365 Hierauf erhalt der Herr Specialberichterstatter Jireeek das Wort: Die Frage einer einheitlichen Leitung des Gewerbeunterrichtes habe ich im vorigen Jahre, leider ohne Erfolg, im Budgetausschusse angeregt, und jetzt erlebe ich die Genugthuung, dass sie von verschiedenen hochachtbaren Seiten in den Vordergrund gestellt wird. ln dieser Beziehung brauche ich mich also nicht weiter auszusprechen. lm Weiteren geht der Redner auf ienen Theil der Ausführung in der Rede des Dr. Weitlof über, welche sich mit der nationalen Frage beschäftigen und schließt mit den Worten: Mit dem, was der Herr Abgeordnete Friedrich Sueß bemerkt hat, stimme ich wohl überein, dass es namlich gut sei, eine gewerbliche Fortbildungsschule in Sechshaus zu errichten. Was soll man aber dazu sagen, dass wir in Prag, der Hauptstadt des Landes, mit einer Bevölkerung, die sammt Vororten über 200.000 Menschen betragt, keine staatliche Gewerbeschule haben? Man muss doch auch auf die Prager Verhältnisse Rück- sicht nehmen, denn was dem Einen billig ist, soll auch dem Anderen geschehen lch wünschte sehr, dass die Regierung sich entschließt die von der Gemeinde Prag mit größter Bereitwilligkeit aufgenommenen Verhandlungen endlich einmal zum Abschlusse zu bringen und die Gewerbeschule zu eröffnen. Inzwischen hatte der Präsident bezüglich des Resolutionsantrages des Dr. Hanse die Unterstützungsfrage gestellt; der Antrag wurde hin- reichend unterstützt und dem Budgetausschusse zur Berichterstattung zugewiesen. Fayonce. Vortrag, von Dr. Friedr. Linke gehalten im k. k. Oesterr. Museum am z. Decbr. 1880. (Schluss) Die Geschichte der Fayence haben wir in England zu suchen. Wenn die enormen Thonlager Englands, namentlich in der Graf- schaft Staiiordshire, schon {Ion den Römern in großem Maßstabe zur Ziegelbereitung ausgenützt wurden, so scheint dagegen aus den wenigen Exemplaren späterer Töpferwaare, die in England aufgefunden werden konnten, der Schluss gerechtfertigt, dass im Mittelalter die Töpferei in England sehr darniedergelegen habe, der Bedarf wohl ausschließlich aus dem Auslande gedeckt worden sei. Und zumal eine höhere Entwickelung scheint schon durch den Umstand ausgeschlossen gewesen, dass sich in der Culturgeschichte Englands ein merkwürdig langer und hartnäckiger Widerstand gegen die Einführung jeglichen Comforts constatiren lässt. Noch die große Königin Elisabeth speiste ohne Gabel; ja unter Jacob I. wurde von der Kanzel herab gegen die Verwendung der Gabel gepredigt, als einer Gottlosigkeit, einer Missachtung der von Gott ge- schaffenen Werkzeuge, der Finger. Es ist berichtet, dass für das Bankett in der Londoner Guildhall 176i, welches König Georg III. in Staatsgala besuchte, neues Zinngeschirr für 264 Pfd. Sterl. angekauft wurde. Den ersten Anstoß scheint die englische Töpferei von Holland aus im 16. Jahrhundert erhalten zu haben. Namentlich war es die Fabrication des Steinzeugs, jener dicht gesinterten steinartigen Thonmasse, wie sie