69_ förderer, Besteller und Käufer von Kunstwerken erweist, blieb nicht ohne Nachwirkung auf die städtischen Municipien. ln der That verwenden einige der großen Comrnunen Frankreichs für künstlerische Aufträge mehr in Einem Jahre als der österreichische Staat, und die kleinen Gemeinden streben hierin den größeren eifrig nach, weil, Dank dem hundertjährigen Beispiele des Staates, die Ueberzeugung von der Productivität solcher Aus- gaben zu einer ganz allgemeinen '_des französischen Volkes geworden ist. Die Anziehungskraft der zahlreichen Erscheinungen des Kunstlebens in Frankreich auf zahllose Schaaren von Fremden, die Werthverrnehrung der Rohproducte durch ein wohlgeschultes Kunstgewerbe, welches den französischen Erzeugnissen den Weltmarkt sichert, wie Paris selbst der erste Kunstmarkt der Welt ist, so dass die Ausfuhr künstlerischer und kunstindustrieller Waaren fast den fünften Theil der Gesammtausfuhr dieses auch sonst so exportfähigen Landes bildet - all dies zusammen ergibt eine solche Steigerung des Nationaleinkommens, dass es wahrlich "keine Täuschung ist mit jener Ueberzeugung von der capitalzeugenden Kraft des Geldaufwandes zur Pflege der Kunst und Kunstindustrieund zur schulmäßigen Erziehung des Gewerbes. Wenn im Ganzen und Grnssen gesagt werden kann, dass die Kunst- pflege in Frankreich so alt ist wie Frankreich selbst, so sind speciell auch alle wichtigeren Einrichtungen für die artistische Erziehung der Franzosen schon vor der Periode entstanden, welche Baron Dumreicher eigentlich mit seinen Vorträgen umspannen wollte. Die Akademien zu Paris und Rom, die Manufacture royale des Meubles de la Couronne zu Paris und die Teppichfabrik zu Beauvais stammen bereits von dem Minister Colbert aus dem 17. Jahrhunderte her, und sie haben im Allgemeinen ihre ursprüng- lichen Grundlagen beibehalten. Die Staatstnanufactur zu Sevres, die Ecole nationale des Arts decoratifs und die zahlreichen Zeichenschulen in den Municipien schlossen sich an. Schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts war Frankreich der artistisch bestorganisirte Staat Europas, so gut, dass nach einer kurzen Unterbrechung durch die Schreckensherrschaft bis heute eigentlich gar keine wesentliche und schöpferische Entwickelung des artia stischen Unterrichtswesens mehr stattfinden konnte. Somit ist die bedeu- tende Ueberlegenheit der kunstgewerblichen Production Frankreichs nicht aus einer lnitiative der neuen Regierungen auf dem Gebiete der Schule zu erklären, sie erscheint vielmehr als eine Spätlingsfrucht der weitsich- tigen Unterrichtspolitik des ancien regime. Dagegen hat auf dem Gebiete des technischen Bildungswesens das moderne Frankreich thatsächlich eine wahrhaft schöpferische Kraft ent- faltet. Wir müssen davon abstehen, dem Vortragenden in seiner trefflichen Skizze der Entwickelungsgeschichte der technischen Studien und der ein- zelnen Anstalten wie der Ecole des Ponts et des Chaussees, der Ecole des Mines, der Ecole polytechnique und einer Reihe technischer Specialschulen zu folgen. Seine Auseinandersetzungen über die industrielle Sorbonne,