7! werbegeschichte; ihr folgte eine Anzahl von Zeichenschulen, industriellen Fachanstalten und Staatsgewerbeschulen; für die Pflege der hohen Kunst sind in der Akademie weite und würdige Räume geschaffen. Für das tech- nologische Gewerbemuseum sind vielversprechende Grundlagen gelegt, und bald wird der Palast des kunsthistorischen Hofmuseums dem Volke eine Fülle von Meisterleistungen alten Kunstfleißes bieten. Wir sind berechtigt, in diesen Schöpfungen die Frühlingsboten einer Entwickelung zu sehen, in welcher Frankreich bereits einen fruchtspendenden Herbst erlebt hat, und gewiss winkt auch uns für unverzagte Arbeit der Lohn einer schöneren , Zukunft. Die Einsicht für die zu wählenden Mittel und deren consequente Durchführung bricht sich nur langsam Bahn in weitere Kreise. Darum begrüßen wir es mit doppelter Freude, dass ein Mann wie Baron Dum- reicher dem bezüglichen Gebiete eingehende Studien widmet, für die Re- sultate seiner Forschungen öiTentlich mit Freimuth einsteht und ganz besonders, dass eine solche Kraft den Verwaltungskreisen selbst angehört. ' (W. A. P.) Vorlesungen im lluseuli. Am m. Februar hielt Prof Benndorf einen Vortrag über rdie Nike von Samo- thrake und deren Restauration durch Professor ZumbllSChl. Er begann seine Ausführungen mit dem Hinweis auf die Reihe von Unternehmungen, mit welchen die österreichische Regierung rasch den andern Staaten nacheilte, die schon längst sich die Aufgabe gestellt hatten, durch Unterstützung archäologischer Studien den idealen Gehalt der antiken Kunst für die Gegenwart nutzbar zu machen. Um so energischer wurde im letzten Jahrzehent die Sache in Oesterreich in Angriü" genommen, drei Lehrkanzeln für Archäologie, eine fur Epigraphik errichtet, und in den Jahren 1873 und 1875 Forschungsreisen und Aus- grabungen in Sarnothrake unternommen. deren höchst erfreuliche Resultate in zwei statt- lichen Banden niedergelegt sind. Prof. Benndorf skizzirte auch diese Ergebnisse der Aus- grabungen anf der Stätte eines uralten Mysteriencultus, beschrieb die Lage, Art und Re- construction der aufgefundenen Architekturstucke und ging hierauf zu der bereits berühmt gewordenen Niltestatue über, die von einer fruhern Expedition nach dem Louvre gebracht worden war, deren Basament aber erst von der zweiten osterr. Expedition bloßgelegt wurde. Die weiteren Erörterungen des Vortragenden beschäftigten sich nun eingehend mit den schwierigen Reconstructionsversuchen. welche Prof. Zumbusch an einem Gypse abgusse des eigenthnmlich bewegten Pariser Torso vornehm, um schließlich eine in Zum- busch's Atelier rnodellirte und den Zuhörern vor Augen gestellte Figur als eine voll- kommen zuverlässige Lösung dieser Aufgabe erscheinen zu lassen: als eine Siegverkun- derin, welche Demetrius Polyorketes bald nach der großen Seeschlacht von 306, die ihm den Kbnigstitel einbrachte, auf Samothrake aufstellen ließ; auf dem Vordertheil eines Schifes lebhaft ausschreitcnd schmetterte die Göttin von hervorragender. beherrschender Stelle den Siegesjubel über das Thal hinab, während ihre Linke den Trophäenstab hielt. - Das zahlreiche Auditorium spendete dem Vortrage, welcher also ein antikes Kunst- werk in voller Klarheit für die Geschichte und die aufbluhende Kunst wiedergewonnen dar! stellte, lebhaften Beifall. Den Schluss des diesjährigen Vorlesungscyklus bildeten die beiden Vorträge des Sectionsrathes Baron Dumreicher über Frankreichs innere Gewerbepolitik in den letzten hundert Jahren. Um des außerordentlichen Beifalles willen, welchen die beiden Vortrage fanden und wegen ihres allgemeineren Interesses geben wir über dieselben an anderer Stelle dieser Nummer ein eingehenderes Referat.