15,6 reichen vorziehen, deren ieuriges iiiinrnerndes Licht wohl den festlichen Eindruck {einer (Cathedrale oder eines Pnlinksaavles erhöht, im Wohnzimmer aber bald die hettern im Buche _und die Stiche auf dem Nähwerlt der Frau zum Vllleigentanze zwänge. Dass, der sorgfältigen Aufnahmsjury zum Trotzye, das ganz Geschmack- lose sich eyinzudriingen versteht, wird der aufmerksame ßeobachter kaum bedauern, dem sonst die Gelegenheit gänzlich fehlen würde, zu sehen, was in gewissen Schichten noch für originell nnd vornehm gilt. Doch müssen wir constatiren, dass nur ein einzelner Aussteller etwas zu bieten wagte, eine Einrichtung aus lichtem Eschenhoiz in Vltlobigeni Empirestil (esist e_ine wahre Kunst Empirmöbel sehwerfällig zu machen) mit himmel- blauen Medaillons auf rother Polsterung, dazu eine Portiere rosigen Blumenguirjlanden, Qder bei einem zweiten Ameublement _ein Ueberzug von bedrucktem blumigen Sammt mit Pierre de Strasse-Knöpfgn. ' Wie glückliche Wirkungen sich im Empirestile, dem wir ieädoch nicht das Wort reden möchten, erzielen lassen, zeigt die Exposition von Leist, der mehrere derartige Stühle in zarten hellen Farben bringt, aber {auch eine edle Purtiere im Stile des 17. Jahrhunderts, Henri-deui-Sessel, Sessel im Stile Louis XiYI, alle in ihrer Art gut, das einzelne hier nur durch die bunte Mischung beeinträchtigt. Eines möchten wir noch besprechen, die allzuweitgehende Anwendung des Plüsdhes. Dieser weiche glänzende. Stoß" bedeckt nicht nur fast alle Stühle, hängt nicht nur vor allen Thüren und Fenstern, wir sehen auch einen cannelirten Tischfuß umwiniden, die Platten der Tische be- decken und endlich, noch dazu in saphirblauer Farbe, die Tuchbespan- nung eines Schreibtisches ersetzen; darauf darf wohl nicht viel geschrieben werden? Es wäre an der Zeit, von diesem Uebermabße zurücirzulrommen. Fanden wir bei vielem Schönen auch Einiges zu tadelri, so wird sich doch ein Fortsqhritt an Geschmack und Technik nicht leugnen lassen, ein Fortschritt vielleicht sogar gegenüber der vorigjährigen Beriiner Aus- stellung. Denn ist bei uns auch manches zu gehäuft und zu färbig, so entspricht das süddeutscher Art, und starreres Vordrängen des Architek- tonilschen, das ein Zimmer gewiss nicht heimlich macht, ist dadurch glück- lich vermieden, ' Einen schwer wiegenden Tadel lrtönnen wir nicht verhehlen, wir wissen nur nicht, ob er das Publicum trifft oder die Fabrikanten. Alles was ausgestellt ist, Zimmer oder einzelnes Möbelstück, ist für Lebens- und Vermögensverhältnisse berechnet, die weit über die des bürgerlichen Mittelstandes hineusragen. ist nun auf diesen breiten Boden das Bedürf- niss nach stilvoller Einrichtung noch nicht gedrungen? Wir glauben, es ist guten Theiles da, nur lasst es sich schwer befiiedigen, weil die Fa- bricatign stiliyoll nur für jene hßher begüterkteri Kreise arbeitet, die heute nicht mehr wie in vergangenen Zeiten mit Bildung identisch sind, sondern meist gar ferne von Bxildungscentren zu wachsen und zu wohnen