den turko-tatarischen Sprachen die Stammsilbe lgir in der Bedeutung Farbe
vorkommt m), so ist doch wohl unser lörmiq nur als die Umbildung
eines verbindenden arischen Mittelgliedes unter semitischem Einliusse an-
zusehen; denn die Erscheinung des käf und ze" in Kirmiz ist aus dem-
selben literalen Umgestaltungsprocesse zu erklären, der z. B. das arabisirte
Kur; (Flockseide) aus dem pers. Kadsch entstehen ließ.
Diesem arabisirten Kirmig und dem davon gebildeten. Relativum
Kirmirijj verdanken wir unser Kermes, der Grieche sein xtppili, xpiuäli,
Kpeueli und die romanischen Sprachen ihr chermisi, carmesi, cramoixi u. s. w.
Auch im Hebräischen finden wir dieses Wort, und zwar in dem
nachexilischen Karmilr"), welches aber nicht wie man fälschlich
annahml"), als ein Compositum aus pers. Kirm, Wurm und äl, roth,
soviel als Wurmroth bezeichnen sollte; oder aus dem Fremdworte
D13 (Krm) mit der Nominalendung 51 - (i!) gebildet istl"): sondern
vielmehr auf das sanskr. Adiectiv Kfmila, wurmig, hinweist, was um
so besser stimmt, wenn man an das vorher über den wurrnigen Lack
Gesagte sich erinnert. Mit dem hebr. Karmil identisch ist das armen.
Karmir (I in r verwandelt) und unser Karmin (I in n verwandelt), wie
carmin und carminio in den romanischen Sprachen. Ist also auch hier die
Grundbedeutung des Wortes als Wurmfarbe außer Zweifel, so können wir
solches auch weiterhin in unterschiedlichen Namenswandlungen verfolgen.
Schon das vorexilische Hebräisch nennt die Kermesfarbe von ihrem
Glanze vjw" schani (vom Stammworte 7112i II, glänzen) und in Zu-
' 1' - T 1'
sammensetzung mit nyljn tholeath, Wurin, Insect, vjw nybm Glanz-
wurm oder ylyjn thola, Wurm, schlechtweg, mit welch" letzterem
Ausdruck nicht nur speciell der Kerm eswurm, sondern in übertragener
Bedeutung auf die Farbe geradezu auch die Wurmfarbe bezeichnet
wurde. Denselben Gebrauch finden wir merkwürdigerweise auch in an-
deren Sprachen. So kommt in den slavischen Mundarten die Benennung
für Roth direct von dem Worte, womit der Wurm bezeichnet wird,
z. B. russ. txcherw, Wurm, tscherwonii, roth. Auch im Provencalischen
wird das Kermes-Insect schlechtweg Ie ver genannt, die rorn. Benennungen
vermeil, vermiglio etc. gehen auf vermiculus zurück und lat. verniis ist,
wie gr. äkuii, etymologisch genommen, auch nur wieder sanskr. vrhmi
d. i. Kymi. Das altfriesische worma bedeutet endlich geradezu Purpur.
m) Vämbery, Etym. Worterb. etc., p. 89.
m) 2 Chron. ll. 6, 13; lll, I4.
m) Rosenmnller, Handbuch der bibL Alterthumskunde, IV, _2. Abth. p. 449
Gesenius, Thes. phil. crit. linguae Hebr. et Chald. etc. ll, p. 7x4, s. v. Sun-D u. A.
"n; Delitzsch in Ztschr. D. M. G. XVll, p. 676. - Nach Fürst, Hcbr. und
Chald. Worterb., 1863, l, 631 triRt Knnnil mit Kymidscha und Kirmir nur theilweisc
und zufällig zusammen, indem er sich einen intransitiven Verbalstvnmm mit der Bedeu-
tung glänzend roth sein bildet, von dem er Karmil ableitet!