Mirlheilunuen des k. k. llaslarraißll. Museums KUNST UND INDUSTRIE. (Monatschrift für Kunst und Kunstgewerbe.) Am 1. eines jeden Monats erscheint eine Nummer. - Abonnementspreis per Jahr H. 4.- Redacteur Eduard Glunolarz. Expedition von C. Gerohfs Sohn. Man abonnirt im Museum, bei Gerold d: Comp., durch die Postanstalten, sowie durch e alle Buch- und Kunsthnndlungeu. N1: 177, WIEN, 1. Juni 1880. XV_ Jahrg Inhalt: Ueber einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe Von Prof. Dr. Karahacek. (Form) - Die Leipziger Fachausstellung für Drechsler und Bildschnitzer Deutschlands und Oesterreicn- Unglms. - Antike Gliser aus Aquileil. - Literaturbericht. - KleinerejMittheilungen. - Fort- setzung de: Verzeichnisses der im Museum kiiullichen Gypsabgüsse. - Inserat. lleber einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe. Von Prof. Dr. Karabacek. (Fortsetzung) Gottfried Sempefs umfassender Blick hat in seinem Werke nder Stils, I, p. 156, auch das eben genannte blattin gestreift; doch nicht, ohne eine jener ihm eigenthllmlichen etymologischen Anschauungen zu entwickeln, an denen sein classisches Buch kränkelt. Nach seiner Meinung gieng nämlich die mit blatiin in gleicher Weise als Farb- und Stoffhezeichnung gebrauchte blatta, welche er vom Purpur scheidet, "nicht zweifellos ursprünglich auf das rothfärbende lnsect, die Kermes, sondern er denkt vbei diesem Worte unwillkürlich an Blatt, d. h. an eine glatte Oberfläche von glän- zender satter Färbungu. Es ist schwer, bei so knapper Aufstellung, Sempefs Gedankengang zu erforschen, - auch überflüssig, denn sei dem wie immer, sicher ist, dass der Meister der Architektur hier eine schiefe Ebene in philologicis construirt hat, deren Schllipfrigkeit um so deutlicher in die Augen springt, als er unmittelbar darauf wieder das franz. satin, welches wir bereits als eine Umbildung des arabisirten Namens der chinesischen Stadt Tseu-thung kennen gelernt haben, mit blattin als eins vermuthet! Prüfen wir nun, wie es sich in Wirklichkeit damit verhält. Die Purpurfärberei der Alten schied sich in zwei Hauptarten: in die l-lerbarien- und Conchylienfiirberei. Während die letztere, als die eigentliche Purpurfärberei, den Farbstoff dem Meere entnahm, also ani- malische Substanzen verarbeitete, gewann die erstere ihre Färbemittel zumeist aus vegetahilischen Substanzen des Landes. Zur eigentlichen Vlll. Bd. 1880, 6