner Bildhauer Jul. Häh- nel übergeben und in Lauchhammer in Sachsen gegossen wurde. In den damals sehr leise auftretenden slavischen Oppositionskreisen sah man es nicht gerne, dass die böhmischen Adeligen sich an diesem Denkmale be- theiligten und dass ein deutscher Künstler zur Lösung der Aufgabe ge- wählt wurde; aber damals gingen die Interessen der Parteiführer des Adels Hand in Hand mit den Trägern der deutschen Kunst. Mit diesem Werke trat J. Hähnel zum ersten Male als Bildhauer in den österreichischen Län- dern auf, um später in Wien eine hervorragende Stelle einzunehmen. Später wurde auch das Radetzky-Monumenl. auf der Kleinseite mit Unter- stützung des Monumentalfonds geschaden, welcher dem Kunstvereine glücklicherweise zur Verfügung stand und noch heutigen Tages zur Ver- fügung steht. Die statuarische Arbeit führten, nach Ruberfs Zeichnungen, die Bildhauer Jos. und Em. Max aus; gegossen wurde es bei Burg- schmiedt in Nürnberg. Auf diese Weise trat die Plastik in Prag zu einer Zeit schon selbstbewusst auf, als in Wien Niemand höhere Zielpunkte die- sem Kunstzweige gesetzt hat und setzen durfte. Selbst auf dem Gebiete der Wissenschaft war damals in Wien kein besonders reges Leben zu ent- decken; war doch auf keiner Universität Oesterreichs eine selbstständige Lehrkanzel für Archäologie und Kunstgeschichte vorhanden. Die huma- nistischen Studien lagen darnieder. Die philosophische Facultät existirte nur dem Namen nach und nur als Vorstufe zu den Brodwissenschaften; es ist daher nicht zu verwundern, dass man auch an ein Museum der Gypsabgüsse gar nicht dachte. In der Akademie der bildenden Künste wurde die Samm- lung der Gypsabgüsse nur als ein Depöt für Lehrmittel angesehen. Diese Verhältnisse muss man im Auge behalten, wenn man die gegenwärtige Lage richtig und gerecht beurtheilen will. Dann wird es jedem Beobach- ter der gegenwärtigen Zustände klar, welchen kolossalen Fortschritt die Kunst und speciell die Plastik gemacht hat seit der Zeit, als Kaiser Franz Josef den Thron bestiegen hat. Es ist unzweifelhaft, dass während dieser 25 Jahre für die Plastik viel mehr geschehen ist, als seit der Gründung der Akademie unter Leo- pold I. bis zum Jahre 1848. Wien ist jetzt auf diesem Gebiete, wieauf dem der Architektur, allen deutschen Großstädten, München, Berlin und Dresden, theils ebenbürtig, theils voran. In München, wo die Kunsttradi- tionen König Ludwig I. preisgegeben wurden, tritt die monumentale Plastik ganz in den Hintergrund und wendet sich mehr der decorativen