' Zuerstferwähneniwir ein Intlei-ieur vonlluliuis. Groß, das schon der Katalog um," als Motiv für einvwohnzimmer" bezeichnet. An schwellenden Divans, arf rauschenden Portieren vorbei, treten wir über eine Treppe zum Fenstersitze. Das breite Licht fälltbdurch goldstrahlende Fenster auf geschnitztes Getafel und eine starke Balustrade,'die diesen erleuchteten Platz vom kühlen Zimmer trennt, lAlles einzelne, Applicationsarbeit, Tzipeizierungi etc. ist vorfredlicli, das Ganze berauschend, undlidoch mochte man, recht im Gegentheile zu einem bekannten Volksworte, nur gemalt darinnen sein. Ludwig Scbmiitt, der wie Bernhard Ludwig die Mit- arbeiter nennt (was recht vortheilhaft gegenliberdem stolzen Schweigen der liibrigen!Ausstel1er' auffällt), bringt drei Ziminer nach Entwürfen von Leopold {Thleyert Ein ASalon, an dessen guter Eintheilung der Wände und reicherxCassettirung des bemalten Plafonds man sogleich den ge- schulten Architekten erkennt, krankt doch bei vielen schünen Einzelheiten an Ueberfülle und jener coulissenartigen Aufstellung, in die man gerne hineinsieht, in der es einem aber. nicht heimisch werden kann. lDas Schlafzimmer mit seinen gerafften himmelblauen Bettvorhängen streift hart an den Tapeziererstil. An den Möbeln dieses Zimmers bemerken wir eine Unart, die schon auf der letzten Weihnachtsausstellungdes Oesterr. Museums aufgefallen war. Ueber die Lehne des gepolsterten "Sessels ward emianges schmales Stück Zeug" gelegt, wie man etwa ein Handtuch zum Trocknen darüber hängen möchte. Wollte man das unbequeme Tuch, um sich zu setzen, wegziehen, so fand man es an den Stuhl vorne und rück- wiirts festgenäiht; hier wallt zum Unterschiede das Zeug von der zurück- gebogeneri Lehne frei zur Erde nieder. Ein sogenanntes Tiroler Schlosszimmer, d. h. ein Zimmer in spät gothischem {Geschmacke mit Truhen an den Wänden," das derselbe Fabri- kant ausstellt, ist glücklicher Weise Unicum auf dieser Ausstellung. Auch hier ist, bis auf die in Malerei nachgeahmten Stuckreliefs in der Fenster- nische, alles vortrefflich, besonders ein Bett mit Wäsche und Vorhängen aus weißer Leinwand, die herrliche Stickereien nach südslavischen Motiven zieren. Das Bett passt glücklicher Weise in jeden Stil, wer soll aber, nachdem die Schwärmerei für das Ritterthum schon fünfzig Jahre vorbei ist, in diesem Zimmer wohnen, _leben wollen; doch auch dafür wurde gesorgt, am Fenster sitzt eine Dame mit blonden Flechten in alterthüm- lichem Gewande und träumt am Rocken, ein Kind liegt neben ihr in der Wiege. Alles ist so stille wie in Dornröschens Schlosse, nur manchmal, wenn ein inuthwilliger Knabe vorbeikömmt, stößt er'mit dem Stock an die Wiege, die Wiege schwankt, das Kind sieht mit den großen Augen herum als wäre es umwvierhundert Jahre zul spät auf die Welt gekommen. Die Dame hat noch Niemand zu wecken versucht. Was den Reiz aller Zimmer erhöht, die hier zur Ausstellung gebracht" werden, sind farbige Glasfenster, von denen wir jene mit lichten Butzen- scheiben um ein quadratisches oder rundes Bildchen den tieffarbigeri figuren- 91